Pirmasens Umwelttechnik als Fach: So will die BBS mehr Schüler für technische Berufe vorbereiten

Die BBS ist räumlich gut ausgestattet, unter anderem mit einem Übungsfriseursalon. Unser Foto zeigt einen Workshop beim „Tag dei
Die BBS ist räumlich gut ausgestattet, unter anderem mit einem Übungsfriseursalon. Unser Foto zeigt einen Workshop beim »Tag deiner Zukunft« an der BBS.

Die Beliebtheit von Fächern wie Umwelttechnik will die Pirmasenser Berufsbildende Schule (BBS) nutzen, um mehr Schüler für das Technische Gymnasium zu begeistern. An der BBS wird es noch weitere Änderungen im pädagogischen Konzept geben.

An der Berufsbildenden Schule stehen weitreichende Veränderungen ins Haus. Die Fachrichtungen Wirtschaft und Technik sollen anders verzahnt werden, weil die Schüler , wie Schulleiterin Kerstin Belyea ausführt, mit Technik „nichts anfangen“ könnten. Wenn sie aber in der zehnten Klasse die Möglichkeit hätten, beide Fachrichtungen auszuprobieren und Erfahrung zu gewinnen, würden sie sich vielleicht doch noch für die Techniksparte entscheiden, in deren Fächern dann auch das Abitur abgelegt werden könnte.

Das Berufliche Gymnasium der BBS bietet die Fachrichtungen Wirtschaft und Technik an. „Während wir in der Fachrichtung Wirtschaft stabile Schülerzahlen aufweisen, mit drei elften Klassen mit je 30 Schülern zum Schuljahr 2023/2024, und sogar Anmeldungen abweisen müssen, beobachten wir eine deutliche Zurückhaltung der Schüler bei der Anmeldung zur Fachrichtung Technik mit nur einer elften Klasse und derzeit 25 Anmeldungen“, begründete Belyea den Antrag. Den Grund sieht die Schulleiterin in Berührungsängsten zur Technik und insbesondere zum Fach „Elektrotechnik“ selbst. Eine Umbenennung in „Umwelttechnik“ mit neuen Schwerpunkten treffe dagegen den Zeitgeist, so Belyea. Das Fach liefere vor dem Hintergrund der globalen Erderwärmung sowie einem Umdenken in der Energiegewinnung, dem Städtebau und Landwirtschaft einen zeitgemäßen Schwerpunkt, mit dem junge Menschen besser für die naturwissenschaftlichen Fächer angesprochen werden könnten. Der Schulleiterin ist dies auch deshalb wichtig, weil man eine Förderung der so genannten Mint-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – in der Region beantragen könne. Auch will sie mehr junge Frauen für diese Fachbereiche begeistern.

Neue Labore sollen genutzt werden

Auf diese Weise könnten auch physikalische Technik, Biotechnik, chemische Technik und Informatik in den Fachbereich eingebunden werden, erläutert die Schulleiterin. Das sei allein schon deswegen sehr gut, weil die Berufsbildende Schule nagelneue Labore bei der Sanierung erhalten habe, erklärt sie. So könnten die Schüler gleich in mehrere Mint-Gebiete reinschnuppern. Auch hier verspricht sich sowohl die Schulleitung als auch das städtische Schulverwaltungsamt eine Mint-Förderung für die Region.

Außerdem soll ab dem Schuljahr 2024/25 an der Berufsbildenden Schule ein Berufsvorbereitungsjahr mit inklusivem Unterricht angeboten werden. So könnten Schüler ohne Hauptschulabschluss die Berufsreife anstreben, weil ein hoher fachpraktischer Unterrichtsanteil angeboten würde. In einer Klasse von zwölf Schülern sollen acht Regelschüler sowie vier Schüler mit geringer Beeinträchtigung unterrichtet werden. Laut Belyea könnten Schüler mit Entwicklungsbedarf aber in der neunten Klasse häufig nicht optimal auf den Übergang zum Beruf gefördert werden. Das könne in der BBS mit dem neuen Berufsvorbereitungsjahr mit inklusivem Unterricht wirksam geleistet werden. Hier fänden sich bereits Werkstätten, Küche und hauswirtschaftliche Praxisräume sowie ein Übungsfriseursalon.

Idee: Inklusives Berufsvorbereitungsjahr

Weder in Pirmasens noch im Kreis existiere bislang ein solches inklusives Berufsvorbereitungsjahr. Die nächsten Angebote in der Richtung gebe es in Zweibrücken oder Landstuhl. Auf der anderen Seite seien vier Schwerpunktschulen und eine Förderschule in Stadt und Kreis vorhanden, die ihre Schüler zu solch einem Berufsvorbereitungsjahr an die BBS schicken könnten. In Sachen Berufsvorbereitung mit inklusivem Unterricht habe sich die Stadt mit Liane Fremgen, Schulleiterin der Landgraf-Ludwig-Realschule Plus, Volker Koch, Schulleiter des Förderzentrums Matzenbergschule sowie Wolfgang Grimm, Schulleiter der Pirminiusschule, ausgetauscht, die das Anliegen der Berufsbildenden Schule befürworten, erklärt Oberbürgermeister Markus Zwick.

Koch merkte im Schulträgerausschuss allerdings dazu an, dass die Berufsschule keine Förderschullehrer habe. Die Praxis sehe so aus, dass die Matzenbergschule eine Förderschullehrkraft an die Berufsschule abordnen müsse, um das Berufsvorbereitungsjahr mit inklusivem Unterricht zu unterstützen. Das sei gut, weil die Schüler so die Berufsreife bekommen können. Er hoffe jedoch, dass die Matzenbergschule dafür eine Planstelle von der ADD bekommt, um selbst das hauseigene Personal wieder aufzustocken.

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