Neustadt Wie die Dunstabzugshaube in den „Abort“ kam

Meckenheim. Ein Abend einfach nur zum Lachen. Das war die „Pälzer Comedynacht“, die in der Reihe „KiR“, „Kultur im Rathaus“, am Samstag in Meckenheim über die Bühne ging. Mit viel Beifall bedankten sich am Ende die Zuschauer, die den Ratssaal komplett füllten, bei Oliver Betzer, der als „De Härtschd vum Daaner Daal“ unterwegs ist, sowie bei dem Frauenensemble „A Capälzer“ aus Rehborn bei Meisenheim.

Oliver Betzer, der vielen Besuchern der Comedynacht von der Frankenthaler Fernsehfasnacht ein Begriff ist, ist der „härtschde Opa“. Er schiebt sich an seinem Rollator – den später ein Zuschauer auf die Bühne hieven muss – in den Saal. „Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt“ ist die Begleitmusik - vor dem „Härtschden“ hat sie es leider nicht gemacht. Und so beklagt der Alte stetig, „dass friehr alles besser war“. Heute regierten Lug und Trug. Beispiel? Er sei den Jakobsweg gelaufen; am Ende habe es aber keinen Kaffee gegeben, „des is doch die Krönung“, kalauert Betzer. 75 Jahre, erzählt der Opa, sei er mit seiner Marrie verheiratet. Ihren Wunsch – „noch fuffzich Johr will die en Ausziehdisch“ – kommt er nach einigem Gezeter schließlich nach. Seine Erlebnisse bei Ikea sind bestimmt manchem Zuhörer nicht völlig fremd. Herrlich anschaulich und komisch schildert Betzer die Jagd nach den Einzelteilen in dem riesigen Ikea-Kaufhaus. Weil die zwei die nötigen Elemente nicht finden, sich aber nicht blamieren wollen, „hämmer äfach irchendwas genumme“. Die Folge: „Mir sinn beschdimmt die Äänziche mit äner Dunschdabzuchshaub uffm Abort.“ Die moderne Technik ist dem Opa eher Graus als Unterstützung. So artet das telefonische Bestellen einer Fahrkarte von Annweiler nach „Meckrem“ in eine verbale Wahnsinnsodyssee aus, und das Fahren mit Navi endet in einem Tohuwabohu. Zustimmendes Gelächter, als der Opa erzählt, wie er mit dem „Smaatfon“ schon siebenmal sein Ohr fotografiert hat. Vielleicht haben andere ja auch schon ihre Ohren fotografiert. Als er von seiner Reise mit der Oma nach Griechenland erzählt, erklärt er auch noch rasch die Wirtschaftspolitik des Landes: Mit einem von Geschäft zu Geschäft wandernden Hunderter aus Deutschland sind am Ende die Schulden eines ganzen Dorfes getilgt. Der Opa ist nicht ohne, aber seine Marrie steht ihm im nichts nach. In diese Rolle schlüpft Betzer im zweiten Teil. Locker schafft er es, dass am Ende der ganze Saal mitgrölt: „Ich war äämol in 75 Johr in de Kur in Bad Bertrich - weche meine Thrombose“. Die Abenteuer von Zuhause, über die der Opa der Gattin in seinem Brief berichtet, sind die Grundlagen für Dauer-Lachsalven. Oliver Betzer versteht sein Metier. Banales, Kokolores, Alltägliches bietet er urkomisch dar. Selbst manch bekannte Pointe nimmt ihm keiner übel, denn der Comedian schildert sie allzu drollig. Dass er obendrein gut singen kann, beweist er mit seinem Schlusslied, einer Hommage auf „mei Daaner Daal“. Ist bei Betzer der südwestpfälzische Akzent klar zu hören, so ist es bei der „Girls Group“ der nordpfälzische. Aus dem Nordpfälzer Bergland nämlich kommt „A Capälzer“, das sind Rosa Schlüpfer, Brunhilde Knall, Trude Träller und Rollbrore Erna. Ihre Kostüme haben die vier – ein Mitglied ist an diesem Abend verhindert - offensichtlich nach dem Motto „je greller und schräger desto besser“ ausgewählt. Schräg allerdings ist weder der a capella Gesang noch die passende Choreografie der „Girls Group“. Die vier, die sich ihren Ton per Melodica vorgeben, bestechen durch glasklare Stimmen und eine makellose Harmonie der verschiedenen Stimmlagen. Etliche bekannte Songs wie „Stand by me“, „Rama Lama Ding Dong“, „Hit the Road Jack“ oder „Schürzenliesel“ haben sie umgedichtet und interpretieren sie perfekt. Fehlen darf natürlich nicht Grönemeyers „Männer“. Dieses Mal sind es aber die Frauen, die außen hart und innen ganz weich sind. Die „musikalische Alternative zu den Landfrauen“, wie sie über sich sagen, stellen gemäß ihrem Programm die Vorzüge der „Pälzer Meed“ in den Mittelpunkt. Nein, das sind keine Hungerhaken, die nur vegetarisch essen. Sie mögen vielmehr Schlachtplatten und schlagen zu nach der Devise „die Hauptsach gut gess“. Seit elf Jahren tritt das Quintett nun auf – bei privaten Feiern, bei der Fasnacht oder eben bei Kulturveranstaltungen, wie eine der Frauen im Gespräch mit der RHEINPFALZ erzählt. Einmal in der Woche treffen sich die fünf und jede bringt ihre Ideen ein. Das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen.

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