Interview „Schreiben ist für mich eine Flucht aus dem Alltag“

Julian Ehrgott
Julian Ehrgott

Julian Ehrgott aus Ruppertsweiler hat vor vier Jahren unter dem Pseudonym J.C. Rickards seinen Debüt-Roman „Story Of A Hanging Man“ veröffentlicht. Sein jüngstes Mystery-Buch „Die Geschichte von Wintersbrunn“ vereint nun alle vier zuvor erschienen Einzelbände auf 708 Seiten. Um was es in seiner nächsten Trilogie geht, hat Ehrgott unserem Mitarbeiter Peter Schneider verraten.

„Ursprung der Finsternis“, der erste Band der „Wintersbrunn Saga“, erschien bereits am 19. März. Wie ist die Resonanz darauf ausgefallen?
Es ist immer spannend, etwas Neues auszuprobieren. Daher hat es mich sehr gefreut, dass die Leser den ersten Teil der Mystery-Reihe so positiv angenommen haben. Bisher hat sich jedes meiner Bücher stark von seinem Vorgänger unterschieden, wobei ich denke, dass ich mit „Es war ein langer Weg“ und „Die Geschichte von Wintersbrunn“ den bisher größten Spagat gewagt habe.

Haben Sie die vier Einzelbände von „Die Geschichte von Wintersbrunn“ in einem Rutsch geschrieben?
Die Idee zu diesem Buch hatte ich bereits vor einigen Jahren, habe aber nie wirklich daran gearbeitet. Anfangs sollte die Geschichte nicht von einer Kleinstadt handeln, sondern von einem in die Jahre gekommenen Wohnhaus mit mehreren Familien. Hin und wieder habe ich mich gedanklich nach Wintersbrunn begeben, bis der erste Band schließlich Form annahm. Die ursprüngliche Handlung sollte sein, dass Menschen Wand an Wand leben, niemand aber wirklich genau weiß, wer sein Nachbar ist und welche dunklen Geheimnisse sich in dessen Wohnung verbergen. Je mehr ich mich aber mit Wintersbrunn befasste, desto klarer wurde mir, den Umfang von einem Wohnhaus auf eine Kleinstadt auszuweiten. Die komplette Geschichte habe ich dann im Vorfeld durchgeplant und bereits grob in vier Bände aufgeteilt. Dadurch war es mir möglich, sie vom ersten Satz bis zum großen Finale ohne Unterbrechung fertigzustellen. Ich wollte mit der „Wintersbrunn Saga“ etwas Kurzweiliges schaffen, das die Leser aus ihrem Alltag entführt und in die düsteren Machenschaften dieser scheinbar malerischen Stadt verwickelt.

Woher nehmen Sie die Inspiration zu solchen Geschichten?
Woher ich meine Inspirationen nehme, kann ich so schnell nicht beantworten. Ich glaube aber, dass ich ein Mensch bin, der gerne beobachtet, sich für viele Dinge begeistern kann und die Möglichkeit hat, seinen Spinnereien nachzuhängen. Manchmal reicht etwas ganz Alltägliches, irgendeine banale Sache, die einen Funken in mir entfacht. Die Notizen auf meinem Smartphone sind gefüllt mit etlichen Buchideen, Namen für Charaktere, die mir gut gefallen, und anderen Fragmenten, die es vielleicht irgendwann einmal zu einer vollständigen Geschichte schaffen. Speziell bei „Die Geschichte von Wintersbrunn“ spielte für mich das Thema Freundschaft eine tragende Rolle. Denn die vier Jugendlichen, um die es in meinem Buch geht, müssen Herausforderungen entgegentreten, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch die Beziehung zueinander auf eine wirklich harte Probe stellen. Dies war beim Verfassen dieser Geschichte meine größte Inspiration.

