Pirmasens „Das Gerüst steht“

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Harald Kröher ist der Mann der Pirmasenser Fototage, ihr Initiator und Organisator. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, aus denen eine Veranstaltung gestrickt wird, die in diesem Jahr im Oktober zum fünften Mal stattfinden wird und die – wie schon die früheren Fototage – den Blick von Fotografen, Amateuren wie Profis, und Kunstfreunden auf Pirmasens richtet. Über den aktuellen Stand der Planung sprach unser Redakteur Christian Hanelt mit Harald Kröher.

Wie schaffen Sie es, die Fototage neben Ihren vielen anderen Tätigkeiten zu stemmen?

Das ist eine gute Frage. Im Prinzip sind es die fünften Fototage, das Netzwerk steht, das ist schon fast die halbe Miete. Dann ein Team auf das Verlass ist. Der wichtigste Partner dabei ist meine Frau. Wir leben dann wieder ein Vierteljahr Fototage – sie werden zu unserem Tagesgespräch. Aber das ist essenziell. Das Team der Stadt unter Leitung von Rolf Schlicher unterstützt die Fototage, wo es nur geht und so bleiben gewisse Freiräume in denen ich meinem Job nebenher noch nachgehen kann. So gebe ich dieses Jahr noch Workshops in Porto, auf Lanzarote, im Tessin, in der Bretagne, in der Normandie und etliche in der Westpfalz. Ohne ein dichtes Netzwerk wären also die Fototage durch eine Ein-Mann-Organisation gar nicht machbar? Ja. Das Netzwerk ist ganz wichtig. Bei den ersten Fototagen musste ich über die Sekretärin noch zum Chef, heute habe ich von den meisten die Handynummer und man telefoniert schon mal abends rein privat oder trifft sich irgendwo zu einem Glas Wein. Dadurch geht alles etwas unkomplizierter und schneller. Ich fotografiere mittlerweile auch für verschiedene Firmen oder teste ihre Erzeugnisse. Dadurch kann man sehr häufig auch im Sponsoring kurze Wege gehen. Aber ganz stolz bin ich auf die Westpfälzer Unternehmen und ganz besonders auf die in meiner Heimatstadt, die die Fototage unterstützen. Sie haben die Wertigkeit dieser Kulturveranstaltung erkannt und unterstützen damit die Stadt und die Region. Ohne ein Budget, das die Stadt zur Verfügung stellt, ginge natürlich nichts. Wie sehen Sie die Wertigkeit der Fototage in Pirmasens? Fast jeder Mensch fotografiert und sei es mit dem Handy. Fotografie ist eine Kunstform, bei der sich der Mensch recht schnell Erfolgserlebnisse verschaffen kann und die vor allen auch sehr nachhaltig und positiv auf Geist und Psyche wirken. Ich werde von vielen Menschen, ob in der Sauna oder auch bei meinen Fototouren in der Westpfalz oder auch einfach auf der Straße, angesprochen: „Gibt es wieder Fototage, wir freuen uns schon.“ Aber auch bei Kollegen aus ganz Deutschland – gerade auf der letzten Fotokina – war das ein Thema. Natürlich hat man bei solchen Veranstaltungen nicht nur Zustimmung, das ist normal und je bekannter so etwas wird, desto mehr Neid kommt bei einigen wenigen auf, sie versuchen dann sowas als Geknipse abzutun. Wie weit sind Sie in den Vorbereitungen zu den Fototagen – läuft alles nach Plan? Das Gerüst steht und füllt sich immer mehr auf. Ich denke, der Ablaufplan ist fast fertig, der ein oder andere Aussteller wird noch dazu kommen. Das Rahmenprogramm wächst und hier geht es zum Teil schon um Details. Probleme mit der Alten Post gibt es dieses Mal nicht – das war ja beim letzten Mal zum Teil extrem. Ich wurde zum Teil öffentlich angefeindet, weil die Fotoweltmeisterschaften darin ausstellen sollten, was ja keine Kunst wäre. Letztlich stand unser Oberbürgermeister zu seinem Wort und die Foto-WM kam dort hinein. Ganz besonders freue ich mich, dass als Ausstellungsorte wieder die Sparkasse Südwestpfalz, das Banana-Building und auch das Krankenhaus dabei sind. Die Sonderausstellung des Wettbewerbs für die Region wird im Atrium vom Rheinberger zu sehen sein – schon etwas früher und dafür etwas länger. Was werden die Höhepunkte der Fototage sein? Es gibt viele Highlights, vier möchte ich nennen: