Pirmasens Spielen mit Energie

Am Sonntag, 27. Juli, 20.30 Uhr, wird im Rahmen des Kultursommers auf dem Schlossplatz in Bad Bergzabern Hugo von Hofmannsthals „Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ gezeigt. Die Produktion verwendet die Originalkostüme der Salzburger Festspiele von 1959. Regie führt Helmut Vitzthum, Thomas Peschke spielt die Titelrolle. Als Buhlschaft tritt Christine Neubauer auf: hoch zu Ross und mit einer acht Meter langen Tigerpython . Die bekannte und beliebte Film-, Fernseh- und Theaterschauspielerin antwortet im Folgenden auf die Fragen von Karl Georg Berg.

Waren Sie schon einmal in der Südpfalz, in Bad Bergzabern?

Nein, leider noch nicht, aber ich war bereits in Straßburg – was ja, glaube ich, ähnlich von den Fachwerkhäusern und der traumhaft schönen Landschaft ist. Ich weiß, ich komme in ein wunderbares Weinbaugebiet und werde sicherlich den kulinarischen Genüssen nicht widerstehen können. Spielen Sie gerne und oft im Sommer in Opern-air-Aufführungen? Ja, sehr gerne, diese Unwägbarkeiten mit dem Wetter hält es – oder ist es heiß, oder oder Will das Pferd so, wie ich es will, oder doch ganz anders – Tiere sind ja bei Bühnenlicht nicht immer ganz berechenbar. Wir hatten einmal bei einer Aufführung des „Jedermann“ auch Tauben integriert _ diese Taube, auf die es ankam, wollte aber partout nicht so, wie ich es wollte und flog von dannen, der Taubenzüchter hatte Mühe, seine Taube wieder einzufangen. Daher haben wir nun einen Tigerpython in unser Spiel integriert – mit sechs Metern Länge ist das Tier zwar wunderschön, aber auch nicht ohne – ich versuche, meinen Tanz der Buhlschaft mit der Schlange zu bewältigen. Sehen wir mal, wer gewinnt: die Würgeschlange oder ich. Wie ist das Verhältnis zwischen Theateraufführung und TV/Film bei Ihrer Arbeit als Schauspielerin? Natürlich überwiegt der Film bei mir ganz eindeutig – und beides hat seine Berechtigung. Beides liebe ich sehr. Da gibt es für mich kein Entweder-oder. Beides möchte ich beherrschen, ich denke auch, es ist für die schauspielerische Entwicklung wichtig. Ich habe am Lee Strasberg Theatre and Film Institute in New York gelernt, was es heißt, den Charakter einer Rolle im eigenen Ich aufzuspüren. Und meine Anfänge am Münchner Volkstheater haben mir auch für meine Arbeit vor der Kamera viel gebracht. Warum liebe ich das Theaterspielen noch? Eben weil es ein ganz anderes Umgehen mit einer Rolle verlangt beziehungsweise gestattet, bin ich sehr dankbar, dass ich beide Möglichkeiten bekommen habe. Außerdem muss ich zugeben: Der direkte Kontakt zum Publikum, der Moment, wenn wir uns alle vor ihm verneigen – das ist etwas ganz Besonderes. Das kann kein ungnädiger Kritiker mehr kaputt machen. Wird es auch wieder neue Bücher von Ihnen geben? Lassen wir uns beide bitte hiervon überraschen. Welche Bedeutung hat für Sie Hofmannsthals „Jedermann“, wie lässt sich das Werk dem Publikum heute vermitteln? Da kommt einiges zusammen: Es ist einfach spannend, sich in eine ganz andere Zeit einzufühlen – eine Epoche, in der die Geliebte eines reichen Mannes gesellschaftliche, oft sogar politische Bedeutung besaß. Dieses Selbstbewusstsein und das entsprechende Temperament lege ich auch in mein Spiel hinein. Darüber hinaus hat der „Jedermann“ für mich eine zeitübergreifende Aussage. Jede Rolle hat hier Symbolcharakter. Hofmannsthals Mär ist nicht umsonst mit all ihren unterschiedlichen Interpretationen zum Kultstück geworden. Und die Erinnerung daran, dass wir alle mit leeren Taschen vor dem Tod stehen werden, ist auch in heutiger Zeit sicher kein Fehler. Ich denke durch gutes Spielen kann man den Inhalt auch dem heutigen Publikum vermitteln. Natürlich soll dem durch das Fernsehen verwöhnten Publikum auch durch Spezialeffekte der Theaterabend unterhaltsam gemacht werden. Ich denke, dies ist uns mit unserem Spielen gut gelungen. Was genau reizt Sie an der Rolle der Buhlschaft? Es ist die Qualität der Rolle. Viele namhafte Kolleginnen haben auch schon die Buhlschaft gespielt. Es ist ein kurzer, aber explosiver Auftritt, bei dem man trotzdem eine Geschichte erzählen kann. Und wie viel Christine Neubauer steckt in der Rolle? Was ich meiner Buhlschaft geben will, ist meine Energie, mein positives Lebensgefühl und das Zu-seiner-Weiblichkeit-stehen. Die andere Seite der Rolle allerdings, dieses Sich-an-einen-Mann-heranwerfen, nur die Frau an der Seite von jemanden zu sein, das entspricht nicht meiner Person und hat es auch noch nie getan. Das muss ich eben spielen. Wie oft und wo haben Sie die Buhlschaft schon gespielt? Oh , ich glaube wir sind schon über 80 Mal mit diesem Stück eingeladen gewesen. Würden Sie die Buhlschaft auch einmal gerne in Salzburg spielen? Es freut mich, dass Sie mich auch in einer der Salzburger-Kult-Inszenierung sehen würden. Wer einmal hier die Buhlschaft war, hat ja quasi seinen Platz im Olymp. Die Entscheidung darüber liegt bei einem kleinen elitären Zirkel. Wobei ich den Applaus des Publikums eigentlich genauso wichtig finde – ob bei all den Aufführungen der letzten Jahre bei den Regensburger Thurn und Taxis Schlossfestspielen, in München und anderswo oder vor dem TV. Und ein bisschen Salzburg umhüllt auch mich beim „Jedermann“, wenn ich in die traumhaft schöne Robe steige, die einst Senta Berger als Buhlschaft getragen hat.

x