Rhein-Pfalz Kreis Alltägliche Übergriffe vermeiden

Blicke, Pfiffe, dumme Sprüche – für viele Frauen gehört sexistische Anmache zum Alltag. Mit der groß angelegten Kampagne „Grenzen achten!“ wollen die Gleichstellungsstelle der Nibelungenstadt, der ASB-Kinderschutzdienst und der Frauennotruf Männern klarmachen, dass ihr Verhalten verletzend ist und Ängste auslöst. Als Rollenvorbilder wurden Fußballer des VfR Wormatia Worms gewonnen.

Die Initiatoren des Projekts wollen mit der Kampagne einen Perspektivwechsel herbeiführen. „Die meisten Kampagnen zielen darauf ab, Frauen zu zeigen, wie sie sich gegen sexuelle Anmache schützen können, beispielsweise mit Selbstverteidigung“, erläuterte Regina Mayer vom Frauennotruf bei der Präsentation der Aktion am Mittwoch. „Wir wollen Jungs und Männer dafür sensibilisieren, dass ihr Verhalten nicht cool, sondern verletzend ist.“ Es gehe darum, alltägliche Grenzübertritte wie Anmachsprüche, anzügliche Blicke und Grabschereien zu vermeiden, erklärte Anika Baumann vom ASB-Kinderschutzdienst. Dieses Gebaren von Männern werde immer noch von der Gesellschaft bagatellisiert, hinterlasse aber Spuren bei den betroffenen Frauen bis hin zu Verhaltensänderungen und Einschränkungen der Lebensqualität. „Viele Mädchen und Frauen nehmen lieber ein Taxi, als abends alleine nach Hause zu gehen“, meinte Baumann und ergänzte: „Das sind Überlegungen, die so in der Gedankenwelt eines Mannes gar nicht vorkommen.“ Mit finanzieller Unterstützung von Sponsoren wurden vier Plakat- und Postkartenmotive entwickelt. Sie zeigen Kicker der ersten Herren- und Damenmannschaft der Wormatia. Darauf prangen Schriftzüge wie „Wir zeigen Frauen gegenüber Respekt!“, „Wir machen uns gegen Belästigung stark!“, „Wer Frauen angrabscht, bekommt von mir Rot!“ oder „Wir erwarten von Männern Respekt!“ Auf einem Aufkleber steht: „Grenzen achten!“ Plakate an Litfaßsäulen und vier großflächige Banner in der Stadt sollen in den nächsten Wochen auf die Kampagne aufmerksam machen. Auch Infomaterialien sollen verteilt werden – in öffentlichen Einrichtungen und auf Volksfesten. Gedruckt wurden 4000 Plakate und Postkarten, berichtete die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Jasmine Olbort. Hinzu kommen 1000 Sticker und Gelb-Rote Karten. 11.000 Euro wurden dafür investiert. Der Startschuss zur Kampagne in der Woche vor dem Backfischfest sei bewusst gewählt worden, sagte Olbort. „Gerade auf Volksfesten findet sexualisierte Anmache sehr häufig statt und sorgt dafür, dass sich Mädchen und Frauen unwohl fühlen.“ Um möglichst viele Männer jeden Alters anzusprechen, sei der Fußball mit seinem hohen Identifikationspotenzial und seiner großen Anhängerschaft ein guter Verbreiter, unterstrich die Gleichstellungsbeauftragte. Fußballer Benjamin Himmel, der in der Regionalliga-Mannschaft des VfR spielt und für die Aktion gewonnen wurde, berichtete offen davon, dass es auch bei Feiern der Wormatia-Kicker in der Vergangenheit „schon mal Sprüche gegenüber Frauen gegeben hat“. Das habe sich inzwischen geändert, betonte Himmel. „Früher habe ich mir nie Gedanken über das Thema gemacht und nicht darüber nachgedacht, dass schon einfache Sprüche Frauen so nahe gehen können“, berichtete der Fußballer. Der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD), selbst Vater einer 16-jährigen Tochter, lobte das von der Stadt unterstützte Projekt. Er sieht beide Geschlechter in einer „gemeinsamen Verantwortung“. Kissel: „Frauen erwarten von Männern – genau wie Männer von Frauen – Fairness und Respekt.“ (gnk)

x