Am Rande der Bande Störche schon zurück in Geinsheim

Aus der Entfernung vom Radweg aus aufgenommen: zwei Störche auf einer unter Wasser stehenden Wiese bei Geinsheim.
Aus der Entfernung vom Radweg aus aufgenommen: zwei Störche auf einer unter Wasser stehenden Wiese bei Geinsheim.

Störche gibt es bereits im Januar in Geinsheim zu sehen? Kann das sein? Es kann. Das bestätigt Storchenkenner Manfred Sauter.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Heißt es. Aber machen zwei Störche vielleicht schon einen Frühling? Das hat sich zumindest wohl der eine oder andere Radfahrer gefragt, der sich aber zunächst am Samstag auf dem Radweg an der L530 zwischen Haßloch und Geinsheim verwundert die Augen gerieben hat. Dort, wo der Radweg in die Bundesstraße 39 mündet, sahen sie gleich zwei Frackträger auf ihren langen, orangefarbenen Beinen herumstolzieren.

Störche bereits im Januar in Geinsheim? Kann das sein? Es kann. Das bestätigt Storchenkenner Manfred Sauter. „Ende Januar sind die ersten Störche da – besonders die Geinsheimer“, sagt das Gründungsmitglied des Storchenvereins Lachen-Speyerdorf. Und ahnt, warum es diese Adebare schon in der kalten Jahreszeit ins Gäu zieht. Er habe die beiden Störche am Sonntag mit dem Fernrohr auf dem Nest auf dem Geinsheimer Kirchturm beobachtet. Die Ringnummern der Vögel habe er allerdings nicht lesen können, sagt er. „Der Kirchturm ist eine 1-a-Wohnlage für die Störche“, weiß Sauter. Das Nest auf dem Turm sei jedes Jahr sehr umkämpft. Sauter: „Der fremde Storch landet auf dem Nest, und die hacken dann mit ihren Schnäbeln aufeinander.“ Manchmal flösse sogar Blut. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Der frühe Storch belegt das in Toplage angelegte Nest.

Storch am Heidehof

Die beiden Vögel, die sich nun auf dem Kirchturm eingerichtet hätten, seien ein Paar, so Sauter. Vermutlich hätten sie in Südfrankreich überwintert. Bereits vor drei Wochen habe er einen einzelnen Storch in Geinsheim gesehen. Außerdem habe er eine Meldung erhalten, dass am Heidehof ebenfalls schon ein Storch eingetroffen sei.

Woher die Vögel wissen, wann sie aus dem Winterquartier zurückfliegen müssen? Manfred Sauter weiß es nicht. Laut der Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) sind es die Männchen, die zuerst aus dem Süden zurückkehren, sich den höchst gelegenen Horst sichern wie jenen in der Toplage auf dem Kirchturm in Geinsheim. Dann warten sie auf ein Weibchen.

Kürzere Flugwege

In früheren Jahren sind Störche meist im März, April in ihre Sommerresidenz zurückgekehrt. Ein Grund, warum sie nun früher eintreffen: Da viele von ihnen nicht mehr in Afrika, sondern in Spanien oder Südfrankreich überwintern, sind ihre Flugzeiten zurück deutlich kürzer geworden. Den Stelzbeinen machen die derzeit niedrigen Temperaturen nichts aus. „Die spekulieren auf Mäuse“, weiß der Experte über Adebars Speiseplan. „Die stehen vor dem Loch und warten, bis eine Maus rauskommt.“ Diese Taktik, die viel Geduld verlangt, wenden laut Sauter ebenfalls Graureiher an.

Aber zurück zu den staunenden Radfahrern: Dass die sehr früh eingetroffenen Störche Vorboten eines wunderschönen Frühlingswetters sind und damit den Freiluftsportlern viele Radkilometer in der warmen Frühlingssonne versprechen, kann Manfred Sauter nicht bestätigen: „Wenn das Wetter zu eklig wird, fliegen die Störche wieder in den Süden.“

Auch am Mittwoch sind die Störche bei Geinsheim zu sehen.
Auch am Mittwoch sind die Störche bei Geinsheim zu sehen.
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