Pirmasens Zwergschule mit pädagogischem Zehnkämpfer

Die Schuljahrgänge eins bis vier am letzten Schultag vor der Auflösung der Schule am 15.7.1970. Rechts: Der langjährige Schullei
Die Schuljahrgänge eins bis vier am letzten Schultag vor der Auflösung der Schule am 15.7.1970. Rechts: Der langjährige Schulleiter Wilhelm Braun.

Jetzt gibt’s ganz großes Kino in Hengsberg: Am 26. August sind alle Schuljahrgänge ab 1946 bis 1970 zu einem Treffen ins FC Sportheim eingeladen. Dieses Ereignis stellt eine Premiere dar, da in den Jahren 2018 und 2019 lediglich die „mittleren“ Jahrgänge als Gäste in Hengsberg waren.

Organisator Michael Hoffmann hatte dieses Jahr noch etliche Helfer, da 101 „Ehemalige“ zu finden waren. „Davon sind etliche bereits verstorben, andere unbekannt verzogen, zudem gab es auch Absagen“, sagte Hoffmann. Dennoch „sind wir positiv überrascht von den Rückmeldungen. Insgesamt kommen 50 Leute, die meisten sind ehemalige Schüler, von denen einige ihre Partner dabei haben“ (Hoffmann weist darauf hin, dass Ehemalige, die den RHEINPFALZ-Artikel lesen, sich noch bei ihm unter Telefonnummer 06331 62707 anmelden können).

Das Treffen findet ab 16.30 Uhr im Sportheim statt, wo die Gäste von Hoffmann und Ortsvorsteher Walter Kossin begrüßt werden. Die „Wirtsleut von der Waldesruh“ haben ein Buffet vorbereitet, das dann im Sportheim serviert wird, weil die Plätze in der Gaststätte nicht ausreichen.

Jetzt auch die jungen und alten Jahrgänge

Beim ersten und zweiten Treffen, 2018 und 2019, waren etwa 30 Leute gekommen: Die mittleren Jahrgänge, laut Hoffmann. Das heißt, die ganz jungen und die ganz alten Jahrgänge waren nicht dabei. Gleichwohl war es für Michael Hoffmann eine Fleißarbeit, die Einschulungslisten sämtlicher Schülerjahrgänge der Volksschule in Hengsberg von 1946 bis zum letzten Unterrichtstag und gleichzeitig der Auflösung der Schule am 15. Juli 1970 zu recherchieren. Bei den Fotos sei das Hauptproblem gewesen, den Personen auf den Bildern die passenden Namen zuzuordnen. „Für die Identifikation waren viele persönliche Gespräche notwendig. Die Leute waren aber durchweg kooperativ“, so Hoffmann.

Bei seinen Recherchen habe sich auch herausgestellt, dass einzelne Jahrgänge jeweils nur mit einer Person besetzt waren. „Ich selbst zum Beispiel war ein kompletter Jahrgang; denn ich wurde 1956 als einziges Kind eingeschult. Nach dem Krieg gab es sogar einen oder zwei Jahrgänge ohne Einschulung.“

Religionsunterricht im Wohnzimmer

Auch Kuriositäten förderte Hoffmann zutage. Etwa ein Posteinlieferungsbuch von Lehrer Braun, oder den „Hilferuf“ einer Mutter, die offenbar Erziehungsprobleme hatte: Die verzweifelte Mutter bat „Herrn Lehrer Braun“, ihrem Sohn anständig den Hintern zu verhauen. Nur nicht im Beisein aller anderen. „Das Original mit Namen drauf habe ich natürlich“, so Hoffmann.

Damals war die Hengsberger Schule eine einklassige sogenannte Zwergschule; das heißt alle Klassenjahrgänge wurden in einem Saal unterrichtet. Hoffmann: „Der Lehrer war ein sogenannter pädagogischer Zehnkämpfer, weil er fast alle Fächer selbst unterrichtet hat, außer Handarbeit und Religion. Für die evangelischen Schüler war Pfarrer Hutterer zuständig, für die Katholiken war im Wohnzimmer der Familie Reinhard Religionsunterricht – und das über mehrere Jahre.“

Das Schulhaus wurde 1937 in der Fehrbacher Straße 10 gebaut. Es war bis 1970 in Betrieb, nachdem Hengsberg durch die Verwaltungsreform 1969 zur Stadt kam. Der ehemalige Schulraum diente lange Zeit als Sitzungssaal für den Ortsbeirat; außerdem hatte der Ortsvorsteher ein Büro in dem Gebäude. Die Stadt konnte die Immobilie Ende 2020 verkaufen. Der neue Eigner ließ darin zwei Mietwohnungen entstehen.

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