Pirmasens Beim Laufen wird auch geplauscht

Der Spaß steht ihnen ins Gesicht geschrieben: (von links) Susanne Winter und Alexander Rossbach aus Ludwigshafen-Maudach, Sonja
Der Spaß steht ihnen ins Gesicht geschrieben: (von links) Susanne Winter und Alexander Rossbach aus Ludwigshafen-Maudach, Sonja Herb aus Böhl-Iggelheim und die ebenfalls aus Maudach kommende Charlotte Lambrecht unweit des Bärenfelsens, etwa nach der Hälfte der Strecke.

Am frühen Samstagmorgen begibt sich Hans Pertsch mit Sense im Gepäck vom Rodalber Hilschberghaus aus auf den Felsenwanderweg. Um 6 Uhr ist es noch angenehm kühl. Auf dem Felsenwanderweg treffen sich an diesem Tag Ultrastreckenläufer aus ganz Deutschland. 85 Laufverrückte im allerbesten Wortsinn starten bei der siebten Auflage des Pfälzer Felsentrails. Und Pertsch sorgt mit der Sense dafür, dass auch jede Verpflegungsstelle gut erreichbar ist. Um 8 Uhr ist Start am Hilschberghaus, mit imposantem Blick, nahezu Vogelperspektive, auf die Gastgeberstadt. Pertsch, Martin Kölsch und Rainer Empel sind die Initiatoren, unterstützt von einem Dutzend Helfern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Organisator recht früh unterwegs ist. Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass um 6 Uhr der Winzler Stefan Jung bereits anderthalb Stunden joggt. Mit Stirnlampe und nach einem starken Espresso – „erst mal muss der Motor laufen“, sagt der 37-Jährige vor dem Start – macht er sich als Erster inmitten der Nacht um 4.30 Uhr auf den Rundweg. Als das übrige Starterfeld um acht Uhr losläuft, reiht sich der gebürtige Neunkirchner mit ein zur zweiten Runde. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits annähernd einen Marathon, genau sind es 40 Kilometer, gelaufen. „Ich bin extrem! Ich habe früher extrem viel geraucht, bis zu 50 Zigaretten pro Tag. Heute rauche ich nicht mehr, dafür laufe ich extrem“, beschreibt er sich. Als die Helfer gegen 11.30 Uhr die zweite von vier Verpflegungsstellen am Bärenfelsen aufbauen, macht Jung für heute läuferisch Schluss. „60 Kilometer reichen“, sagt der 37-jährige Unternehmer, der den Rodalber Lauf als gute Vorbereitung für den Ultra-Trail in Grenoble am 24. August (169 Kilometer, 11.000 Höhenmeter) ansieht. Derweil laufen die acht Ludwigshafener Charlotte und Roland Lambrecht, Sonja Herb, Susanne Winter, Alexander Rossbach, Clemens Weiß, Kristina Stroh und Brigitta Huckestein vorsichtig vom Felsmassiv am Bärenfelsen auf dem schmalen Singletrail hinunter zur Verpflegungsstelle. Nach etwa 24 Kilometern haben sie ihr sportliches Tagesziel erreicht. „Wir laufen zurück zum Hilschberghaus und freuen uns, eine Schorle zu trinken“, artikulieren sie die Vorfreude auf „Pfälzer Rebensaft“. Die allermeisten Starter laufen die rund 40 Kilometer lange Rundstrecke, auf der sie auch am Bruder-, Sau-, Zigeuner- und Karl-May-Felsen vorbeikommen, komplett zu Ende. Versorgt werden sie mit Obst, Getränken und Pizza. Finanzielles Interesse bei den Initiatoren: Fehlanzeige. Für das Startgeld (sechs Euro) wird die Verpflegung gekauft. Pertsch ist ab 8 Uhr teilweise auch joggend unterwegs. Der Eppenbrunner gehört ebenfalls zu den Lauf-Verrückten unserer Umgebung. Einer der Ersten, die am Hilschberghaus ankommen, ist Markus Härter. Mit Camelbak, einer Art Trinkrucksack mit Trinkschlauch auf dem Rücken, wie die meisten anderen Läufer auch, kommt er auch nach 40 Kilometern lächelnd an. „Einfach geil, genial“, lautet sein erster Kommentar zu dem besonderen Lauferlebnis. Auch der 37-Jährige aus Weingarten bei Ravensburg gehört der Ultra-Szene an, lief aber auch schon 2017 beim Pirmasenser Pfälzerwald-Marathon aufs Podest. Wettkampfneid vermisst man nicht. Der Unterschied bei diesem Laufsportereignis zu Wettkämpfen zeigt sich vor allem darin, dass nicht nur vor und nach dem Lauf miteinander gesprochen wird, sondern auch während des Laufes. Die meisten von denen, die auf ihre Uhr sehen, verfolgen die Pulsfrequenz, nicht die Laufzeit. „Es gibt so viele größere und spektakulärere Läufe und trotzdem habt ihr in großer Anzahl wieder den Weg zu uns gefunden“, bedanken sich die Initiatoren bei den Läufern, die wiederum voll des Lobes darüber sind, dass sie an diesem Samstag bei optimalen äußeren Verhältnissen ein besonderes Lauferlebnis hatten.

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