Michael Martin am 27. Oktober in der Festhalle – ein Weltenbummler und Fotograf, der ein eigenes Geo-Magazin bekommen hatte und spektakuläre Multimediashows mit tollem Rahmenprogramm macht. Wir bieten den Eintritt für seine Show so günstig an, wie sonst nirgends in der ganzen Welt. Wichtig ist es für mich, dass solche Veranstaltungen für jeden erschwinglich sind. Am zweiten der Tag der Westpfalz, am 1. November, werden wir tolle Fotografen aus der Region begrüßen. Zum dritten – am 29. Oktober – der Auftritt von Oss Kröher mit Carsten Linde. Linde hat zusammen mit Oss ein tolles Buch über Kraniche gemacht, Carsten als Fotograf, Oss als Schriftsteller. Zum vierten einen Vortrag von mir und meiner Tochter, den wir auf der La Vita halten. Sie ist Psychiaterin und befasst sich immer wieder mit den Auswirkungen von kreativen Handlungen – wozu ja sicherlich die Fotografie zählt – auf unsere Psyche und somit direkt auf unseren Körper. Ein Novum für mich, denn ich habe mit meiner Tochter bislang noch keinen Vortrag gehalten. Haben Sie schon feste Zusagen von Fotografen, hier auszustellen? Ja, das haben wir von der Gesellschaft der Deutschen Tierfotografie bis zu Uli Staiger. Viele Stars werden kommen. Ganz wichtig aber sind für mich die Aussteller aus der Region. So habe ich schon Zusagen von Michael Lauer aus Zweibrücken, Raik Krotofil, Steffen Hummel und vielen anderen. Mit dabei ist auch Fred Zimmermann aus Pirmasens mit einem Vortrag von seinen Reisen. Wir schreiben auch einen Themenwettbewerb zu den drei Kategorein aus, bei dem jeder aus der Region sich beteiligen kann, die 30 besten Fotos werden kostenlos gedruckt, jeder kann sein Gewinnerbild nach den Fototagen abholen, hochwertig auf Aludibond. Ich bin sicher, dass hier Kracherbilder eingereicht werden, denn in Pirmasens und Umgebung gibt es sehr gute Leute. Die Kategorien sind: „Der Mensch in allen Facetten“, „Natur- und Landschaftsfotografie“ und „Schwarz/Weiß“. Jeder kann mitmachen, wir geben in Kürze noch Infos dazu heraus. Gibt es einen Fotografen, ein Vorbild oder einen Star, den Sie gerne bei den Fototagen zeigen würden? Ich habe eigentlich keine Vorbilder. Anregungen holt man sich da und dort, essenziell ist aber, dass man zu seinem eignen Stil findet. Toll wäre schon zum Beispiel einmal Bilder von Helmut Newton oder David LaChapell hier zu zeigen. Interessant wäre doch auch eine Teilausstellung zur Fotogeschichte. Ist so etwas auch geplant oder vorstellbar? Sicherlich eine gute Anregung, ich bin dazu bereit, wir brauchen aber jemanden, der das macht – also einfach melden. Teilausstellungen selbst würde und könnte es geben, so vielleicht auf der Fotokina nächstes Jahr. Ich könnte mir auch sehr gut eine Ausstellung auf Tour vorstellen. Die Idee der Fototage in die Welt tragen: Fotografie für alle. Wird es auch wieder Workshops geben? Workshops im eigentlichen Sinne, sind nur wenige geplant, dafür aber Veranstaltungen bei denen es um Fotografie lernen und verstehen geht. Wichtig ist, dass man dabei den Fotografen oder Bildbearbeitern über die Schulter schauen kann, zum Beispiel am 22. Oktober bei Jamari Lior, am 24. bei Uli Staiger oder am 25. bei Martin Krolop. Am 23. Oktober werde ich einen echten Workshop anbieten mit einem Model. Stehen schon Programmpunkte für das Rahmenprogramm fest? Ja. Da steht schon etliches auf der Liste. So ist das Musikprogramm für die Eröffnung gebucht, die Messe La Vita, und Führungen durch die Ausstellungen, wobei ich auch ganz besonders die Schulen einlade. Aber es sind noch mehr Programmpunkte unter Dach und Fach, die aber noch bekannt gegeben werden. Sind Sie mit der Unterstützung seitens der Stadtverwaltung zufrieden? Absolut. Ich denke, die Stadtverwaltung ist sich bewusst, welche Außenwirkung die Fototage haben, und bis jetzt läuft alles sehr gut. Ich bin sicher, es wird so weiter gehen. Ungereimtheiten werden ausgeräumt und weiter geht es.

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