Neustadt Neustadt: Rindenkrebs gefährdet Esskastanie

Immer wieder lecker: die Esskastanie.
Immer wieder lecker: die Esskastanie.

Die Stiftung Baum des Jahres hat die Esskastanie oder Edelkastanie, pfälzisch „Käschde“ oder „Keschde“, (Castanea sativa) zum Baum des Jahres 2018 gekürt. Eine Baumart, die mit kulinarischer wie praktischer Vielseitigkeit überrascht – und nicht zuletzt durch ihre reizvolle Blütenpracht besticht. Der in Deutschland eher seltene Baum findet seit gut 2000 Jahren an der Haardt sehr gute Bedingungen vor. Über Esskastanien im Neustadter Raum erzählt Revierförster Jens Bramenkamp.

Herr Bramenkamp, wie viele Hektar im Neustadter Stadtwald sind mit der Ess-Kastanie bestockt?

Laut Forsteinrichtung von 2011 sind rund zwei Prozent des Neustadter Stadtwaldes mit Edelkastanien bestockt. Das sind rund 100 Hektar. Dazu kommen noch einige Dutzend Hektar Edelkastanien-Privatwald. Hier ist die genau Flächengröße unbekannt. Wo gibt es besonders große Vorkommen beziehungsweise schöne Einzelexemplare? Schwer zu sagen, überall am Haardtrand. Sehr reizvoll finde ich zum Beispiel in dem von mir betreuten Forstrevier einen Mischbestand mit Eiche und „Keschde“ oberhalb des Römerwegs und des sogenannten Afrikaviertels. Hier wird zudem in den nächsten Jahren der Bestand durchforstet und durch Naturverjüngung und Eichenpflanzung der Wald auf die nächste Baumgeneration vorbereitet. Somit wird er hoffentlich fit für den Klimawandel. Werden Edelkastanien vom Forst angebaut beziehungsweise gefördert? Da die Baumart durch den sogenannten Stockausschlag sich sehr gut selbst verjüngt, ist ein aktiver Anbau beziehungsweise eine Pflanzung nicht erforderlich. Welche Nutzen haben die Bäume für Tiere? Gerade die Wildschweine lieben die Früchte im Oktober, aber auch andere Wildtiere profitieren von ihnen. Edel-Kastanienhonig ist in Deutschland ein seltener Honig und eine Spezialität des Pfälzerwaldes. Wie sind die Aussichten für die Art hinsichtlich des Klimawandels? Da die Kastanie ja ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt und von den Römern in die Pfalz gebracht wurde, hoffen wir Forstleute, dass der Baum mit dem erwarteten niedrigeren Niederschlagsniveau und den prognostizierten höheren Temperaturen einigermaßen gut klarkommen wird. Durch welche Krankheiten und/oder Schädlinge sind Ess-Kastanien besonders bedroht? In der Pfalz grassiert bereits seit einigen Jahren der sogenannte Esskastanienrindenkrebs, der durch einen Schadpilzbefall am Stamm verursacht wird. Er lässt Kronenteile und sogar ganze Bäume absterben. Seit erst verhältnismäßig kurzer Zeit ist außerdem die Japanische Edelkastaniengallwespe in der Pfalz unterwegs. Sie legt ihre Eier in Blättern und Trieben ab, was dazu führt, dass diese quasi welk werden. Die Schwächung des Baums hat zur Folge, dass der Zuwachs geringer ausfällt und mit einer geringeren Blüten- und damit Fruchtbildung zu rechnen ist. Haben Sie ein Lieblingsgericht mit Esskastanien? Ich esse sie am liebsten geröstet aus dem Backofen, aber auch mitgebacken im Brot oder im Saumagen sind Esskastanien eine sehr leckere und typische Pfälzer Spezialität.

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