Pirmasens Der große Schnitt

2016/17 brachte dem SCH erst einen Vereinshöhepunkt, das DFB-Pokal-Spiel gegen Bayer Leverkusen – hier eine Szene mit Marcel Abe
2016/17 brachte dem SCH erst einen Vereinshöhepunkt, das DFB-Pokal-Spiel gegen Bayer Leverkusen – hier eine Szene mit Marcel Abele (gegen den fallenden Chicharito, dahinter Jesper Brechtel), der die meisten Saison-Einsätze hatte. Am Ende einer sportlich wenig erfreulichen Runde zieht sich Hauenstein nach 20 Jahren aus der Oberliga zurück.

Saisonbilanz: Sportlich hat sich der SC Hauenstein als Tabellendreizehnter gerade so für ein weiteres Jahr in der Fußball-Oberliga qualifiziert, finanziell reicht es nicht mehr. Daher zieht sich der Sportclub nach 20 Oberligajahren in die Verbandsliga zurück. Der Dorfverein ändert unter neuer Führung sein Konzept, setzt nun auf Spieler aus der Region.

«Hauenstein.»Die Saison 2016/17 brachte für den SC Hauenstein zwar den Höhepunkt der Vereinsgeschichte, das DFB-Pokal-Spiel gegen Bayer Leverkusen (1:2), doch war es ein ganz schwieriges Jahr. Vor Rundenbeginn verließen etliche Leistungsträger den Verein. Trotzdem hatte sicher keiner geahnt, dass der Vizemeister von 2015 und 2016 in Abstiegsgefahr geraten würde. Insgesamt waren in der abgelaufenen Spielzeit, in der Hauenstein nie besser als auf Platz elf stand, drei Trainer am Werk. Der erst vor der Saison verpflichtete Thomas Fichtner musste nach einer peinlichen 3:5-Heimschlappe gegen Absteiger Borussia Neunkirchen gehen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren dem Sportclub in elf Spielen nur drei Siege gelungen. Zu wenig für Hauensteiner Ansprüche – auch wenn der neue Coach einen gewaltigen personellen Umbruch bewerkstelligen musste. Danach übernahm der sportliche Leiter des SCH, Heiko Magin, zusammen mit Torwarttrainer Ronny Fahr für vier Wochen die Mannschaft. Drei Wochen vor der Winterpause verpflichtete der Verein dann Peter Rubeck, der zuvor im September beim Regionalligisten Eintracht Trier beurlaubt worden war. Schwierig für den neuen Coach: Die Mannschaft wusste frühzeitig, dass es in der neuen Runde nicht mehr unter den bisherigen finanziellen Rahmenbedingungen weitergehen würde. Der Rückzug in die Verbandsliga war zwar nicht beschlossen, wurde aber offen diskutiert. Frühzeitig war klar, dass kaum ein Spieler zu den veränderten Bedingungen in Hauenstein bleiben würde. Rubeck: „Das waren erschwerte Bedingungen. Das allerletzte Druckmittel für einen Trainer war nicht gegeben. Die Situation war auch für mich als Trainer eine völlig neue Erfahrung.“ Letztlich bewies die Mannschaft zum größten Teil in den entscheidenden Situationen doch Charakterstärke und sicherte sich am vorletzten Spieltag einen Nichtabstiegsplatz. Etliche Spieler wie Alexander Biedermann, der lange verletzt ausgefallene Kapitän Sandro Rösner und auch einige andere bissen trotz Blessuren auf die Zähne und stellten sich zur Verfügung. Zwei Stammkräfte, Lukas Hartlieb (Kreuzbandriss) und Kevin Schwehm (Innenbandriss am Knie), verletzten sich in der Rückrunde schwer. Größtes Manko des letzten SCH-Oberligateams war – über die gesamte Saison gesehen – die mangelnde Durchschlagskraft im Angriff. Teils wurden nur wenige Chancen herausgespielt, teils wurden sich bietende Möglichkeiten leichtfertig vergeben. „Da sind wir einfach nicht gut genug gewesen“, sagte Hauensteins meist gut spielender Marcel Abele nach dem 2:3 im letzten Heimspiel gegen Hertha Wiesbach (2:3). Hauenstein kam zwar auf 65 Tore in 34 Spielen (Schnitt 1,9), doch resultierten 23 Treffer aus den beiden Partien gegen die nicht annähernd konkurrenzfähige Truppe von Schlusslicht Burgbrohl, das in der Rückrunde sonstige C-Klasse-Kicker aufbot. Ein echter Torjäger fehlte. Zwar gelangen Yanick Haag 17 Treffer, doch erzielte er davon elf gegen Burgbrohl. Der in der Vorrunde noch meist in der Abwehr eingesetzte Biedermann spielte in der Rückserie öfter im Angriff und kam immerhin auf zehn Tore. Ein Verdienst von Trainer Rubeck war die Stabilisierung der Abwehr. Kassierte der SCH in der Hinserie noch 37 Gegentore, konnte er diese Zahl in der Rückrunde halbieren (18). Rubeck brachte die Mannschaft in der Wintervorbereitung konditionell auf Vordermann und verteilte klare taktische Aufgaben. Die spielerische Komponente kam in etlichen Spielen, in denen sicher auch kein Schönheitspreis zu gewinnen war, zu kurz. In den entscheidenden Partien gegen die direkten Konkurrenten Neunkirchen, Jägersburg und Ludwigshafen bewies der SCH in der Rückrunde Nervenstärke und gewann alle drei Duelle. Der SC Hauenstein macht nun den großen Schnitt. Carl August Seibel, seit 20 Jahren Präsident und Hauptsponsor, hat die Vereinsführung an das Trio Udo Memmer, Christoph Keller und Steffi Dums abgegeben, reduziert sein finanzielles Engagement merklich. Der sportliche Leiter, Heiko Magin, ist in gleicher Funktion zum TuS Mechtersheim gewechselt. Der langjährige Teammanager Jürgen Lejeune und Geschäftsführer Markus Kuntz ziehen sich aus Altersgründen ganz zurück. Sportlich sind die personellen Weichen gestellt. Der neue Trainer Marko Eiermann, Ex-Oberligaspieler des SCH und bisher Coach der Hauensteiner Verbandsliga-A-Junioren, und der neue Spielleiter Alexander Hornung haben für die neue Saison 23 Spieler beisammen. Nur Christof Seibel, einziger Hauensteiner in der bisherigen Oberligatruppe, und der zweimal eingesetzte Kevin Dauenhauer bleiben. Der Kader 2017/18 ist also fast komplett neu zusammengestellt. Viele Spieler verfügen noch nicht über Verbandsligaerfahrung. Dennoch hat das Team genug Potenzial, um den Abstieg in die Landesliga West vermeiden zu können.

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