Pirmasens Zwischen Sehnsucht und Nostalgie

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Noch so gut wie nie ist es einer Band gelungen, das erste Abendkonzert des Musiksommers im Neufferpark tatsächlich unter freiem Himmel zu spielen. Auch das Trio Finale XL musste am Donnerstag in Kuchems Brauhaus umziehen, weil das Wetter eben ziemlich kapriziös ist. Aber die Band für die italienischen Momente im Leben trug die Sonne im Herzen und bescherte ihrem Publikum einen Abend zwischen Sehnsucht und frohgemuter Nostalgie.

Das Trio Finale XL mit Andrea Tognoli (Bass, Gesang), Michael Wack (Gitarre, Gesang), Philip Freyer (Geige) und Barbara Müller (Akkordeon) ist natürlich ein Quartett und kokettiert deshalb gerne mit der Zuschreibung „größtes Trio der Welt“. Für diesen Abend im Brauhaus war es auf alle Fälle das großartigste Trio der Welt. Den Fans der Musiksommer-Konzerte sind die vier natürlich keine Unbekannten, gehören sie doch sozusagen zum gesetzten Stammpersonal von Wolfgang Kuchems alljährlichem Musikfestival. Als Musiker, die auch bei anderen beliebten Bands wie dem Zweibrücker Blues Himmel oder den Pirmasenser The Storytellers zur Stammbesetzung gehören, kommen sie mit jener unabdingbaren Mischung von Routine, Respekt und Musikalität auf die Bühne, die Garanten für den großen Unterhaltungswert des Trio Finale XL sind.So kann es sich die Band erlauben, die ja eigentlich für ihre federleichte italienische Schlagermusik ein Markenartikel ist, auch Schwermütiges und Kratziges ins Repertoire zu nehmen. Das selbstgeschriebene „Venecia“ etwa, mit dem der Abend eröffnet, dann so manches Lied, wie von den Italienern im Publikum bestätigt wird, im originären neapolitanischen Dialekt. Klar, mit dem aus Mailand stammenden Andrea Tognoli hat man die Authentizität sozusagen bereits eingebaut, aber vermutlich ist es für einen Mailänder genauso schwierig die Mundart aus Napoli zu imitieren, wie Sächsisch für einen Pfälzer. Und satirische Nummern wie „Tu Vuò Fà L“Americano“, das der italienische Sänger Renato Carosone zusammen mit Nicola „Nisa“ Salerno schrieb und das die Möchtegern-Amerikaner unter den Italienern verhohnepiepelt, gibt es auch, sogar mit einem feinen Jazz-Ton. Überhaupt lässt sich das Trio Finale XL nur sehr ungern festlegen. Zur Stammwürze gehören natürlich Rocco Granatas „Marina“, José Felicianos „Que sera“, Paolo Contes „Azzurro“, das Adriano Celentano populär gemacht hat, und viele Urlaubsschlager der Deutschen dazu. Aber man kann auch Jazz, wie Django Reinhardts „Minor Swing“ und Celentanos „Una Festa Sui Prati“, bei dem Andrea Tognoli glaubhaft versichert, dass das Lied in Italien weithin unbekannt und nur in Deutschland zu Hit-Ehren gekommen sei. Sehr unterhaltsam auch, dass immer mal wieder Lieder im italienischen Original und ihrem deutschsprachigen Pendant gesungen werden: „Verso Sud“, etwa, eine Komposition von Andrea, die sich auch im Repertoire des Blues Himmel findet oder der Schlager „Marina“. Das Erfolgsgeheimnis des Trio Finale XL-Quartetts liegt zunächst in der reizvollen Instrumentierung mit Akkordeon, Geige, Bass und Gitarre, dazu noch ein bisschen Percussion. Das lässt auch rein instrumentale Stücke zu, die mit profunden solistischen Exkursionen weitläufig erkundet werden. Vor allem aber ist es die Seriosität, mit der die vier Musiker ihrem Material begegnen. Man hat Spaß an diesen Schlagerliedern, aber man verrät sie nicht an eine unangebrachte Ironie. So muss das sein und nur so macht es Spaß. Termin Am kommenden Donnerstag, 21. Juli, ab 19 Uhr, steht auf Kuchems Sommermusik-Kalender die irische Musikgruppe Matching Ties auf dem Programm.

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