Pirmasens Mit einem Ohr für die Details

Undercover spielten am Samstagabend auf dem Bärenbrunnerhof und empfahlen sich mit ihrem Programm vor allem jenen Musikfreunden, denen die Rockmusik der 70er und 80er Jahre am Herzen liegt. Wer an dieser Stelle eine von zahllosen Coverbands vermutete, die sich mit der Songauswahl an den aktuellen Charts orientieren, dürfte sehr überrascht gewesen sein.

Undercover bereiten große Hits der Rock- und Popgeschichte auf und achten dabei auf die Details in den Originalarrangements. Vor allem – und gerade das macht die Band unbedingt empfehlenswert – setzen die Musiker auf ausgefeilten mehrstimmigen Gesang. Darauf wird in den Proben mit Sicherheit viel Zeit verwandt. Das Ergebnis überzeugte gerade wegen der wichtigen Detailarbeit, die beim korrekten Nachspielen einer Vorlage leider zu oft außen vor bleibt.

Wer Songs nachspielt, dem bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder entscheidet er sich zum akribischen Nachzeichnen der Studiovorlagen oder er spielt eine komplett umstrukturierte Eigenversion. Dazwischen läge so eine Art lässiges Ungefähr-Nachspielen. Doch das ist nicht die Sache einer Band wie Undercover, die auch auf Kleinigkeiten in den Songs achtet.

Natürlich ist es nichts Ungewöhnliches, dass ein Song wie „Hotel California“ von The Eagles nachgespielt wird. Bei Undercover jedoch wird der Zuhörer vom korrekt gespielten Zwölf-Saiter-Intro verwöhnt und auch die Solo-Gitarrenarbeit lehnt sich an die Urversion des Songs in den frühen 70er Jahren an.

Apropos Zwölf-Saiter: Wenn Undercover „Give A Little Bit“ von Supertramp oder „Go Your Own Way“ von Fleetwood Mac spielen, macht sich der Sound des akustischen Instruments natürlich gut. Doch würde der beste instrumentale Unterbau nicht helfen, wenn es an den gesanglichen Fähigkeiten fehlte. Gerade da punktet die Band – nicht nur bei den eben genannten Songs: Bostons „More Than A Feeling“ fordert erstens eine sichere hohe Männerstimme und dann auch noch geschmeidigen, gut abgestimmten Harmoniegesang. Genau das konnte die Band ihrem Publikum nahe am Original klingend liefern.

Mit diesen musikalischen Gaben und Probenfleiß ausgestattet, gelingt auch eine Ballade wie „Babe“ von Styx oder deren bekanntes Stück „Boat On The River“. Den Song packten Undercover in ein Unplugged-Set ein. Da stimmte der Chorgesang, und vom Keyboard kam ein richtig gut gemachter Akkordeonsound. Zudem achtete die Band darauf, dass sich die Noten der markanten Mandolinenlinien am Original orientierten. Undercover spielten sicherlich eine der besten Coverversionen – wobei auch diese Songs in den mehrstimmigen Teilen viel Spaß bereiteten.

Die Band schaffte es dann auch, das Publikum zum Mittanzen zu bewegen. So klang Simply Reds „Something Gets Me Started“ mit geschmackvollem Synthesizer-Solo ganz unverkrampft, was allerdings auch für „echte“ Rocksongs wie „Bad Case Of Loving You“ von Robert Palmer oder „Little Runaway“ gilt, der zu den frühen Hits von Bon Jovi gehört.

Undercover belegten deutlich, dass druckvolles Spiel nicht gleichgesetzt werden muss mit erdrückender Lautstärke. Stets – und das ist bei solchen Songs besonders wichtig – blieben die Gesangsstimmen deutlich hörbar und es herrschte klangliche Transparenz – auch weil die Musiker diszipliniert und songorientiert an die Sache herangingen und sich in ihren Reihen keiner findet, der eine Profilneurose auslebt. Die Bandmitglieder spielen immer banddienlich und dosieren Soli ziemlich sparsam.

Das alles führte zu einem richtig angenehmen Abend mit gut gemachter Musik und einer durchweg sympathisch auftretenden, abgeklärten Band, die den Kontakt zum Publikum suchte und auch fand. (an)

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