Pirmasens Drei Tage Jazz im Grabenloch

Das Wochenende vom 27. bis 29. Juni steht im elsässischen Weißenburg ganz im Zeichen des Jazz-Festivals „Ramp′art festif“. Über 8000 Besucher werden an drei Festivalabenden im Park Grabenloch erwartet. Bei freiem Eintritt spielen Bands, für die ansonsten bei Konzerten keine Karten mehr zu bekommen sind. Höhepunkte werden am Samstag, 28. Juni, die Gruppen „Les Violons Barbares“ und „Electik Gem“ sein. In diesem Jahr dominieren Gruppen mit Einflüssen vom Balkan.

Der Park Grabenloch ist ohne das Festival schon einen Spaziergang wert entlang der Stadtmauer und dem vorbeifließenden Bach. Am übernächsten Wochenende jedoch wird es dort weniger idyllisch zugehen, wenn tausende Musikfans bei gutem Wetter erwartet werden. Das „Ramp′art festif“ gibt es bereits seit neun Jahren und ist mit jedem Jahr gewachsen von bescheidenen 1500 Besuchern beim Auftakt bis zu 8000 Musikfreunden im vergangenen Jahr. Und ein weiteres Wachstum ist durchaus möglich. Immerhin fasst der Publikumsraum vor der Bühne im Grabenloch bis zu 5000 Besucher. Den Auftakt macht am Freitag, 27. Juni, 19 Uhr, die Blaskapelle der Schleithaler Feuerwehr-Kavallerie. Der Freundeskreis der „Sapeurs-Pompiers“ von Weißenburgs Nachbargemeinde Schleithal ist mit seiner „Fanfare“ genannten 30-köpfigen Blaskapelle in ganz Frankreich bekannt. Die Formation wurde 1958 gegründet und umfasst Musiker jeden Alters. Nach den musizierenden Feuerwehrmännern geht es sehr dynamisch mit Musik aus dem imaginären und mystischen Land Kikiristan weiter. Die Gruppe „Impérial du Kikiristan“ pflegt eine vom Balkan inspirierte Musik, die sehr schnell und energiegeladen gespielt wird und zu den auffallenden Kostümen der Musiker passt, die bereits auf Konzerte in ganz Europa und Südamerika verweisen können. Eine jugendliche Variante des Jazz folgt auf die Truppe aus Kikiristan. „La Fanfare en Pétard“ aus Straßburg gibt es seit 2001 und besteht aus ehemaligen Studenten der Jazzklasse des Straßburger Musikkonservatoriums. Die sechs Mann von „La Fanfare en Pétard“ spielen eine lustige und unterhaltsame Mischung aus Jazz, Hiphop, Dub und Electroelementen. Das Programm am Samstag, 28. Juni, startet gegen 19 Uhr mit einem Straßburger Duo, das mit seiner Klezmermusik im ganzen Elsass/Lothringen bekannt ist. „Place Klezmer“ nennen sich die zwei Musiker, die allein mit Akkordeon, Posaune und Gesang die ganze Bandbreite der Klezmermusik abdecken. Die jüdische Musiktradition des Klezmer reicht bis in das 15. Jahrhundert und war ursprünglich als Tanzmusik zu Hochzeiten und Festen gedacht. „Klezmer“ bezeichnet einen Musiker, der keine Noten kennt und nur nach Gehör spielt. Entsprechend wurden die Stücke über die Jahrhunderte auch nur nach Gehör weitergegeben. „Place Klezmer“ mischt die traditionelle Klezmermusik mit schnellen Musikelementen vom Balkan. Eine wilde und sehr energiegeladene Musikmischung folgt mit „Les Violons Barbares“. Die barbarischen Geigen des ebenfalls in Straßburg ansässigen Trios kommen aus der Mongolei und Bulgarien. Dandarvaanchig Enkhjargal hat aus seiner Heimat der Mongolei das Morin Khoor mitgebracht, eine zweisaitige Pferdekopfgeige, die aus einer Kastenlaute mit geschnitztem Pferdekopf am Halsende besteht. Sein Kollege Dimitar Gougov ergänzt ihn mit einer Gadulka aus Bulgarien und der Franzose Fabien Guyot übernimmt den Schlagzeugpart, wobei er auf allem trommelt, was ihm dazu geeignet erscheint. Afrikanische Trommeln oder magrebinische Schlaginstrumente werden dabei ebenso benutzt wie Salatschüsseln oder metallene Wärmflaschen. Konzerte von „Les Violons Barbares“ in französischen Großstädten sind meist schnell ausverkauft. Den Abschluss am Samstagabend macht die 14-köpfige Formation „Electrik Gem“, die als Musikprojekt der besonderen Art zu verstehen ist. Der Oud-Spieler Gregory Dargart gründete das Ensemble. „Gem“ steht dabei für „Grand Ensemble de la Méditerranée“. Die Musik von „Electric Gem“ ist eine schillernd-chaotische Mischung aus Balkanjazz mit rockigen E-Gitarren und Ansätzen aus der zeitgenössischen Neuen Musik. Die Instrumentalisten werden ergänzt durch einen dreiköpfigen Frauenchor. Mit „Electric Gem“ kommt am Samstag eine Musik nach Weißenburg, die von Großstädten erzählt, ihrem chaotischen Treiben und einen angenehmen Kulturschock vermitteln will. Am Sonntag, 29. Juni, spielen lokale Jazzformationen ab 16 Uhr im Grabenloch. Der Elsässer Michael Alizon präsentiert mit der „Harmonie Municipale“ von Weißenburg sein Jazzrepertoire und die „Big Band de Luxe“ aus Bad Bergzabern wird ebenfalls mit Jazzstandards erwartet. Gegen 19 Uhr lässt die Festivalleitung das „Ramp′art festif“ mit dem „Katsumi Project“ und etwas leiseren Tönen ausklingen. Die Formation aus Elsässer Musikern mit Bass, Klavier und Schlagzeug spielt eine Mischung aus Jazz, Funk und Jungle, die Loungemusikcharakter hat.

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