Pirmasens „Grandiose Geburtstagsparty“

Die Heinrich-Kimmle-Stiftung weiß, wie man Feste feiert. Das wurde bereits am 9. Mai im Husterhöhe-Stadion beim Open Air unter Beweis gestellt – und gestern Morgen in der Wasgauhalle erneut. Alle ehemaligen Mitarbeiter und Betreute waren zusammen mit den aktuell Beschäftigten eingeladen worden. Dazu noch einige Dutzend Prominente und Offizielle. Die meisten Besucher kamen jedoch von der „Kimmle-Gemeinde“ – und denen servierte Stiftungsvorstand Marco Dobrani eine abwechslungsreiche und berührende Stiftungsgeschichte, fernab einer Aufzählung historischer Fakten. Ein bunter Mix aus Musik, Show und Erzählung ließ die Zeit vom 1. Juni 1965 bis heute Revue passieren. Kinder der Rodalber Grundschule und Schüler des Hugo-Ball-Gymnasiums unterstützten das Festteam der Kimmle-Stiftung bei den Show-Einlagen. Mitarbeiter und Betreute standen gemeinsam auf der Bühne im Rampenlicht. „Das war ja richtige Gänsehautstimmung“, zeigte sich die Mainzer Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler schwer beeindruckt von der „grandiosen Geburtstagsparty“. Die Ministerin lobte die unverzichtbare Arbeit der Stiftung in der Region. „Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich am Umgang mit Kranken und Behinderten“, erklärte Bätzing-Lichtenthäler. Die Kimmle-Stiftung habe die Messlatte in Pirmasens sehr hoch gelegt. Die Behindertenpolitik in Rheinland-Pfalz sei sehr gut, was die Landesregierung Institutionen wie der Pirmasenser Kimmle-Stiftung zu verdanken habe. „Wir sind in Rheinland-Pfalz stolz darauf, bundesweit Vorreiter einer an Teilhabedenken orientierten Behindertenpolitik zu sein. Das haben wir auch Trägern wie der Heinrich-Kimmle-Stiftung zu verdanken“, so die Ministerin gestern. Bätzing-Lichtenthäler stimmte die Anwesenden auch auf „strukturelle Veränderungen“ in der Behindertenpolitik ein. Es sei längst überfällig, dass die Leistungen für Menschen mit Behinderungen aus dem Fürsorgeprinzip herausgelöst und zu einem modernen Teilhaberecht weiter entwickelt werden. Hier zählt die Ministerin auf Träger wie die Kimmle-Stiftung, die stets zu jenen Trägern gezählt habe, die stetig an der Spitze der innovativen Bewegung zu finden war. Gerade in Pirmasens sei man Vorreiter bei Integrationsfirmen. Und damit auch Vorbild für viele andere Werkstätten in ganz Deutschland, wie Ferdinand Niesen, der stellvertretende Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für Behinderte, betonte. Die Heinrich-Kimmle-Stiftung sei eine der ersten Werkstätten mit ausgelagerten Arbeitsplätzen am ersten Arbeitsmarkt gewesen. Mit der hier geleisteten Integrationsarbeit werde eine nachhaltige Grundlage geschaffen, die Menschen mit Behinderung eine echte Perspektive gebe, lobte Niesen, der selbst Geschäftsführer einer Werkstatt in der Eifel ist. „Sie machen einen großartigen Job“, rief Oberbürgermeister Bernhard Matheis den anwesenden Stiftungsmitarbeitern gestern zu. Die Heinrich-Kimmle-Stiftung sei in den vergangenen 50 Jahren ein echtes Geschenk für viele Familien in der Region gewesen, in denen behinderte Menschen leben. Und damit auch ein großes Geschenk für die Region insgesamt, so Matheis. Bei seinen vielen Besuchen in den Pirmasenser Werkstätten habe ihn immer wieder die große Freundlichkeit und Herzlichkeit angenehm überrascht, die es überall zu spüren gebe. Die 50 Jahre der Stiftung, von den Anfängen in der Husterhöhstraße bis zu dem 450 Mitarbeiter zählenden Unternehmen heute, wertete OB Matheis als lange Entwicklung zum Wohle der Menschen in der Region. (kka)

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