Pirmasens Dicker Hals ist abgeschwollen

City-Manager Constantin Weidlich wirbt mit einem Button für die Fußgängerzone. Die Idee dazu hatte Bernd Ernst.
City-Manager Constantin Weidlich wirbt mit einem Button für die Fußgängerzone. Die Idee dazu hatte Bernd Ernst.

„Ich hatte so einen Hals, wenn ich an die Situation in der unteren Fußgängerzone dachte.“ Dieses Gefühl war für Bernd Ernst der Auslöser, mit seinen Ideen an die Öffentlichkeit zu gehen. Als Anwohner setzt er sich für die Aufwertung der Fußgängerzone ein. Er hat Anwohner, Geschäftsleute und die Verantwortlichen der Stadt für seine „Initiative Schusterbrunnenquartier“ gewinnen können. „Unsere Kunden fühlen sich nicht sicher, gerade weil hier so wenig Frequenz ist“, sagte Toralf Kreuzberger, Geschäftsführer des Sanitätshauses Schäfer, am Dienstag in einer Veranstaltung im Begegnungszentrum „Mittendrin“. Ihn treffe zudem der Fachkräftemangel in der Stadt. Immobilienbesitzer Thomas Weiner beklagte die unordentlichen Fassaden, zugemüllten Hauseingänge und Schaufenster sowie die Leerstände. Die Probleme des Viertels sind Anwohnern und Geschäftsleute seit langem bewusst. Im vergangenen Jahr hat Ernst ein Konzept für die Belebung und Aufwertung der unteren Hauptstraße erarbeitet, das er auf der Homepage des Schusterbrunnenquartiers öffentlich zur Einsicht stellte. „Meine Ideen waren und sind als Diskussionsgrundlage gedacht“, sagt. Dazu gehört aus seiner Sicht unbedingt ein neuer Name. „Untere Hauptstraße“ enthalte bereits eine Wertung, ist er sicher. Mit dem „Schusterbrunnenquartier“ werde dem zentralen Ort sowie dem Quartiersgedanken Rechnung getragen. Einen Slogan hat er ebenfalls parat und bereits auf Buttons gedruckt: „Es es cool, sich für die Fußgängerzone zu engagieren.“ In seinem Konzept macht Ernst konkrete Verbesserungsvorschläge. Als oberstes Gebot sieht er die Vernetzung. „Wichtig ist, dass alle Akteure zusammenarbeiten“, sagte er. Dazu zählt er Anwohner, Geschäftsleute, aber auch die Verantwortlichen der Stadt. Es gehe darum, die Leerstände zu füllen und den Wohnraum sowie Geschäfte und Fassaden aufzuwerten. Es müsse eine Art „Wir-Gefühl“ entstehen, die Bewohner müssten sich mit ihrem Viertel identifizieren, so seine Vision. Mit Events wie dem Schusterbrunnenfest am ersten Wochenende im Juli oder dem geplanten Pirmasenser Straßenmusiker-Fest wollen die Verantwortlichen die Frequenz auch im unteren Teil der Hauptstraße erhöhen. „Unsere Feste und Events sollen die Angebote des Stadtmarketings ergänzen“, sagte Ernst. Denn, so kritisiert er, die würden eher den oberen Teil der Fußgängerzone um den Schlossplatz bespielen. Die von Ernst angesprochen Punkte habe auch die Stadtverwaltung identifiziert, betonte Oberbürgermeister Markus Zwick. Das Projekt „Soziale Stadt“ könne für Immobilienbesitzer und Akteure finanzielle Anreize bieten. Mit dem City-Manager Constantin Weidlich sei ein „Kümmerer“ vor Ort, das Caritas-Begegnungszentrum „Mittendrin“ erfülle soziale Aufgaben. „Wir wissen, mit den Menschen vor Ort können wir strukturell etwas verändern, auch wenn die Bedingungen nicht optimal sind“, unterstrich Wirtschaftsförderer Mark Schlick. Kurz nach seinem Amtsantritt 2011 habe er das Netzwerk „PS kreativ“ ins Leben gerufen. Zusammen mit den Kreativen und den Unternehmern sei eine Dynamik entstanden, die bis heute etwas bewege. „Die Wirtschaftsförderung hat keinen Geldsack, den sie ausschütten kann, aber wir können das Sprachrohr für die Innenstadt sein und Menschen und Gruppen miteinander vernetzen“, sagte Schlick. City-Manager Constantin Weidlich ist als Ansprechpartner an zwei Tagen in der Woche vor Ort. Er spricht mit Immobilienbesitzern, Geschäftsleuten und Anwohnern, katalogisiert tagesaktuell Leerstände und Anfragen. Er versucht, mit einer „Leerstandbespielung“ diese kurzfristig und zumindest optisch zu kaschieren. Das gehe nicht von heute auf morgen, betonte Weidlich. Dennoch gebe es aus seiner Sicht erste Erfolge. Mit einem geplanten Label und der Gründerförderung wolle man Start-ups in die Fußgängerzone locken, nannte er Ziele.

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