Interview Heidelberger Professor: „Deutschsein nichts Unveränderliches“
Die Deutschen ringen mit ihrer Identität – wieder einmal. Einer, der sich die Frage „Was ist deutsch?“ selbst auch schon gestellt hat und darüber ein weithin gelobtes dickes Buch schrieb, ist der emeritierte Heidelberger Professor Dieter Borchmeyer (83). Wie bewertet er die wiederaufgeflammte Diskussion ums „Deutschsein“ in Zeiten von AfD und Leitkultur? Für ihn ist klar: Dass diese Diskussion in dieser Schärfe geführt wird, hat auch damit zu tun, dass die Deutschen „unsicher sind, worin ihre Identität besteht“. Anders als die Franzosen oder Engländer haben die Deutschen ja erst seit 1871 einen Nationalstaat. Wenn Kräfte von Rechtsaußen so tun, als ob es darum gehen könne, das Deutschtum zu bewahren, so findet Borchmeyer dies „nicht nur eine naive Vorstellung“. Diese Idee sei „einfach falsch“.