Pirmasens Farbstrotzende Bilderwelten

Göttliche Inspiration duldet bei ihm keinen Aufschub. Wenn Alexander Solotzew im Flow ist, darf er nicht gestört werden.
Göttliche Inspiration duldet bei ihm keinen Aufschub. Wenn Alexander Solotzew im Flow ist, darf er nicht gestört werden.

Alexander Solotzew ist ein Mann und Maler von Welt. Geboren in Russland, ausgewandert nach Deutschland, wohnhaft auch in Amerika. Seine künstlerische Leidenschaft liebt und lebt er global. Annweiler bleibt er treu, weil die Menschen ihn dort lieben.

Die Hälfte des Jahres ist Solotzews Zuhause eine ehemalige Kirche in Annweiler. Deshalb war es ihm eine Ehre, den Rheinland-Pfalz-Tag, den die Trifelsstadt ausgerichtet hatte, mit einer Ausstellung zu bereichern. „Ich bleibe denen treu, die mich lieben“, sagt Solotzew im Brustton der Überzeugung. „Und die Annweilerer lieben und inspirieren mich.“ Dass sie ihn letztes Jahr als bislang einzigen Künstler auch mit der Goldenen Plakette der Trifelsstadt geehrt haben, freut den 1957 in Kaliningrad geborenen Kunstmaler und Bildhauer ganz besonders. Sein Atelier im Obergeschoss der Kirche ist momentan blitzblank aufgeräumt. Glänzendes Metall strahlt dem Besucher gleich am Eingang entgegen. Die bunten Glasfenster an der Stirnseite passen gut zu den großformatigen, farb- und energiestrotzenden Bildwelten, die – oft im Duktus Marc Chagalls und in kubistischer Manier – Menschen und Puppen, Engel und jüdische Hochzeiten, Stierkämpfer und mediterrane Landschaften zelebrieren und immer wieder Mozart, den Lieblingskomponisten des Künstlers, zitieren. Ein Bild sticht aus dem Reigen der für die Ausstellung gemalten Arbeiten heraus. Es heißt „Das Leben ist ein Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft“ und zeigt Stadtbürgermeister Thomas Wollenweber mit seiner Ehefrau Elizabeth als einander innig zugewandtes Paar. Sie sitzt auf einem gepackten Koffer, der die im August zu Ende gehende 15-jährige Amtszeit symbolisieren soll. Über hundert Bilder malt Solotzew jedes Jahr Er trägt einen weißen Schwan auf Händen, der an ein besonderes Kapitel seiner drei Legislaturperioden erinnert: Für kurze Zeit nämlich war der verwaiste Schwanenweiher in Annweiler die neue Heimat für ein Alster-Schwanenpaar, das Hamburg dem Land Rheinland-Pfalz anlässlich der Taufe einer Bundeswehrfregatte zum Staatsgeschenk machte. Das gefiederte Liebespaar hat das Umsiedlungsmanöver nicht überlebt. Aber es hat bei Solotzews tiefstes Mitgefühl ausgelöst, da Schwäne für ewige Liebe und Treue und somit gewissermaßen für seine eigenen Ideale stehen. „Meine Kunst ist im Dienst des Lebens und der Liebe“, unterstreicht der Farb-Poet und ergänzt, dass damit nicht nur Spaß verbunden sei. „Mein Malen ist härtestes Arbeiten und Lernen, immer wieder Lernen.“ Da könne man auch keine Pause einlegen, wenn der Arm schmerze, wie das momentan der Fall sei. Über hundert Bilder malt Solotzew jedes Jahr, „davon 40 Prozent Großformate“. Alljährlich öffnet er sein Atelier für eine Werkschau. „Damit setze ich eine Tradition aus meiner Zeit in der Villa Streccius fort.“ 1994 bis 2011 hatte der Unermüdliche in der dortigen Künstlerwohnung Quartier, wo er auch reichlich Platz für die Bildhauerei fand. „Die Leute fragen mich oft: Oh, Alexander, warum machst du so verschiedene Richtungen? Und dann antworte ich: Weil ich es kann“, erklärt der Künstler auch ungefragt. Über die DDR ist der Russe in den Westen gekommen Und tatsächlich hat er in strenger Internatsausbildung mit Kasernencharakter sein Handwerk von der Pike auf gelernt: Schon als Elfjähriger besuchte der Spross einer Künstlerfamilie die Kunstschule für Hochbegabte an der Akademie der Künste der UdSSR in Moskau. Es folgten von 1973 bis 1977 eine Fachschulausbildung an der Fakultät der Malerei und Grafik in Tambow, dann das Studium an der Repin Akademie der Bildenden Künste in St. Petersburg, das er 1981 als Diplommaler und Grafiker abschloss. Noch im gleichen Jahr siedelte er in die ehemalige DDR über, bevor er kurz vor Öffnung der Grenze in den Westen kam und sich endlich frei entfalten konnte. „Ich kann nicht lügen – auch meine Kunst spricht die Wahrheit. Wenn ich Probleme habe, kann ich nicht arbeiten. Selbst wenn das Bild technisch perfekt gelingt: Die Menschen würden beim Betrachten meine negativen Stimmungen spüren. Das darf nicht sein. Meine Kunst ist positiv, voll positiv“, sagt Solotzew. Also muss Marina – seit sechs Jahren seine Frau und Muse, Übersetzerin und Managerin – stets dafür sorgen, dass es dem Maestro rundum gut geht. Dazu gehört es auch, mucksmäuschenstill zu sein, wenn der Künstler zu Pinsel und Farbpalette greift, denn dann darf er nicht gestört werden. Wenn er essen oder trinken will, deutet er das nur mit Gesten an, damit sein Flow nicht ins Stocken gerät. Seine Bildwelten entstehen nämlich oft wie in Trance, brechen sich Bahn durch „Traum und Inspiration“, durch Vision und ja, auch durch göttliche Eingebung, die freilich keinen Aufschub duldet. Termin „Liebe zum Leben“: Die Ausstellung von Alexander Solotzew ist von 7. bis 21. Juli im Fine Art Atelier Solotzew, Burgenring 16, Annweiler, zu sehen: dienstags bis freitags 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 12 bis 15 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 0173/1986944.

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