Rhein-Pfalz Kreis „Bei uns gibt es keinen Dresscode“

Limburgerhof. In Stockholm findet dieses Wochenende das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) statt. Sänger aus 26 Ländern treten in dem Liederwettstreit gegeneinander an. Wer sich das Spektakel nicht allein zu Hause vorm Fernseher ansehen will, dürfte im Limburgerhofer Capitol Lichtspiel-Theater gut aufgehoben sein. Da gibt es ein spezielles Programm. Wir haben im Vorfeld mit Organisator Edgar Ohst über die Bruchlandung im vergangenen Jahr, Schweden und Federboas gesprochen.

Herr Ohst, noch drei Tage bis zur großen Show in Schweden. Meinen Sie, dass sich Deutschland bis dahin von der Schmach erholt haben wird?

Welcher Schmach? Naja, die deutsche Kandidatin hat vergangenes Jahr mit null Punkten den letzten Platz belegt. Das war ja schon ganz schön herb. Ach so, das meinen Sie. Nein, also für mich ist das keine Schmach gewesen. Nichts, wovon ich mich erholen muss. Ich denke, beim ESC geht es ja eher darum, einen schönen gemeinsamen Abend mit einem großen Fest der Kulturen zu feiern und sich anzugucken, auf was für einem Stand die Musik in den europäischen Ländern aktuell ist. Welchen Platz das eigene Land da belegt, ist doch gar nicht so wichtig. Null Punkte tun trotzdem weh, oder etwa nicht? Und da sich Deutschland in der Flüchtlingskrise kaum Freunde gemacht hat ... Gibt es eigentlich auch Minuspunkte? (lacht) Das stimmt natürlich, dass die Wahlergebnisse beim ESC oft politische Entwicklungen widerspiegeln. Das macht die besondere Würze aus. Zu gucken, wie die Nachbarn etwa in Skandinavien oder Osteuropa zusammenhalten. Allerdings ist der Nationalgedanke, glaube ich, mittlerweile nicht mehr so übermächtig wie das früher einmal der Fall war. Das merkt man ja schon daran, dass die meisten Lieder heute auf Englisch gesungen werden und nicht in der Muttersprache. Außerdem müssen die Sieger von überall viele Punkte kriegen. Sonst funktioniert das nicht. Deutschland hat zuletzt im Jahr 2010 von überall viele Punkte erhalten. Ja, da haben wir gewonnen. Da ist Lena Meyer-Landrut angetreten, ein schmales, dunkelhaariges Mädel aus Hannover. Diesmal heißt die Kandidatin Jamie-Lee, ist schmal, dunkelhaarig und kommt aus der Nähe von Hannover. Ein gutes Omen? Vielleicht. Vielleicht genießt sie auch ein bisschen Welpenschutz? Soweit ich weiß, ist sie die jüngste Teilnehmerin. Da kann sie eventuell einen Charme-Bonus ausspielen. Kennen Sie das Lied von Jamie-Lee? Ehrlich gesagt habe ich das noch nie gehört. Ich bin weniger ein ESC- als ein Schweden-Fan. Für mich ist spannend, dass der Wettbewerb dieses Jahr in Stockholm stattfindet und dass die Stadt jetzt schon kopfsteht. Momentan spielen die Ampeln da zum Beispiel alte ESC-Lieder. Okay, das ist ungefähr so schräg wie Jamie-Lees Outfits, würde ich meinen. Kommen wir zum ESC-Programm im Capitol. Was gehört dazu? Verteilen Sie Taschentücher, wenn es wieder so ein Drama wird? Bislang haben wir nur Servietten, aber Taschentücher wären vielleicht eine Überlegung wert. Und sonst? Wir haben den Raum festlich geschmückt – mit europäischen Fähnchen – und einen Elch in der Vitrine am Eingang ... Einen schwedischen? Natürlich. Zudem werden wir Stimmzettel verteilen. Unsere Gäste können ihren eigenen Gewinner küren. Der soll dann während der Verteilung der Punkte in der ARD verkündet werden. Etwas zu gewinnen gibt es auch. Wir verlosen drei Preise an die Gäste. Die haben mit dem Kino und mit Schweden zu tun. Neben den gewohnten Snacks gibt es an dem Abend etwas Herzhaftes und auch Kaffee und Kuchen. Kaffee ist übrigens so was wie ein schwedisches Nationalgetränk. In kaum einem anderen europäischen Land wird so viel Kaffee getrunken. Und Sie zeigen das ganz normale Fernseh-Programm? Ja, wir starten mit dem Warm-up, das ab 20.15 Uhr auf ARD gezeigt wird, und um 21 Uhr geht es mit dem eigentlichen Wettbewerb los. Wer ist denn eingeladen? Gibt es so was wie einen Dresscode? Sie meinen wie bei den Opernübertragungen, wo wir uns Abendkleidung wünschen? Ja. Brauchen die Gäste Glitzer, Spandex oder Federboas? Nein. Das alles ist für uns selbst noch ganz neu. Wie gesagt: Wir sind nicht unbedingt ESC-Fans, wir freuen uns nur auf einen tollen gemeinsamen Abend. Wir wissen ja nicht mal, wie viele Leute kommen. Jeder kann sich anziehen, wie es ihm gefällt. Das Capitol Lichtspiel-Theater hat zuletzt einen „Star-Wars“-Abend und eine Oscar-Woche angeboten. Ist das Teil eines größeren Plans? Wir wollen solche Aktionen künftig immer wieder machen, um uns von den Angeboten der großen Kinos in der Region abzusetzen und dadurch am Markt behaupten zu können. Für Juni haben wir zum Beispiel ein Schachturnier im Vorfeld des Films „Bauernopfer“ über den früheren Schachweltmeister Bobby Fischer geplant. Kino als Erlebnisstätte und Ort der Begegnung, das soll so etwas wie ein Markenzeichen werden. Und wie werden diese Angebote bislang angenommen? Ganz gut. Bei dem „Star-Wars“-Quiz waren jetzt nicht so viele Leute, aber wir haben danach sehr viel positives Feedback erhalten. Und in der Oscar-Woche hatten wir deutlich mehr Besucher als sonst. Wir hoffen, dass das Interesse an der ESC-Nacht auch wieder groß sein wird. Noch Fragen? Der Eurovision Song Contest wird am Samstag, 14. Mai, ausgestrahlt. Das Capitol öffnet seine Tore um 19.30 Uhr, ab 20.15 Uhr läuft das Warm-up, ab 21 Uhr das eigentliche Finale. Der Eintritt ist frei.

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