Neustadt „Wir schaffen Mehrwert für die Region“

Herr Brandt, die Zukunft des Badeparks ist zurzeit ein großes kommunalpolitisches Thema. Welche der fünf Varianten halten Sie denn für die beste?

Der Badepark ist ein wichtiges Thema. Aber da ich erst seit kurzem hier bin, konnte ich noch nicht so tief in alle Details eintauchen, um mir selbst eine Meinung zu bilden. Jede Variante hat wohl ihre Vor- und Nachteile. Aber ich habe noch keinen Strich drunter ziehen können. Wichtig ist aber für die Gemeindewerke, für den Badepark und für die Mitarbeiter, dass wir bald zu einer Entscheidung kommen. Gut ist, dass die Bürger in diesem Prozess beteiligt werden. Ist es grundsätzlich heute noch sinnvoll, ein Schwimmbad in Regie von Gemeindewerken zu betreiben? Diese Frage muss insbesondere die Gemeinde für sich beantworten, denn sie trägt den Verlust aus dem Badepark. Deutschlandweit sind Bäder immer Zuschussgeschäfte. Den Betrieb in Gemeindewerken zu organisieren, macht insoweit Sinn, als der Verlust, der auf der einen Seite entsteht, ein Stück weit kompensiert wird durch einen steuerlichen Querverbund. Den Verlust kann man dadurch etwas geringer halten. Die Frage für die Gemeinde ist: Wie hoch ist der Verlust, und kann sie seine solche freiwillige Leistung finanzieren? Wie schätzen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage der Gemeindewerke ein? Mit unseren Sparten erwirtschaften wir einen guten Ergebnisbeitrag. In der Vergangenheit wurde dieser zum Großteil dafür verwendet, den Verlust des Badeparks auszugleichen. Für den Gemeindehaushalt ist sogar immer ein kleiner Beitrag übrig geblieben. Im letzten Jahr musste erstmals die Gemeinde umgekehrt den Werken einen Zuschuss geben, um den Verlust auszugleichen. Aber die Gemeindewerke liefern einen wesentlichen Beitrag für den Haushalt. Haben die Gemeindewerke denn ihre Rolle als Geldesel der Kommune ausgespielt? Es ist ja so, dass die Gemeindewerke wie alle anderen Energieversorger auch nicht auf einer Insel der Glückseligkeit leben und im Wettbewerb stehen. Dennoch verstehen wir unser Geschäft und haben erfahrene Mitarbeiter. Das ist die Basis, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Sie haben erklärt, dass Sie die Stellung der Gemeindewerke als lokaler Versorger festigen und ausbauen wollen. Was bedeutet das konkret, wie wollen Sie das schaffen? Die Gemeindewerke stehen auf einer breiten Basis und sind nicht nur Strom- oder Gasversorger, sondern können viele verschiedene Sparten anbieten. Wir müssen einerseits unser Bestandsgeschäft optimieren und da immer effizienter werden. Andererseits müssen wir auf dem Markt schauen, wo sich neue Möglichkeiten ergeben. Wir sind kein Unternehmen, das eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung unterhalten wird. Deshalb werden wir nie die ersten sein, die eine Innovation entwickeln. Aber wie wollen intelligent an Themen herangehen, Chancen prüfen, wenn sich am Markt etwas Neues entwickelt, und einsteigen, wenn es Sinn macht. Müssen sich die Gemeindewerke in bestimmten Bereichen anders aufstellen als in der Vergangenheit? Ich bin mit der Analyse im Moment noch nicht so weit, dass ich sagen kann: An dieser oder jener Stelle würde ich ein Rädchen drehen. Es ist eine grundsätzliche Herausforderung, sich ständig zu hinterfragen und sein Geschäft auf die Entwicklung am Markt auszurichten. Man kann nicht immer nur am Altbewährten festhalten und weitermachen wie bisher. Denn auch Rahmenbedingungen und der Markt haben