Neustadt „Papplic Monument“: Das Hambacher Schloss in Miniatur

Lehrerin Sabine Becker ist stolz auf ihre Schüler und die von ihnen gebauten Schlösser.
Lehrerin Sabine Becker ist stolz auf ihre Schüler und die von ihnen gebauten Schlösser.

Das Hambacher Schloss aus Pappe? Gibt es. Sogar mehrfach. Auszubildende der Berufsbildenden Schule haben das Neustadter Wahrzeichen nachgebaut. Es soll für die Stadt und für einen bestimmten Berufszweig werben.

Das Hambacher Schloss gehört nun zu den „Papplic Monuments“. Das ist kein Schreibfehler, sondern die Bezeichnung von Modellbauten öffentlicher Bauwerke aus Pappe und Kunststoff. Gleich sieben solcher eindrucksvollen Modelle des Neustadter Wahrzeichens haben die Auszubildenden PMT 19 der Berufsbildenden Schule Neustadt (BBS) gebaut. PMT bezeichnet den Ausbildungszweig Packmittel Technologie. Die Zahl 19 verweist auf den Start des Ausbildungslehrjahres, also 2019.

Ein Jahr hatten die Auszubildenden für den Modellbau von der Recherche, über die Planung bis zur tatsächlichen Ausführung Zeit. Die Arbeiten fanden in den jeweiligen Betrieben in rund 120 Arbeitsstunden statt. Es gibt nur wenige Standorte für diese Ausbildung. Einer davon ist in Neustadt. Die Azubis kommen aus ganz Rheinland-Pfalz und dem Saarland zur BBS. Es ist eine dreijährige Ausbildung mit zweiwöchigem Blockunterricht und vierwöchiger Praxis im Wechsel. „Die Schüler sind meist in der Neustadter Jugendherberge untergebracht“, sagt Sabine Becker, Lehrerin an der BBS.

Nicht nur pragmatisch

Die nun entstandenen sieben Modelle der Abschlussklasse unterscheiden sich in Größe, Farbgebung und Detailreichtum. Eines davon befindet sich aufgrund seiner Dimension von zwei mal drei Meter noch im Ausbildungsbetrieb in Wörth. Die Schüler recherchierten selbst die Architekturpläne, Fotos, Geschichte und Bedeutung des Schlosses. Daraus fertigten sie ihre individuellen Entwürfe, die sie eigenständig in den Betrieben umsetzten. „In diesem Beruf geht es immer um Umverpackung, die nicht nur pragmatisch, sondern auch designorientiert ist“, weiß Becker. „Eine ansprechende Verpackung mit Wiedererkennungswert ist ein Marketinginstrument“, so die Dozentin.

Seit 2018 werden in der BBS Modelle öffentlicher Bauten aus Pappe und Kunststoff im Rahmen der PMT-Ausbildung gefertigt. Auslöser war ein Wettbewerb des Hauptverbands Papier & Kunststoffverarbeitung, bei dem ein BBS-Schüler den dritten Platz mit einem Modell des Kölner Doms erreichte. Das Besondere: Das Modell wurde mit Puzzleteilen gesteckt. Darauf wurde die Neustadter Stadtverwaltung aufmerksam und wünschte sich in Folge das Hambacher Schloss in Miniatur. Die nun entstandenen Modelle werden anlässlich der Freisprechungsfeier zum Abschluss der Ausbildung am 18. Juli im Industriehaus in der Friedrich-Ebert-Straße ausgestellt.

Papierverpackung erlebt Boom

„Als Auftrag habe ich den Schülern neben der handwerklichen Fertigung und der Einordnung in den historischen Hintergrund auch die Werbung für den eigenen Beruf gegeben“, sagt Becker. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren sollen, so die Intention der Dozentin, auf den Beruf aufmerksam werden und verstehen, wie viele Produkte der Branche den Alltag bereichern und wie kreativ man in diesem Beruf sein kann. Mit dem „Papplic Monument“ sollen die wichtigsten Arbeitsmethoden des Berufs dargestellt werden. „Die Papierverpackung erfährt zurzeit einen Boom, weil Plastik reduziert wird“, sagt sie. Es sei eine zukunftsträchtige und nachhaltige Branche, die immer Neues entwickle und Kreativität erfordere.

Trotzdem sei das Berufsbild immer noch eher unbekannt. Nur rund zehn Prozent der Auszubildenden seien Frauen. Nichts spräche jedoch gegen einen höheren Frauenanteil. „Leider wissen viel zu wenige über diese Branche Bescheid, obwohl wir von den Produkten tagtäglich umgeben sind“, so Becker.

Neues Projekt: Sammeldrache

Für den nächsten Jahrgang hat sich Becker auch schon ein neues Projekt ausgedacht: einen Sammeldrachen, mit dem ein weiteres Projekt der Schule unterstützt werden soll – das Sammeln von ausrangierten Smartphones, Kartuschen und Druckerpatronen, um diese dem Recyclingkreislauf zuzuführen. „Ein attraktiv gestalteter Sammeldrache soll die Aufmerksamkeit der Schüler erregen und die Akzeptanz für das Sammeln erhöhen“, begründet Becker die Aufgabenstellung.

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