Kirche Kardinal Marx für die Abschaffung des Pflichtzölibats

Kardinal Reinhard Marx
Kardinal Reinhard Marx

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, äußert sich in einer Pressekonferenz zum Gutachten zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im katholischen Erzbistum München und Freising. Marx hat sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats ausgesprochen. „Es wäre besser für alle, die Möglichkeit für zölibatäre und verheiratete Priester zu schaffen“, sagte Marx der „Süddeutschen Zeitung“ am Donnerstag.

„Nicht revolutionär“

Die Forderung nach einer Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester ist nach Einschätzung des Kirchenrechtlers Thomas Schüller nicht revolutionär.

„Das ist überhaupt nicht ketzerisch oder revolutionär“, sagte Schüller dazu der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr beschreibe Marx nur, was in der Geschichte der katholischen Kirche lange Zeit gängige Praxis gewesen sei. „Von daher riskiert Kardinal Marx mit seinen Äußerungen zum Zölibat nichts, sondern wiederholt gefahrenfrei für den Fortbestand seiner kirchlichen Karriere eine bereits von vielen Katholiken immer wieder geforderte Rückkehr zu einer in der Geschichte der katholischen Kirche lange Zeit bewährten Praxis.“

Schüller sagte, Versuche zur Einführung des Pflichtzölibats habe es schon im Mittelalter gegeben, doch habe sich die Kirche damit lange nicht durchsetzen können. Erst nach der Reformation im 16. Jahrhundert habe die Kirche die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester dann verbindlich festgelegt und spiritualisiert, um sich gegenüber dem Protestantismus abzugrenzen. „Der Pflichtzölibat ist kein Glaubenssatz, sondern eine disziplinäre Norm und kann geändert werden, ohne in den Glaubensschatz der katholischen Kirche einzugreifen“, sagte Schüller, der das Institut für Kanonisches Recht an der Universität Münster leitet.

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