Pirmasens Einzelhandel als zweite Säule bei Kennel & Schmenger

Kennel & Schmenger beging am Samstag sein 100-jähriges Bestehen mit einer großen Familienfeier, zu der Gäste aus allen Herren Ländern an den Firmensitz im Erlenteich angereist waren. Dort residiert das Unternehmen seit 50 Jahren.

„Leidenschaft für das Produkt – dafür steht Kennel & Schmenger. Leidenschaft hat unsere Schuhe zu etwas ganz Besonderem gemacht“, nannte Geschäftsführer Andreas Klautzsch sein Erfolgsrezept. Viel habe sich verändert, aber viel sei auch gleich geblieben, bilanzierte der Geschäftsführer. Er dankte den Mitarbeitern für ihren Einsatz und die Überstunden und versprach ihnen, dass sie auch weiter gefordert würden. „Gemeinschaftlich sind wir stark, uns dem veränderten Markt anzupassen“, betonte der Firmenchef. Heute sei Kennel & Schmenger der führende Anbieter für modische Damenschuhe in Europa und stolz, immer noch in Deutschland zu produzieren.

Fußmarsch vom Schwarzwald nach Pirmasens

Klautzsch nannte die Meilensteine der Firmengeschichte: Fritz Kennel gründete 1918 die Schuhfabrik, die mehrfach ihren Standort wechselte. Nach einer Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg baute Karoline Kennel, geborene Heumach, das Unternehmen nach dem Krieg wieder auf. In einem 14-tägigen Fußmarsch sei sie mit ihren Kindern aus dem Schwarzwald nach Pirmasens zurückgekehrt. 1950 übernahm August Albert Schmenger die Leitung. 1961 trat Klaus Kennel in die Firma ein. 1968 wurde der Firmensitz im Erlenteich eröffnet mit Kennel und Schmenger als Geschäftsführern. Es folgten drei Erweiterungen am Firmensitz. Kennel habe ihn, Klautzsch, aus Bayern in die Pfalz geholt, ihm früh Vertrauen geschenkt und Verantwortung übertragen. Anfang der 2000er Jahre kamen Erwerbungen in Ungarn hinzu, wo bereits zuvor Schuhe in Lohnarbeit gefertigt wurden. 2008 wurde das erste Retail-Geschäft, also Einzelhandelsgeschäft, in Mainz eröffnet. Als Ziel nannte Klautzsch: „Marktführer im Premiumsegment in Europa zu werden. Stets den Zeitgeist treffen, um schnell den Endverbraucher zu erreichen. Und die Leidenschaft für das Produkt auch leben.“ Mitgeschäftsführer Matthias Eder berichtete, die Retail Stores als eigene Geschäfte sollen als zweite Säule die reine Schuhproduktion stärken und seien inzwischen unverzichtbar. Mit ihrem Auftritt in den sozialen Netzen erreichten sie zudem neue Zielgruppen. Der direkte Kontakt mit dem Endkunden sei wichtig, so Eder. Heute vertreibt die Firma ihre Produkte außer in Kooperationen, in elf eigenen Concept Stores, etlichen eigenen Outlet Stores und einem eigenen Online Store. Letzterer werde seit 2017 von Pirmasens aus betreut und betrieben, wodurch neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, so Eder. Filialnetz und Online-Handel wolle man weiter ausbauen. Oberbürgermeister Bernhard Matheis lobte die Geschäftsführer für ihre „Visionen für die Zukunft des Unternehmens“. Er betonte, es sei wichtig, dass die Firma ihre Gewerbesteuern in Pirmasens bezahle, und wünschte ihr weitere 100 Jahre des Fortbestehens. „Beim 150. Jubiläum werde ich mich überzeugen, ob die Visionen wahr geworden sind“, scherzte Matheis. Nach den obligatorischen Reden ging es zu den Essensständen nostalgischer Food Trucks und kleiner Zelte auf dem Firmengelände.