Neustadt Szenen „im Fernsehen“

Neustadt. „Ans Hexenhaus muss noch was zu Knuschpere“, ruft es fordernd aus der Gruppe der Laienschauspieler der Lebenshilfe. Ein Ausschnitt des Märchens „Hänsel und Gretel“ der Gebrüder Grimm aus dem Theaterstück „So ein Theater im Studio“ wird geprobt.

Die Requisiten werden überprüft und sind ebenso unkonventionell zusammengestellt, wie die Gruppe der Darsteller im Alter zwischen Anfang 20 und 62 Jahren. Eigentlich sind sie mindestens zwölf. In dieser Probe warten nur Angelika, Karl-Josef, Norbert, Stefan, Steffen, Svenja und Thorsten auf ihren Einsatz. Ihr Spiel ist gerade heraus, witzig und ohne starre Regeln, jeder spielt entsprechend seiner Behinderung, wie er kann. Geprobt wird ein Stück, das sich die Theatergruppe selbst in vielen Proben der vergangenen Monate ausgedacht hat. „Wir sind beim Fernsehen, und dort werden Szenen zu verschiedenen Sendungen gedreht“, erklärt Regisseurin Hedda Brockmeyer vom Theater in der Kurve das Konzept. Die Theaterpädagogin Elke Litzka, die ebenso wie Brockmeyer auch mitspielt, ergänzt: „Wir haben keine festen Textvorgaben. So wird unser Stück von Aufführung zu Aufführung immer etwas anders ausfallen.“ Zunächst einmal seien zwei Auftritte im Theater in der Kurve geplant. „Aber wir Wollen die Theatergruppe gerne noch weiterführen, weil wir viele Nachfragen hatten“, sagt Andreas Repp, Leiter des Georg-Jungmann Hauses der Lebenshilfe, und erinnert an das 50. Lebenshilfe-Jubiläum, zu dem im Saalbau bereits eine Szene des Theaterprojekts erfolgreich aufgeführt worden sei. Zunächst einmal wird „was zu Knuschpere“ an das Hexenhaus, bei der Probe ein umgelegter Tisch, geklebt: kleine Gummibärentüten und fertig ist das Requisit. Zwar ist den meisten Mitwirkenden wegen ihrer Behinderung nicht möglich Text auswendig zu lernen, die Abläufe sind aufgrund zahlreicher Wiederholungen klar, das Theaterspiel eingängig und einfallsreich. „Ich brauche noch die Vögel“, ruft Brockmeyer und schon kommen sie „angeflogen“, picken Brotkrumen vom Boden und machen so Hänsel und Gretel den Rückweg unmöglich. „Kamera läuft, wie ist das mit dem Licht?“, fragt die Regisseurin. Kurz darauf sollen „Ziegen“ meckern. Denn die nächste Szene mit „Klappe“ und Regieanweisung gilt „Heidi“ aus den Bergen, die sich gerade bei Fräulein Rottenmeyer in Frankfurt im Unterricht quält. Aber nicht lange, denn Alm-Öhi holt sie zurück auf die Berge. „Hach, du muscht annerst gucke“, ruft Svenja, einer der Akteurinnen einem anderen Mitwirkenden zu. Alle lachen über diesen Einwurf. „Die letzte Woche vor der Aufführung wird noch mal ganz intensiv“, verspricht Brockmeyer. Die Besucher dürfen gespannt sein, welche Überraschungen Hänsel, Gretel, Heidi und die Ratefüchse, Nachrichtensprecher oder Tatortermittler noch auf Lager haben werden. (aew)

x