sich verändert. Darauf müssen wir reagieren. Das ist auch eine Herausforderung für alle Mitarbeiter, dem Veränderungsprozess offen gegenüberzustehen und diesen nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu sehen. Müssen die Gemeindewerke neue Geschäftsfelder erschließen? Das will ich nicht ausschließen. Es ist halt immer die Frage, was man als Gemeindewerke machen kann. Alles was energie- und versorgungstechnisch naheliegt, ist natürlich eine Option. Es muss daraufhin geprüft werden, ob es wirtschaftlich ist und zu unserer Strategie passt. In welchen Bereichen stehen denn größere Investitionen an? Sollte beim Badepark eine Entscheidung in Richtung Sanierung oder Attraktivierung fallen, dann wäre das mit größeren Investitionen verbunden. Es gibt kontinuierlich Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen im Netz. Ein Thema, das aktuell ansteht, ist die Versorgung des zweiten Teils des Baugebiets „Südlich der Rosenstraße“. Gerade die Energieversorgung „Südlich der Rosenstraße“ ist ja ein Reizthema. Wie schätzen Sie das ein? Hier ist es wie beim Badepark: Ich bin in der kurzen Zeit mit der Analyse noch nicht durch. Kunden, die dort Wärme abnehmen, sind mit der Situation nicht zufrieden. Auf der anderen Seite wollen die Werke eine Versorgung anbieten, die alle zufriedenstellt. Da klafft eine Schere auseinander. Das muss erst einmal juristisch in den laufenden Gerichtsverfahren geklärt werden. Das Thema der Wärmeversorgung ist dort momentan negativ belegt. Die Gemeindewerke müssen jetzt die Frage beantworten, wie die Versorgung dort aussehen soll. Diese Hausaufgabe haben wir. Der Bund will das Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien drosseln, weil derzeit mehr Windkraftanlagen gebaut werden, als für die Umsetzung der Energiewende notwendig sind. Die Gemeindewerke sind über die Thüga Erneuerbare Energien (THEE) an diversen Windparks beteiligt. Wie sehen Sie da die Entwicklung? Wird hier in Zukunft noch Geld zu verdienen sein? Die THEE betätigt sich nicht nur unter dem Siegel „Wir wollen grüner werden“, sondern muss auch ihre Erträge erwirtschaften. Ich denke, dass die Herausforderungen für die THEE bestimmt nicht kleiner werden. Zum einen ist die Einspeisevergütung gesunken, und zum anderen werden die guten Standorte für Windkraftanlagen immer weniger. Vorteil für uns ist aber bei diesem Engagement, dass wir nicht selbst an den Markt gehen müssen, um Windenergieprojekte zu realisieren, sondern über eine gemeinsame Gesellschaft, bei der die Kompetenz gebündelt und ein entsprechender wirtschaftlicher Hintergrund vorhanden ist. Beim Strompreis bekommen die Energieversorger häufig zu hören: An der Strombörse sinken die Preise, aber der Verbraucher sieht auf seiner Stromrechnung nichts davon. Ist dieser Vorwurf berechtigt? Der Börsenpreis ist nur ein Element bei der Gestaltung des Strompreises, der am Ende beim Kunden ankommt. Neben dem Einkaufspreis gibt es eine ganze Reihe Steuern, Abgaben und Umlagen, die wir an den Kunden weitergeben beziehungsweise an den Gesetzgeber abgeben müssen. Diese Kostenpositionen, die sich mittlerweile auf 54 Prozent summieren, bestimmen den Preis stärker als die energiewirtschaftliche Wertschöpfungskette vor Ort, also Erzeugung, Netz, Vertrieb und Handel. Wird Ihr Spielraum bei der Preisgestaltung also kleiner? Wenn am Großhandelsmarkt der Preis um beispielsweise 50 Prozent fällt, erwartet der Kunde, dass auch seine Kosten um 50 Prozent sinken. Das kann ich nachvollziehen. Aber