Pirmasens „Pirmasens war früher schlimmer“

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Pirmasens

war früher mal ein schlimmes Pflaster bei Mord und Totschlag und Gerhard Schworm vom K 11 musste öfter mit seinem Team in die Südwestpfalz. Tötungsdelikte sind heute eher selten, wenngleich in den vergangenen zwei Jahren wieder einige Fälle vorkamen, zuletzt die Messerstecherei nahe beim Wedebrunnen. Und dann sind da noch die Altfälle, die mit neuen DNA-Analysen einer nach dem anderen nochmal unter die Lupe genommen werden. „Pirmasens war früher schlimmer“, erzählt Schworm, der Leiter des K 11, was umgangssprachlich auch als „Mordkommission“ des Polizeipräsidiums bezeichnet wird. Schworm, sein Stellvertreter Helmut Hartmann und ihr Team sind für alle Kapitaldelikte wie Mord, Entführung, Erpressung oder Bankraub im ganzen Präsidiumsbereich von Kusel bis Bobenthal zuständig. Mit den getöteten Frauen in Nünschweiler und Vinningen sowie der Teppichleiche in der Güterbahnhofstraße oder der Messerstecherei am Wedebrunnen hatte das K 11 auch wieder einiges in der Südwestpfalz zu tun. Mit Ausnahme des Vinninger Falls bisher immer „erfolgreich“, da Tat und Täter aufgeklärt werden konnten. Schworm, der seit 15 Jahren das K 11 leitet, wollte eigentlich zu den Wirtschaftsstrafsachen. „Mit Toten, das war nicht so meins“, erzählt der Kriminalbeamte. Im K 11 sei er dann doch hängengeblieben vor 24 Jahren, weil das kollegiale Umfeld stimme. Für seinen Stellvertreter Hartmann hingegen war die Mordkommission gleich das Ziel. „Ich wusste gleich, da will ich hin.“ Und so führte der Weg von der Schutzpolizei gleich zur Kripo und dann ins K 11. Stressig sei der Job phasenweise auf jeden Fall. Vor allem, wenn eine Leiche gefunden werde. „Oft entscheidet sich so ein Fall in den ersten 48 Stunden“, berichtet Schworm. Die Beamten müssten dann rund um die Uhr am Ball bleiben. In seinem Büro habe er im Schrank alles, inklusive Kleidung zum Wechseln, was er so für zwei Tage gebrauchen könne. Die Liege steht im Eck hinter dem Schreibtisch. In den ersten zwei Tagen stehe der Täter noch unter dem Eindruck der Tat und reagiere unsicherer als später, wenn der Schock weniger wirke. „Danach kann es schwer werden“, meint Hartmann und schildert anhand des Toten, der in einen Teppich eingewickelt in Pirmasens gefunden worden war, wie sich so ein Fall entwickeln kann. „Das war kein schwieriger Fall“, so Hartmann. Das Klientel sei nach der Identifizierung der Leiche klar gewesen und auch, dass der Tatort nicht weit vom Fundort entfernt sein könnte. Nachdem eine Zeugin schließlich den Namen eines Bekannten genannt hatte, der nur zwei Häuser entfernt wohnte, habe bei einer Hausdurchsuchung im Keller der Tatort mit Blutspuren gefunden werden können. „Die Hauptarbeit waren die Vernehmungen“, meint Hartmann. Überhaupt seien oft die Vernehmungen entscheidend und hier müsse das Team Durchhaltevermögen zeigen. „Das geht nicht so fix wie im Fernsehen.“ Vergleiche mit Fernsehkommissaren, die im „Tatort“ immer in der Nacht arbeiten und praktisch nie ins Bett kommen, mögen Schworm und Hartmann nicht so gerne. „Wir arbeiten in Teams“, nennt Schworm einen Unterschied zu Tatort und Co., wo öfter mal nur ein Mann ermittle und der zweite nur als Dialogpartner benötigt wird. „Das gibt es bei uns nicht.“ Und auch die brenzligen Szenen, wenn der Kommissar den Täter verfolgt. Schworm und Hartmann haben zwar die Dienstpistole stets dabei. „Auf mich ist noch nie geschossen worden“, meint Schworm. „Wenn ich abschätzen kann, dass es gefährlich wird, rufe ich lieber das SEK.“ Den Täter lasse er sich dann lieber „liefern“, statt selbst den Helden zu spielen. Ein weiterer großer Unterschied zu den Fernsehkommissaren sind die Untersuchungsberichte. Von der Schnelligkeit der im Film gelieferten Untersuchungsergebnisse können Hartmann und Schworm nur träumen. Eine DNA-Analyse vom Landeskriminalamt brauche durchaus zwei bis drei Tage, wenn sie mit hoher Priorität versehen worden sei. „Da müssen wir aber schon auf den Knien gerutscht kommen“, erzählt Hartmann. Ansonsten könne es auch mal drei Monate dauern. Auch bei den Daten, die Mordkommissionen im Fernsehen munter in Hülle und Fülle abfragen, hätte Hartmann gerne etwas mehr als derzeit gesetzlich möglich. Die Vorratsdatenspeicherung wäre ein wichtiges Instrument, meint er, das die Ermittlungen gerade am Anfang erleichtern könnte. Die Netzbetreiber speicherten die Abrechnungen immer nur eine kurze Dauer. „Die Daten kriegen wir und die brauchen wir fast immer. Für uns ist das die erste Möglichkeit, die letzten Kontakte auszuwerten“, meint Hartmann. Wenn der Ermittler dann zu lange warte, um die Daten abzufragen, seien diese unter Umständen schon wieder gelöscht und einfach mal alles ins Blaue hinein abzufragen, sei ein zu großer Eingriff, findet auch der stellvertretende K 11-Leiter. „Mit einer gesicherten Speicherung wäre uns sehr geholfen.“

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