Pirmasens Fluffiger Schwaben-Rock im Doppelpack

Die beiden schwäbischen Independent-Bands The Pussy Pilots und The Birdbags spielten am Samstagabend im Pirmasenser Musikclub Saalbau. Leider verschob sich der Auftritt der ersten Gruppe auf kurz nach 23 Uhr. Offensichtlich war der Mann hinterm Mischpult nicht rechtzeitig vor Ort …

Überraschenderweise spielte das Trio The Pussy Pilots aus Nürtingen bei Stuttgart dann zuerst. Hierzu liefen die drei Musiker als Piloten verkleidet und mit einem Megaphon bewaffnet, mittels dessen eine kurze Bandvorstellung erfolgte, von der Eingangstür des Clubs auf die Bühne. Und schon ging’s los mit „Oh Girl“, einem schrägen Rock-’n’-Roll-Song mit ordentlichem Refrain und gutem Groove.

Sänger und Gitarrist Alex Lockheed ähnelt von Stimme und Slang her dem Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger – natürlich ohne dessen legendäre Aura zu erreichen. Seine Doppelaufgabe meisterte er dennoch routiniert und mit Bassist Lou Ping und Pit Fire am Schlagzeug hat er kompetente Bandkollegen. Zusammen erschufen die Drei einen Sound, der sowohl von The Stooges oder den ganz alten Rolling Stones als auch von Garagen-Punkbands und Countryrock-Ikonen wie Jonny Cash oder Hank Williams beeinflusst ist.

Warum Lockheed seine Ansagen auf deutschem Boden in Englisch machte, würde durchaus interessieren. Wahrscheinlich gehört es zur Show, sprich: Im Luftfahrtverkehr ist das die gängige Sprache.

Die Songtitel der Band strotzen vor Zynismus. Allen voran „I Wanna Marry A Groupie“ sowie „Apocalyptic Cowgirl“. Letzterer wurde als Hommage an das Genre Countryrock angekündigt, was aber natürlich nur bedingt zutraf. „Happiness“ stellte der Frontmann als Song vor, der wegen dem Tod seines Großvaters komponiert wurde: Das war Sarkasmus pur und gehörte natürlich alles zum Image des Trios.

Instrumental machten die Schwaben ihre Sache wirklich gut, aber warum Lockheed nicht versuchte, das Publikum richtig in die Show einzubinden oder auf dieses einzugehen, um so für Stimmung zu sorgen, wird sein Geheimnis bleiben. So begannen die Zuschauer jedenfalls erst beim letzten Song „Like Love Crowned“ näher an die Bühne heranzurücken und zu tanzen. Es wäre viel mehr für The Pussy Pilots drin gewesen. Da haben sie das Pferd wohl falsch herum aufgezäumt. Bei einem Live-Gig sollte man etwas extrovertierter zu Werke gehen. Insgesamt war es aber ein ansprechender Auftritt mit insgesamt elf Songs, die durchweg Laune machten und den etwa 50 Musikfreunden durchaus gefielen.

Die zweite Band, The Birdbags aus Stuttgart, spielte anschließend trashigen deutschsprachigen Beat mit Surfpunk- und New-Wave-Zusätzen. Außerdem ist ihre Musik angereichert mit 60er-Jahre-Sound inklusive Ausflügen in die Filmmusik und in die Tejano-Musik. Das ist eine Mischung aus traditioneller mexikanischer Volksmusik unter dem Einfluss von Blues und Rock ’n’ Roll und zählt zum Genre Country-Musik.

Als Stuttgarter All-Star-Band traten Thomas Vogel (Bass, Gitarre und Gesang), Bob Beutel (Gitarre, Bass, Gesang und Posaune) sowie Schlagzeuger Uli Wegenast erstmals in Pirmasens auf eine Bühne. Alle drei waren zuvor bereits in bekannten Stuttgarter Bands wie The Kerls, Maria Lux oder Loretta & The Chipmunks aktiv und Vogel ist momentan hauptberuflich bei der Schweizer Hard-Pop-Band The Skogs zugange.

Die in deutscher Sprache vorgetragenen Lieder strahlten allesamt ein gewisses fluffiges Feeling aus und gingen direkt in die Beine. Die Birdbags waren äußerst spielfreudig, verbreiteten eine Menge guter Laune und kamen somit bestens bei den Anwesenden an, die sich augenscheinlich gut unterhalten fühlten.

Fazit: Alles in allem war das ein unterhaltsamer Konzertabend mit zwei interessanten Bands.

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