je mehr staatlich bedingte Preisbestandteile, desto weniger Möglichkeiten bestehen, etwas an den Kunden weiterzugeben. Wohin geht die Preisentwicklung in den Sparten, rauf oder runter? Das ist extrem schwierig zu sagen, weil nicht vorauszusehen ist, wie sich der Strompreis oder der Gaspreis an der Börse und die staatlichen Abgaben entwickeln werden. Es wäre unprofessionell, auch eine Tendenz zu äußern, weil sich die Marktgegebenheiten dann vielleicht anders entwickeln werden. Anders gefragt: Verbraucherschützer empfehlen, in Internetportalen nach dem günstigsten Anbieter zu suchen. Ist das gut oder schlecht für die Gemeindewerke? Das ist die Situation, der sich jeder Energieversorger stellen muss. Der Wettbewerb ist politisch gewollt. Mehrere hundert Anbieter sind deutschlandweit am Markt. Da ist es für uns als Gemeindewerke schwierig, preislich dagegenzuhalten. Wir versuchen, da andere Aspekte in den Vordergrund zu rücken. Wir sind der lokale Versorger aus Haßloch für Haßloch, wir unterstützen den kommunalen Haushalt durch die Beiträge, die wir erwirtschaften, wir haben eine regionale Wertschöpfungskette. Das reicht von unseren Mitarbeitern, die großteils aus Haßloch kommen, bis zu den Zulieferern. Wir schaffen also einen Mehrwert für die Region. Ich kann nachvollziehen, dass man schaut, wo man einen besseren Preis bekommt. Aber andererseits muss man immer sehen: Den Euro, den ich bei Eon, RWE oder einem anderen Versorger ausgebe, der ist halt nicht nur weg, der ist auch aus Haßloch weg. Den Euro, den ich bei den Gemeindewerken ausgebe, der bleibt auch hier im Ort. Man muss also wenigstens ein schlechtes Gewissen haben, wenn man einen anderen Versorger wählt? (lacht) Ich denke, ja! Ist denn die Energiewende für ein Unternehmen der Größenordnung der Gemeindewerke eher eine Chance oder ein Risiko? Ich glaube, eher eine Chance. Wer ein Kernkraftwerk betreibt oder nur konventionell Energie erzeugt, hat eher Probleme mit der Energiewende. Die Gemeindewerke haben den Fokus eher auf die erneuerbaren Energien gelegt. Indem wir selber in entsprechende Anlagen investieren, sind wir mittendrin in der Energiewende. Das betrifft sowohl die Anlagen, die wir selbst haben, als auch die über 400 privaten Photovoltaikanlagen in Haßloch. Das unterstützen wir als Gemeindewerke, indem wir diese ans Netz bringen, damit der dort erzeugte Strom eingespeist werden kann. In Gera sind die Stadtwerke pleite gegangen, und laut einer aktuellen Studie soll bei dutzenden deutscher Stadt- und Gemeindewerke die Insolvenz drohen. Muss man sich in Haßloch auch Sorgen machen? Ich hoffe nicht, ansonsten hätte ich einen Fehler gemacht, bei den Gemeindewerken anzufangen (lacht). Aber im Ernst: Die wirtschaftlichen Zahlen geben keinen Anlass zur Sorge. Wir sind gut aufgestellt. Aber wir müssen uns gut wappnen und schauen, welche Geschäfte wir in der Zukunft machen können, um die Wirtschaftlichkeit weiter garantieren zu können. Müssen Sie einen Sparkurs fahren? Dazu kann ich noch keine Aussage machen, ob wir an einer bestimmten Stelle Einsparungen in einem wesentlichen Umfang vornehmen müssen. Wir sind von der Mitarbeiterzahl her relativ schlank aufgestellt. Erst einmal wollen wir zusammen mit den Führungskräften die Strategie erarbeiten, wo wir künftig aktiv sein und investieren wollen, dann können wir festlegen, auf welchen Feldern wir vielleicht Kapazitäten verändern müssen. Interview: Gerd-Uwe Haas

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