Rhein-Pfalz Kreis Das Gotteshaus bebt

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Böhl-Iggelheim. In der protestantischen Kirche Böhl hat es am Sonntag bewegende Balladen und auch einige mitreißende Passagen gegeben. Für einen guten Zweck präsentierten Sänger Oliver Dums und seine Band hier das erste Konzert der neuen Reihe „Church in Color“. Der Erlös des Konzerts kommt der protestantischen Kita Vogelnest zugute.

Scheinwerfer tauchen die Wände in Blau und die Säulen an der Tür in Grün. Die Beleuchtung spielt mit der Architektur. Licht und Schatten formen immer neue Muster. An der gewölbten Decke wirbeln Kreise. Oliver Dums nimmt als erstes auf der „Bühne“ Platz und beginnt allein mit der Gitarre. Zum Lied „Sugar Mountain“ von Neil Young kommen nach und nach die anderen Bandmitglieder in Instrumentalphasen dazu. Zunächst Bassist Daniel Zäpfel, danach Gitarrist Holger Schell, dann Pianist Marcus Rutz-Lewandowski und zum Schluss Percussionist Kai Rogowski. Das Programm ist vielschichtig. Die Band schreibt auch eigene Songs, dieser Abend aber ist bekannten Stücken gewidmet, die neu arrangiert wurden. Es erklingen Coverversionen bekannter Lieder von Bands wie Coldplay, U2, Phil Collins, Sting und vielen mehr. Mit „Church in Color“ schließen Dums and the Band an die Veranstaltung „Church in Orange“ an, die vor vier Jahren schon gut ankam. Die Böhler Kirche ist ausverkauft. Die Besetzung ist, bis auf ein paar Mitglieder, neu. Sie gruppiert sich um den Hauensteiner Sänger Oliver Dums. REMs „Everybody Hurts“ wird in der Lyrics-Version gespielt – nach einem kurzen Vorspiel. Zunächst liest Pianist Rutz-Lewandowski die deutsche Übersetzung mit Instrumentalbegleitung vor, dann wird das Lied ganz gespielt. Bei „Music Was My First Love“ von John Miles klatscht das Publikum die temporeicheren Parts mit. Schließlich hält es bei einem langen, tiefen Ton keinen mehr auf den Bänken. Die Kirche ist erfüllt von Johlen, Jubeln, Klatschen und Trampeln. In den Reihen fühlt es sich an wie ein kleines Erdbeben. So euphorisch und mitreißend wie die Lieder sind, so bewegend sind auch manche Texte. „Miss Sarajevo“ wird als weitere Lyrics-Version vorgetragen. Das Lied, in schweren Krisenzeiten für das zerrissene ehemalige Jugoslawien geschrieben, ist heute noch aktuell. Wer den Text von U2 an sich heranlässt, dem beschert das eine Gänsehaut und einen dicken Kloß im Hals. Doch wenig später darf auch wieder gelacht werden: Mit Selbstironie und einem sympathischen Lächeln trägt Dums Anekdoten aus dem Bandleben vor. So erzählt er über Bassist Daniel Zäpfel, dass er bei einem Auftritt vor mehreren tausend Zuhörern ein Auge nie vom Tablet ließ. Doch da standen nicht etwa die Noten drauf, sondern es lief ein Bundesligaspiel mit Beteiligung von Mönchengladbach. Ein Running Gag seien die Frage nach dem nächsten Song und die Antwort des Pianisten Rutz-Lewandowski, die immer „Leaving On A Jetplane“ laute. Bei diesem Konzert behält er endlich mal recht. Im Publikum gingen die Feuerzeuge an. Grund genug für einen Kommentar seitens des Sängers: „Ich finde das grandios, dass hier nicht die Handys angehen, sondern noch echte Feuerzeuge.“ Als Zugabe gibt es „Chasing Cars“ von Snow Patrol und „One“ von U2. Doch das reicht dem Publikum nicht. So muss die Band für „I Still Haven`t Found What I`m Looking For“ noch mal an die Instrumente. Und: Je nach Gesangstalent des Publikums wird die Aufzeichnung von der Band veröffentlicht.

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