Pirmasens Alles muss auf den Prüfstand

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Die Stadtverwaltung will wirtschaftlicher werden. Dazu nimmt sie den gewerblichen Bereich unter die Lupe, prüft, wie künftig Kosten reduziert und Abläufe gestrafft werden können. Als erstes umgekrempelt werden soll die Abfallentsorgung.

Während des Streiks im Öffentlichen Dienst vor ein paar Wochen kam der städtische Beigeordnete Michael Schieler zwischendurch ganz schön ins Schwitzen. Weil er die Zahlen nicht glauben wollte. Nachdem über Tage die Mülltonnen auf der Ruhbank und in Erlenbrunn stehen blieben und es Bürgerproteste hagelte, beauftragte er einen privaten Entsorgungsbetrieb. Ein erster Überschlag ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass eine Fremdvergabe um 954 Euro günstiger kommt als die Tonnenleerung durch städtisches Personal, die insgesamt pro Tag 5108 Euro verschlingt. Das will Schieler jetzt auf den Prüfstand stellen und gucken, wo es beim städtischen Abfallentsorgungsbetrieb Einsparpotenzial gibt. „Da schauen wir auch, wie andere Abfallbetriebe in der Republik das machen“, kündigt Schieler an, der mit Unterstützung von Felicitas Lehr, Leiterin des städtischen Abfallbetriebs, rechnen kann. „Mein Ziel ist es, den Betrieb so effizient aufzustellen, dass er am Markt konkurrenzfähig ist. Ich glaube, das ist machbar“, sagt sie. Wobei eh längst eine Untersuchung des gesamten gewerblichen Bereichs bei der Stadtverwaltung angelaufen ist, auf Geheiß von Schieler. Gebildet wurde eine Arbeitsgruppe, die die Bereiche Fuhrpark, Grünflächen, Abfall, Abwasser, Straßenbau und Hochbauamt untersucht und Vorschläge zur Effizienzsteigerung und Kostenreduzierung durch Organisationsänderungen macht. Geht es nach dem parteilosen Beigeordneten, will er in Zukunft Arbeitstrupps bilden, die je nach Aufgabenstellung aus unterschiedlichen Ämtern rekrutiert werden. Da könne es durchaus passieren, dass ein Straßenbauer oder Kanalbauer auch mal als Lader aufs Müllauto muss, wenn Kollegen krank sind. Wie berichtet, war es im vergangenen Jahr zu Personalproblemen bei der Müllabfuhr gekommen, weil in der Urlaubszeit fünf Leute zusätzlich ausgefallen sind. Solche Engpässe sollen künftig anders abgefedert werden. Um schneller reagieren zu können, wird der Abfallentsorgungsbetrieb auch so umstrukturiert, dass alle Mitarbeiter künftig im Fuhrpark Ohmbach sitzen. Bislang waren drei Mitarbeiter aus der Verwaltung, darunter auch Lehr, mit ihren Büros in der Teichstraße, wo auch das Tiefbauamt sitzt. Das war nicht nur zu weit ab vom Schuss, sondern führte auch zu Reibungsverlusten. Dafür werden die Räumlichkeiten des Fuhrparks leicht umgebaut und renoviert, zumal sie eh in die Jahre gekommen sind. Das soll weitgehend mit dem städtischem Personal erfolgen. „Wir werden in Zukunft nicht jede frei werdende Stelle wieder besetzen können. Deshalb müssen wir gucken, wie wir die Arbeit anders organisieren, bevor wir Standards runterfahren“, gibt Schieler die Marschrichtung für die Zukunft vor. Dafür verantwortlich ist auch ein enormer Spardruck, im Fall der Abfallentsorgung gibt es ein Defizit von 1,2 Millionen Euro, das durch Rückstellungen für die Deponiesanierung entstanden ist und bis ins Jahr 2017 abgearbeitet werden muss. Am Beispiel der Müllabfuhr macht Schieler klar, wie er sich die Zukunft vorstellt. Die Stadt beschäftige 14 Müllwerker und fünf Fahrer. Vor allem die Lader müssten körperlich fit sein. Sie seien aber auch, dadurch dass sie über neun Stunden draußen sind, eher krankheitsanfällig. Um Ausfälle abzufedern, soll bei Neueinstellungen darauf geachtet werden, dass die Mitarbeiter laden und fahren können. Und wenn dann doch mal Not am Mann ist, springt ein anderer „Gewerblicher“ ein, schwebt es dem Dezernenten vor. Bei den Außenarbeiten an der Alten Post hat er es schon ausprobiert. „Da haben Gärtner und Tiefbauer in einem Team gearbeitet.“ Am Ziel sei er, wenn für jedes neue Projekt die geeigneten Leute zusammengestellt werden. „So hätte man auch mehr Möglichkeiten, Leute nach einem längeren Ausfall wieder einzugliedern.“ Hinter den Überlegungen von Schieler steht auch das Wissen, dass es bei der Verwaltung ganz viele Qualifikationen gibt, die im Einzelfall gar nicht abgerufen werden. „Wir haben Maurer, Schreiner, Elektriker, manche arbeiten fachfremd.“ Da wolle er in Zukunft öfter fragen: Was kannst du, was willst du? „Wir wollen die Leute mitnehmen. Gezielt Personalentwicklung betreiben.“ Und wenn dann in Zukunft bei der Müllabfuhr wieder alle auf einen Schlag krank werden, gibt es einen Notfallplan, wer fachfremd einspringen kann. „Dann wird halt dafür ein Feldweg an diesem Tag nicht instand gesetzt oder der Brunnen später gereinigt“, erklärt der Beigeordnete.

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