Neustadt Wie eine RHEINPFALZ-Redakteurin beinahe zum Betrugsopfer wurde

Jennifer Back mit ihrem zum Verkauf stehenden Auto.
Jennifer Back mit ihrem zum Verkauf stehenden Auto.

Eine schreckliche Vorstellung: Von Trickbetrügern übers Ohr gehauen zu werden, die eine gestohlene Identität nutzen. Fast wäre Redakteurin Jennifer Back zum Opfer geworden. Dabei wollte sie nur ihr Auto verkaufen.

Vorab muss ich gestehen: Beim Thema Autoverkauf bin ich eine blutige Anfängerin. Mein erstes Auto war ein Leasingauto, das ich nach vier Jahren wieder zurückgegeben und gegen ein neues getauscht habe. Das zweite habe ich dann behalten. Der mittlerweile acht Jahre alte Renault Twingo soll nun aber weg. Nicht, weil ich ihn nicht mehr mag oder er kaputt wäre. Sondern weil wir schlicht nur noch ein Fahrzeug brauchen. Denn mein Partner ist in fünf Minuten an seiner Arbeitsstelle, ich fahre meist mit dem Zug von Landau nach Neustadt.

So bot ich meinen Twingo also auf einer großen Online-Plattform zum Verkauf an. Ja, ich weiß, hätte ich ihn besser direkt beim RHEINPFALZ-Automarkt reingesetzt ... Wer weiß, vielleicht wäre mir dann eine unschöne Episode erspart geblieben.

Per Spedition nach Dänemark

Über die Plattform bekam ich mehrere Anfragen von Interessenten. Die offenkundig unseriösen habe ich direkt gelöscht. Per E-Mail trat ich dann mit Dieter Krause (Name von der Redaktion geändert) in Kontakt, der mich fragte, wie viel ich ihm preislich entgegenkommen könne. Den von mir genannten Preis nannte er „fair“ – obwohl er das Auto nur von Fotos kannte. Ob es für mich in Ordnung sei, wenn er meinen Twingo von einer Spedition abholen lasse, da er in Dänemark arbeite. Das machte mich stutzig. Sind Kleinwagen im Norden so teuer, dass man sie aus Deutschland holen lassen muss?

Auf meine Antwort, dass das klargehe, sofern mir der unterzeichnete Verkaufsvertrag vorliegt und das Geld überwiesen wurde, bekam ich umgehend Fotos von Krauses Ausweis zugeschickt, um den Vertrag fertig machen zu können. Ohne vorher telefoniert und über Details gesprochen zu haben. Der Mann wollte dann auch sogleich meine Kontodaten, damit er das Geld noch am selben Tag überweisen könne. Mein Bauchgefühl war kein gutes, und so fragte ich, ob auch eine Überweisung per Paypal möglich sei.

Kontaktaufnahme auf mehreren Kanälen

Da mein Freund sich mit Ausweisdokumenten auskennt, schickte ich ihm zwischenzeitlich die Fotos. Sein Urteil auf den ersten Blick: alles okay mit dem Personalausweis. Die weitere Online-Recherche nach Namen und Wohnort des Mannes führte zu einem zum Ausweis passenden Facebook-Profil. Und zu einem Profil auf Xing, ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte. Also alles im grünen Bereich. Oder?

Das Grummeln im Bauch blieb, zumal bei der ausführlichen Jobbeschreibung auf Xing zwar Krauses Arbeitgeber genannt wurde, jedoch nichts über Dänemark stand. Der Verdacht verfestigte sich, dass Betrüger im Namen des Mannes handelten – erst recht, als wir im Internet von einer Betrugsmasche lasen, die ziemlich genau unseren Fall beschrieb. Schon vorher hatte ich Krause auf Facebook und Xing angeschrieben, um seine Identität zu verifizieren. Jedoch ohne Erfolg, die Nachrichten liefen quasi ins Leere, weil wir nicht miteinander vernetzt sind. Auf der Homepage seines Arbeitgebers entdeckte ich einen allgemeinen Kontakt, sodass ich zumindest die Endung seiner E-Mail-Adresse hatte. Auf gut Glück tippte ich zusätzlich seinen Vor- und Zunamen ein. Bingo.

Noch kein finanzieller Schaden

Innerhalb von einer Stunde bekam ich Antwort. Nein, er wolle kein Auto von mir kaufen. Ich sei der etwa 50. Kontakt, der sich bei ihm melde. Betrüger hätten sich unter falschem Vorwand seine Ausweiskopien beschafft und nutzten diese nun, um andere Privatpersonen zu schädigen. Er habe einen neuen Ausweis beantragt, Strafanzeige gestellt und mit verschiedenen Polizeidienststellen wegen der Anzeigen anderer Kontakt gehabt.

Glücklicherweise, so berichtet der echte Krause, sei keiner der Personen, die in seinem Namen kontaktiert worden seien, ein finanzieller Schaden entstanden. Leider hätten aber einige ihre Ausweiskopien weitergereicht. Er bat mich, den Kontakt zu dem Betrüger abzubrechen und Anzeige zu erstatten. So war ohnehin der Plan. Die letzte Antwort des „Käufers“, er habe kein Paypal, habe ich also ignoriert.

Online Anzeige erstattet

Bei der Polizei Anzeige zu erstatten geht ganz einfach online über www.polizei.rlp.de/de/onlinewache. Nun warte ich darauf, dass sich die Polizei bei mir meldet. Und dann? Laut dem Neustadter Kriposprecher Stefan Molter schicken die zuständigen Kollegen in Landau dann auf elektronischem Weg ein sogenanntes Ermittlungsersuchen an die zuständige Polizeidienststelle am Wohnort des echten Krauses. Anhand der Zeugenhinweise wird dann versucht, den Täter ausfindig zu machen.

Aber wie kann man sich vor solch perfiden Tricks schützen? „Es kann auf jeden Fall helfen, persönlich miteinander zu reden oder zu telefonieren“, sagt Molter. „Da merkt man dann häufig schon, ob echtes Interesse an dem Auto besteht oder nicht.“ Der Twingo wurde übrigens mittlerweile verkauft – an einen netten Südpfälzer, der damit hoffentlich seiner Tochter eine Freude machen konnte.

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