Pirmasens Das elsässische Mekka klassischer Musik

Das elsässische Weißenburg wird ab Mittwoch wieder zum Mekka der Liebhaber klassischer Musik. Die zehnte Auflage des „Festival International de Musique de Wissembourg“ bietet bis 7. September 24 Konzerte, für die der Festivalleiter Hubert Wendel wieder viele junge Talente engagieren konnte. Alle Konzerte finden in dem neuen Kulturzentrum Weißenburgs, „La Nef“, statt.

Für das Programm wagt sich Festivalleiter Wendel in Zusammenarbeit mit den Interpreten in diesem Jahr an einen Mix aus den Klassikern von Beethoven über Chopin, Brahms und Wagner bis Schubert und Bach und eher unbekannten Komponisten der Neuzeit, die um das Jahr 1900 lebten und teilweise auch Bezüge zur atonalen Musik aufweisen. Gleich das Auftaktkonzert am Mittwoch überrascht mit drei nicht so bekannten Komponisten. Der 1935 verstorbene Franzose Paul Dukas galt als impressionistischer Komponist. Geradezu populär wurde seine Vertonung von Goethes „Zauberlehrling“, die durch einen Walt-Disney-Film eine sehr weite Verbreitung fand. Das Stück wird in Weißenburg gespielt. Dazu kommt Musik des der ukrainischen Komponisten Mykola Lyssenko, die symphonischen Tänze von Sergej Rachmaninov und eine Suite von Nikita Mndoyants, die vom Komponisten selbst in Weißenburg gespielt werden soll. Das erste Konzert bestreitet Mndoyants am Klavier zusammen mit Vyacheslav Gyraznov. Der 1989 geborene Mdnoyants kommt aus einer Familie Moskauer Berufsmusiker und er begann entsprechend früh das Klavierspiel sowie das Komponieren. Unter anderem trat er mehrfach mit dem berühmten „Borodin Quartett“ auf. Der Festivalleiter Hubert Wendel persönlich wird das zweite Konzert am folgenden Donnerstag an der Orgel zusammen mit dem Cellisten Stéphane Tétreault bestreiten. Das Programm dieses Konzerts umfasst Stücke von Johann Sebastian Bach, dem Neuerer der klassischen Musik Paul Hindemith sowie eine Suite von Gaspar Cassadó, einem Cellisten und Komponisten, der dereinst unter Wilhelm Furtwängler als Interpret Erfolge feierte. Am Freitag betritt die Bühne im „La Nef“ das katalanische „Gerhard Quartett“, das vor vier Jahren erst gegründet wurde und seither schon mehrere Preise gewann. Die vier Katalanen werden zusammen mit den beiden Pianisten Samir Golescu und Vyacheslav Gryaznov auftreten. Der aus Rumänien stammende Golescu ist nicht nur als Interpret sondern auch als Musikwissenschaftler aktiv und konnte bereits mehrere Publikationen zu Fragen der Aufführungspraxis und der Geschichte von Tonaufnahmen veröffentlichen. Sein junger russischer Kollege Gryaznov stammt aus der vor Japan liegenden Insel Sachalin. Sein musikalisches Talent veranlasste die eigentlich unmusikalische Familie zum Umzug nach Moskau, wo der 1982 geborene Pianist eine Ausbildung an einer Hochbegabtenschule genießen konnte. Auf dem Programm des Freitagskonzerts stehen Kompositionen von Friedrich Mendelssohn, dem Schweizer Frank Martin und Antoni Dvorak. Gerade Martins Klavierquintett aus dem Jahr 1919 könnte interessant werden, da der 1974 verstorbene Schweizer an einer Synthese der Schönbergschen Zwölftonmusik mit der klassischen tonalen Musik gearbeitet hatte. Gleich zwei Konzerte sind am Sonntag, 24. August, geplant. Der Pianist Gryaznov wird morgens mit dem gerade mal 20-jährigen Kanadier Stéphane Tétreault am Cello Werke von Robert Schumann, Johannes Brahms, Franz Schubert und Peter Tschaikowsky spielen. Am Abend widmet sich das „Gerhard Quartett“ zusammen mit Tétreault dem tschechischen Komponisten Leoš Janácek, Franz Schubert und einem „Langsamen Satz in Es-Dur“ des Österreichers Anton Webern. Der 1945 verstorbene Webern war ein Schüler Schönbergs und soll mit seinen Kompositionen die Komponisten Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen beeinflusst haben. Leichteres Gewässer betritt das Straßburger Kammerensemble am folgenden Montag mit Schuberts Forellenquintett und Stücken des Briten Ralph Vaughan Williams. Spannend dürfte das Konzert am Mittwoch, 27. August, werden, das Golescu als Solist alleine bestreitet und mit zehn Kompositionen von George Gershwin über Chopin, Claude Debussy und Tschaikowsky einen breiten Bogen durch die Musikgeschichte spannt. Mit dabei ist auch eine Komposition des Rumänen George Enescu, dessen Arbeit von rumänischer Volksmusik beeinflusst war. Eine der wenigen Frauen, die im Rahmen des Festivals auftreten, ist die mehrfach preisgekrönte Japanerin Akiko Yamamoto, die am Freitag, 29. August, zusammen mit dem „Zemlinsky Quartett“ auf der Bühne stehen wird. Neben einem Stück von Joseph Haydn steht ein Quintett des Franzosen Darius Milhaud auf dem Programm. Der sehr produktive Franzose komponierte neben Opern und Sinfonien auch Filmmusiken. Aus dem Rahmen des Festivals fällt auch das Konzert am Sonntagabend, 31. August, bei dem die russische Mezzosopranistin Maria Gulik zusammen mit den Pianisten Nikita und Alexander Mndoyants auftreten wird. Mozart, Schubert, Schostakowitsch und Richard Wagner stehen auf dem Programm dieses Konzerts sowie die Lieder und Tänze des Todes von Mussorgski. Nur dem Komponisten Josef Suk ist das Konzert am Montag, 1. September, gewidmet. Von dem 1935 verstorbenen Tschechen werden eine Meditation, ein Streichquartett und ein Klavierquintett durch das „Zemlinsky Quartett“ sowie Gryaznov am Klavier gespielt. Ebenfalls auf einen Komponisten beschränkt ist das Konzert von Yamamoto, die Fantasien und Waldszenen von Robert Schumann am Donnerstag, 4. September, spielen will. Den Schlusspunkt setzt am Sonntag, 7. September das Streichquartett „Ébène“. Die Franzosen spielten schon in allen großen Konzertsälen Europas und werden in Weißenburg zusammen mit Arnaud Thorette an der Viola und Felix Drake am Cello Streichsextette von Tschaikowsky und Richard Strauss spielen sowie einen Ausflug in die Neue Musik mit der „Verklärten Nacht“ von Arnold Schönberg wagen.

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