Pirmasens Hohe Erwartungen übertroffen

91-90701881.jpg

Selbst hohe Erwartungen lassen sich übertreffen: So war das am Donnerstag in Kuchems Brauhaus in Pirmasens mit dem Duo „Piña Colada“, als die Sängerin Nicole Friedrich dem Publikum eine wohlige Gänsehaut bescherte. Ein solch ausdrucksstarke Stimme hatte man bei der Konzertreihe Parksong schon lange nicht mehr gehört.

Nun ist das Duo „Piña Colada“ mit Andreas Puster am Piano ein bestens eingespieltes Team von Berufsmusikern, das sich eines verdient exzellenten Rufs als Show- und Gala-Band erfreut. Am Donnerstag hatte man aber berechtigterweise das Gefühl, dass sich Nicole Friedrich und Andreas Puster kreative Freiräume erlaubten, die bei einem regulären Auftritt vielleicht gar nicht ausgeschöpft werden. Puster ist eben gerade nicht der nur funktionale Begleiter einer Sängerin, sondern bedient mit einer offensichtlich angeborenen Musikalität Jazz-Spielweisen, funky Stile und hat eine diebische Freude an ausholenden Improvisationen. Umso schöner, dass diese Ausflüge von der Sängerin unmittelbar angenommen und zu Weiterungen geführt werden. Der Rapport zwischen den beiden ist verblüffend. Das Repertoire zwischen Sting, Randy Crawford, Stevie Wonder, George Gershwin, Oleta Adams oder Carole King bis hin zu den „Eagles“ ist da sogar nebensächlich. Bei „Piña Colada“ werden ganz eigenständige Interpretationen aus den Songs, nicht lediglich Versionen davon. Vieles im Sound erinnert an jene legendäre Einspielung von Joy Fleming und Kristian Schultze „Vocals & Keyboards Only“ von 1981, als man der Sängerin noch eine LP-Einspielung schuldete aber nur das Budget für eine Minimal-Produktion zur Verfügung stellte. Heraus kam die vielleicht beste Joy-Fleming-Platte. „Piña Colada“ steht in der Form vom Donnerstag in genau dieser Linie und auf Augenhöhe. An diesen Maßstäben darf man die Dahner „Just 4 Fun“ natürlich nicht messen. Die fröhliche Amateur-Kapelle von Lothar Frary (Tasten), Jack Keller (Leadgitarre), Bruno Steigner (Gesang), Gerhard Zwick und Josef Böshans (Gesang, Gitarre), Monika Buschmann (Bass), Bernd Hinzmann (Percussion) und Jürgen Schädler (Schlagzeug) folgt dem Credo, dass der Band-Name Programm sei. Ihre Songs von den „Eagles“, George Harrison, „The Band“ oder den „Rolling Stones“ haben in den letzten Monaten eine deutliche Überarbeitung erfahren, sind ausgefeilter und aufgeräumter geworden – ein wirklicher Gewinn für den Sound der Band, der der Spaß am gemeinsamen Musizieren jederzeit anzuhören ist. Steffi Empel, die den Abend von Fred Schütz und hauptsächlich Klaus Reiter begleitet beschloss, ist eine Gesangs-Stilistin aus eigenem Recht. Mit zwei Songs aus der Feder von Bob Dylan erwies Fred Schütz schließlich solo dem Literaturnobelpreisträger die Reverenz. |tz

x