Pirmasens Lanze gebrochen für duale Ausbildung

Eine Lanze für die duale Ausbildung, also die Ausbildung eines Lehrlings im Betrieb und in der Berufsschule, bricht Peter Weißler, Leiter der Agentur für Arbeit Kaiserslautern - Pirmasens. „Der berufliche Einstieg ist wichtig, dann hat man viele Möglichkeiten. Man verbaut sich mit einem dualen Einstieg nichts“, betonte er bei einem Pressegespräch am Donnerstag.

Zurzeit entstünden in Pirmasens viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, wies Bürgermeister Markus Zwick auf die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes hin. In wenigen Jahren gingen die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand, spätestens dann entstehe ein Fachkräftemangel. Dies eröffne sehr gute berufliche Perspektiven für junge Leute. Dazu sei aber Qualifikation erforderlich. Peter Schwarz, Leiter des Jobcenters, wies darauf hin, dass der höchstmögliche schulische Abschluss, den viele Eltern für ihre Kinder anstreben, nicht immer das Beste sei. Zwick pflichtete bei, „Berufsqualifikation ist leichter über eine duale Ausbildung zu erreichen als über ein Studium“. Der stellvertretende Leiter der Berufsbildenden Schule, Markus Kiefer, wies darauf hin, dass man mit einer zweijährigen Ausbildung den Berufsabschluss plus die mittlere Reife erwerben, damit das berufliche Gymnasium besuchen und dann studieren könne. Auch mit dem Meistertitel könne man ein Studium draufsatteln oder einen Betrieb übernehmen. „Heute ist alles durchlässig“, sagte Schwarz. „Je früher der Jugendliche den Übergang in den Beruf schafft, desto besser“, warb Schwarz für die duale Ausbildung. Wegen des demografischen Wandels sei es notwendig, viele junge Menschen in eine duale Ausbildung zu bringen und der Wirtschaft Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen, sagte Weißler. Mit dem Projekt „Lebensbegleitende Berufsberatung“ habe man die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagentur, Jobcenter und Schule intensiviert. Mitarbeiter der Arbeitsagentur seien täglich in der Berufsbildenden Schule, um die Hemmschwelle bei den Schülern herabzusetzen. Man müsse sich jetzt mehr um benachteiligte Schüler kümmern. Die Bereitschaft auszubilden sei bei den Betrieben ungebrochen. Jedoch sei es schwieriger, Auszubildende zu finden. Kiefer forderte, bei den Betrieben müsse ein Umdenken einsetzen. Der abrupte Übergang von Schule in die Lehre sei schwierig. Den klassischen Lehrling gebe es nicht mehr. „Die Arbeitgeber müssen sich auf neue Methoden einlassen“, so Kiefer. Schwarz erkannte: „Wir können es uns nicht leisten, Jugendliche zurückzulassen. Wir brauchen die Arbeitskräfte“. Wenn Jugendliche noch nicht ausbildungsreif seien, gebe es verschiedene Hilfen: etwa ein Langzeitpraktikum bis zu zehn Monaten, in dem der Jugendliche in Betrieb und Berufsschule hineinschnuppern könne, eine Einstiegsqualifikation erwerbe und diese Zeit gegebenenfalls auch angerechnet bekomme. Oder eine „assistierte Ausbildung“, bei der ein Bildungsträger eine sozialpädagogische Betreuung übernehme und als Ansprechpartner für Betrieb und Jugendlichen fungiere. Oder ausbildungsbegleitender Stützunterricht von drei bis acht Stunden pro Woche, damit der Auszubildende mitkommt. Zwick wies darauf hin, dass vielen Jugendlichen die „Erfahrung fehlt, dass durch der Hände Arbeit Praktisches entstehen kann“. Kiefer berichtete von einer „extrem hohen Motivation“ bei den Schülern beim Projekt „Schülerfirma“, bei dem die Schüler Metall- und Holzobjekte designten, herstellten und verkauften. Schwarz folgerte, man müsse die „die Schüler in neue Erlebniswelten bringen“, die ihnen zeigten: „Ich kann etwas“.

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