Für Ihre sieben Bücher liegt – außer beim autobiografischen „Es war ein langer Weg“ – das empfohlene Alter der Leser-Zielgruppe bei zwölf bis 17 Jahren. Warum schreiben Sie nicht für ein erwachseneres Publikum?
Diesen Anregungen und Tipps bin ich natürlich nicht abgeneigt. Ich nehme sie mir zu Herzen. Um ehrlich zu sein, wäre es für mich ein großes Lob, zusammen mit einem Markus Heitz genannt zu werden – jemand, der bereits das erreicht hat, wovon ich noch träume. Das Schreiben hat in den vergangenen Jahren einen festen Platz in meinem Leben eingenommen, weshalb ich mir nicht vorstellen kann, irgendwann damit aufzuhören. Es gibt noch so vieles, was ich ausprobieren und erzählen will. Und selbst wenn ich irgendwann nur noch Geschichten schreiben sollte, die niemanden mehr interessieren, dann verfasse ich sie für mich, weil es mir gut tut und als kleine Flucht aus dem Alltag dient. Ich bin der Vorstellung definitiv nicht abgeneigt, etwas für Erwachsene zu schreiben. Allerdings hat es sich bisher für mich einfach vom Gefühl her noch nicht ergeben. Wobei ich gestehen muss, dass ich tatsächlich Notizen besitze, die zu einem Roman mit erwachseneren Handlungssträngen passen würden. Andere Ideen haben sich bloß jedes Mal vorgedrängelt.

Von welchen Autoren fühlen Sie sich beeinflusst?
Es gibt viele großartige Autoren, die es schaffen, durch Worte Bilder in die Köpfe zu zeichnen und den Leser gefangen zu nehmen. Ich bewundere, wem es gelingt, mit den ersten Sätzen Leser in ihre Welt zu ziehen. Trotz allem ist die Antwort nach meinem Vorbild zweifelsfrei J. K. Rowling, die Autorin der Harry-Potter-Romane, wenn es darum geht, Menschen mit Geschichten zu verzaubern.

Bereits im März kündigten Sie die Trilogie „Tag der Hexen“ an. Was ist daraus geworden?
Bei „Tage der Hexen“ kam es nicht wirklich zu einer Verzögerung, da ein Veröffentlichungsdatum nie feststand. Es ist ein Projekt, das mir auf andere Art und Weise am Herzen liegt. Es begleitet mich schon seit ich den Entschluss fasste, mich als Schriftsteller zu versuchen; es war also das allererste Manuskript, das ich schrieb und in den letzten zehn Jahren mit mir gewachsen ist. Selbstverständlich hat sich in dieser Zeit nicht nur mein Schreibstil verändert. Es liegt nun also an mir, Band eins bis drei so zu überarbeiten, dass ich es in andere Hände geben möchte.

Worum geht es darin?
In dieser Fantasy-Trilogie geht es um einen Jungen, der durch unvorhergesehene Verstrickungen seiner bislang unbekannten Vergangenheit in eine völlig neue Welt eintauchen muss, um das Erbe seiner Familie anzutreten. Man begleitet den Protagonisten auf seinem Weg durch eine magische Welt und erlebt, wie durch einen verzerrten Spiegel, was es bedeutet, erwachsen zu werden. Natürlich begegnen ihm viele Feinde und Gefahren, aber auch Zusammenhalt, Hoffnung und eine gewisse Menge an Mut, die es benötigt, um sich selbst zu finden.

Werden Sie auch diese Trilogie im Selbstverlag veröffentlichen?
Bislang veröffentlichte ich stets im Selbstverlag. Für dieses Projekt allerdings wünsche ich mir ein passendes Zuhause. Darum freut es mich immens, dass die Trilogie beim Pirmasenser Mystic-Verlag erscheinen wird. Zum Veröffentlichungsdatum kann ich noch nichts sagen.

Was sind Ihre nächsten literarischen Projekte?
Das nächste Projekt, dem ich mich vollends widmen möchte, wird definitiv „Tage der Hexen“ sein. Denn es begleitet mich seit zehn Jahren und ich freue mich schon sehr darauf, es endlich gehen zu lassen. Darüber hinaus gibt es noch zwei konkrete Buchideen, die ich im Anschluss angehen werde. Es wird nämlich so sein, dass ich mich als J.C. Rickards nach wie vor nicht festlegen möchte. Die kommenden Bücher werden also wieder völlig anders ausfallen, wie beispielsweise „Wintersbrunn“.

Werden Sie weiter unter dem Namen J.C. Rickards veröffentlichen?
Die Trilogie „Tage der Hexen“ wird erstmals unter meinem echten Namen erscheinen. Künftig werde ich alles im Genre Fantasy als Julian Ehrgott veröffentlichen. Andere Ideen, die mich nicht loslassen – dieses Genre aber nicht bedienen – werden unter meinem Pseudonym veröffentlicht. Speziell in diesem Jahr war ich sehr mit der Mystery-Saga „Die Geschichte von Wintersbrunn“ beschäftigt, dass ich mich nicht wirklich um anderen Projekte kümmern konnte.

Das Cover.
Das Cover.
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