Rhein-Pfalz Kreis Die Lust am Hubraum

Nicht nur gucken ... Zur Motorradaussstellung werden Lieblingsstücke auch ausgefahren. Und wer bereit für eine Spende ist, wird
Nicht nur gucken ... Zur Motorradaussstellung werden Lieblingsstücke auch ausgefahren. Und wer bereit für eine Spende ist, wird im Beiwagen mitgenommen.

«Schifferstadt.» Auf der Bühne der Waldfesthalle gibt es eine „Ahnengalerie“ von alten Motorrädern. „Hier haben Clubmitglieder ihre Heiligtümer hergebracht. Das ist schon was“, sagt Peter Trauth vom Motorradclub (MRC). Da steht eine Einzylinder-Maschine von NSU, die Anfang der 50er in Neckarsulm gebaut wurde. Gleich daneben eine Zündapp K 500 aus dem Jahr 1936. Die MZ daneben hat der Club seinem Mitglied Alfons Hook zu dessen 70. Geburtstag geschenkt, Hook hat sie selbst restauriert. Auch ein Rennmotorrad von 1977 steht da, aus der „Schnapsglas-Klasse“, eine Honda mit 125 Kubikzentimetern Hubraum. Der Zweitakter leistet 19 PS und schafft 150 km/h Spitzengeschwindigkeit. Dagegen schafft die flotte Italienerin, Laverda 650 Sport, aus dem Jahr 1994 schon 216 km/h, hat aber auch 71 PS. Zu sehen sind auch einige Ducati-Modelle. Während die alten Maschinen schlank und bescheiden wirken, sind bei den modernen Motorrädern Hubraum und Leistung durch die Decke gegangen. Harley Davidson war schon immer bekannt für ein wuchtiges Auftreten und Zweizylinder mit großem Volumen in V-Form. Mit 1868 Kubikzentimetern hat der Ami mal wieder den größten – Hubraum natürlich. Fette Reifen, dicker Auspuff und ein seitlich montierter riesiger Ansaugstutzen sind mehr als nur „optische Akzente“. Das haut aufs Auge. Die Lust am Hubraum hat auch BMW bewogen, die lange Zeit geltende Ein-Liter-Grenze zu überschreiten. Seit Jahren ist der Verkaufsschlager der Bayern die R 1250 GS. „Das ist die eierlegende Wollmilchsau unter den Motorrädern“, sagt Trauth und zeigt auf das aktuelle Modell. Er meint damit, dass man damit auf jeder Art von Straße bestens voran kommt, die Leistung von 136 PS wohldosiert und mit viel Drehmoment schon aus niedrigen Drehzahlen kommt. Man kann damit Reisen und Kilometer machen, aber auch Spaßtouren auf kurvigen kleinen Straßen genießen. Kawasaki ist in diesem Jahr erstmals in der Einsteigerklasse der 125 Kubikzentimeter vertreten. Die Modelle für junge Fahrer haben ein Design, das ein bisschen an Kampfjet und Raumschiff erinnert. Man würde sich nicht wundern, wenn die Dinger auch fliegen könnten. Aber auch den „Anno-dunnemals“-Look haben die Japaner inzwischen im Programm. Die W800 Street sieht aus, als käme sie aus den 70ern, hat Speichenräder, die Gabelstoßdämpfer sind mit Ziehharmonika-Balg verkleidet. Modern sind die Scheibenbremsen, das Antiblockiersystem, sowie eine Kupplung, die beim Herunterschalten das Stempeln des Hinterrads vermeidet. „Ich bin vor Kurzem ein 80er-Jahre Motorrad gefahren – ich habe mich gewundert, mit was für einem Gefühl man damals unterwegs war“, sagt Stefan Füger, ein Yamaha-Händler aus Harthausen. Heutige Motorräder seien viel besser zu handhaben, bessere Fahrwerke und Sicherheitssysteme sorgen für entspannteres Fahren. Schaukeln und Aufrichten in den Kurven gehören weitgehend der Vergangenheit an. Trotzdem gilt immer noch: „Es kommt auf das rechte Handgelenk der Fahrer an“, sagt Füger. Und Trauth meint: „Die Physik gilt immer noch und eine Kurve bleibt eine Kurve.“ Der Trend geht wieder weg von extrem schnellen und beschleunigungsstarken Motorrädern. Gleichwohl gibt es sie noch. Gehört ein Motorrad mit gut 200 PS in den Straßenverkehr? „Eigentlich nicht“, sagt Füger, „damit kann man sich auf Rennstrecken austoben.“ Dass es Geschwindigkeitsfanatiker gibt, wirft ein schlechtes Licht auf die anderen Motorradfahrer. „Wegen ein paar Idioten, die mit dem Knie auf der Straße durchheizen, werden Strecken für uns alle gesperrt“, ärgert sich Peter Trauth, der mit seiner BMW GS gern durch Pfälzerwald und Elsass fährt. Die mit Plastik vollverkleideten Rennmaschinen sind in seinen Augen „Joghurtbecher“. Aktuell gehe der Trend eher zu Sporttourern, meint Trauth. Auf denen sitzt man bequem, kann Koffer anbauen und auch längere Strecken fahren ohne Rückenschmerzen. Und zügig vorwärts kommt man immer noch. Die Gespannfahrer des Clubs und seiner Freunde boten wieder Mitfahrgelegenheiten gegen eine Spende an. Am Sonntag überreichte der MRC den Erlös vergangener Gespannfahrten, 300 Euro, an den Kinderschutzbund. Wie immer gab es eine Tombola zugunsten des Partnervereins, der Multiple Sklerose Selbsthilfegruppe. Der Erlös soll beim traditionellen Grillfest von MRC und MS-Gruppe im Sommer übergeben werden.

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