Neustadt Zur Sache: Der 17. November 1943

Nach der Bombardierung: Häuser in der Pfaffengasse.
Nach der Bombardierung: Häuser in der Pfaffengasse.

Am 17. November 1943 gegen 20.10 Uhr fielen Bomben auf Haßloch. 29 Menschen kamen bei diesem schwersten Bombardement des Großdorfs im Zweiten Weltkrieg ums Leben, etwa 40 Personen wurden teilweise schwer verletzt. Über die Ursache des Angriffs einer britischen Lancaster gab es seinerzeit zahlreiche Spekulationen. Manche Zeitgenossen waren der Ansicht, dass die Bombardierung kein Zufall war: Die Engländer seien wegen mangelnder Befolgung des Verdunkelungsgebotes auf Haßloch aufmerksam geworden und hätten ihre Last gezielt abgeworfen. Im Gegensatz dazu ging der damalige Bürgermeister Erich Spengler von einem Angriff aus, der nicht für Haßloch bestimmt war: Ein Bomber der Royal Air Force sei im Kampf mit Nachtjägern der deutschen Luftwaffe gewesen. Der Pilot habe sich in seiner Bedrängnis der Bombenlast entledigen wollen, und somit seien die Bomben „ziel- und planlos“ auf Haßloch gefallen. Fest steht, dass 66 Lancaster- und 17 Halifax-Bomber der Royal Air Force an jenem 17. November 1943 Stunden zuvor in Großbritannien gestartet waren, um die BASF in Ludwigshafen zu bombardieren. Nach dem Angriff kehrten alle Maschinen zurück – bis auf eine Lancaster, die offenbar von deutschen Nachtjägern angegriffen wurde. In einem früheren RHEINPFALZ-Bericht wird der Historiker und Luftkriegsexperte Helmut Schnatz zitiert, der es für äußerst unwahrscheinlich hielt, dass der Abwurf ein gezielter Angriff war. Der Grund: Die englischen Bomberbesatzungen hielten sich strikt an die ausgegeben Zielanweisungen – „Lichter am Boden haben die Piloten nicht geschert“, so Schnatz über die Flugzeugführer der „Viermots“. Augenzeugen berichteten, dass der britische Bomber von Ludwigshafen kommend in geringer Höhe über Haßloch hinwegflog und dabei seine Bomben ausklinkte. Explosionen gab es in der Taubengasse, Pfaffengasse, Hindenburgstraße (heutige Heinrich-Brauch-Straße) und auf dem damaligen Herbert-Norkus-Platz (heute Friedrich-Ebert-Platz). Die Detonationswirkung war gewaltig und richtete beträchtliche Schäden an Häusern an. 19 Wohngebäude wurden total und 38 Häuser schwer beschädigt, und bei 239 Gebäuden wurden leichte Schäden festgestellt. Etwa 140 Menschen waren nach dem Bombenangriff obdachlos. Die Trichterwirkung soll gering gewesen sein und ungefähr drei Meter im Durchmesser und einen Meter in der Tiefe betragen haben. Einen offiziellen Vermerk über das Schicksal der englischen Maschine gibt es nicht. Nach unbestätigten Meldungen soll die Lancaster jedoch später in der Nähe von Hochspeyer abgestürzt sein.

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