Pirmasens Die wollen nur spielen

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Das hat gepasst: Eine propere Band wie „Lava“ um einen prominenten Gitarristen wie Alex Auer, der sonst an der Seite von Xavier Naidoo das Saiten-Handwerk pflegt, ist schon eine Attraktion. Ein bisschen Stolz darf man als Lokalpatriot auch aufbringen, dass es den Musikfreunden Pirmasens immer wieder gelingt, auch überregionale Hochkaräter ins Z1 als ältesten Livemusik-Club nach Pirmasens zu verpflichten.

Musiker, wenn sie ihr Salz wert sind, wollen nur spielen. Und das ist auch bei „Lava“ aus dem Heidelberger Raum nicht anders. Lange Anfahrten, bei Alex Auer zusätzlich noch ein Zwischenstopp in Pirmasens während der gerade laufenden Naidoo-Tournee, nötigen schon Respekt ab. Im Pausengespräch gibt sich Auer so locker wie enthusiastisch. „Das macht doch einfach Spaß, hier zu spielen“. Vor „gefühlt 100 Jahren“ ist er mal bei einem Stadtfest mit seiner Band „ShyBoy“ in Pirmasens aufgetreten und die Sängerin Fatma Tazegül, die sich in Pirmasens ebenfalls längst eine Fan-Gemeinde im Z1 erspielt hat, gehört zu seinen musikalischen Freundinnen. Die Westpfalz ist dem 1969 geborenen Gitarristen und – nicht zu vergessen – Sänger, also keineswegs ein weißer Fleck auf der Landkarte. Die Klasse eines Musikers kann man immer auch an der Qualität seiner Mitstreiter erkennen: Auers aktuelle Band „Lava“ ist mit Boris Angst (Schlagzeug), Jesse Günther (Percussion), Alexander Hartmann (Tasten und Trompete) und Rolf Breyer (Bass) wirklich allerbestens besetzt. Allein das Rhythmus-Trio ist eine Groove-Maschine ohne Fehl und Tadel. Tastenmann Hartmann ist zudem ein ganz ausgefuchster Arrangeur, bei dem es wirklich lohnt, auf das zu hören, was er da spielt. Pfiffige Akkord-Umkehrungen, so subtile wie originelle Ausflüge in Jazz-Harmonien und Skalen; dazu kann er – das ist selbst bei erstklassigen Pianisten nicht selbstverständlich – richtig gut mit Hammond-Sounds und den sound-prägenden Manierismen der Rock-Orgel umgehen. Dass die Band als Ganzes dazu buchstäblich und beinahe auf Abruf über die gesamte Jukebox der Rockgeschichte verfügt, ist auch bei Musikern dieser Klasse nicht unbedingt Standard. Aber man schaue nur auf das Pedal-Board von Alex Auer, mit alle den Klangformen und Effektgeräten, dann ist bereits klar, dass dieser Musiker in ganz vielen Genres und Klangwelten zu Hause sein muss. All das bedient er mit – für die Gitarren-Gourmets – einem ziemlich ramponierten Thinline-Telecaster-Nachbau aus dem Auer aber jeden nur erdenklichen Sound rausholt. Anders als bei vielen Sänger/Gitarristen, bei denen der Gesang eher Zugabe und Füllsel bis zum nächsten Solo ist, kann Auer richtig gut und ausdrucksstark singen. Auch das gibt natürlich etliche Pünktchen. Natürlich covert die Band: Disco wie „Blame It On The Boogie“ von den Jacksons, „Hey Joe“ von Jimi Hendrix, „Stir It Up“ und „Get Up, Stand Up“ aus dem Fundus von Bob Marley oder manches aus der Feder von Otis Redding wie „Hard to Handle“ und, nach der Pause, Eric Claptons „Change The World“. Die Band bevorzugt stets ein grooviges Herangehen an die Songs, hat Spaß an Reggae-Rhythmen, die auch mal einen Calypso-Einschlag haben, schert sich aber ansonsten wenig um Note-für-Note-Kopien der Vorlagen. Das hat immer den Charme des Kaum-Geprobten, was, entsprechende Expertise der Musiker vorausgesetzt, zu den befriedigendsten Lösungen führt. Das war also ein prima Saison-Einstieg mit einer kompetenten und charmanten Band.

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