Neustadt Neustadt: Bürgermeister Röthlingshöfer ruft dazu auf, Flagge zu zeigen

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„Flagge zeigen“: Dazu hat Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer bei der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus in der Stiftskirche aufgerufen.

Die zehnte Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus war im Vergleich zu den Vorjahren anders. Der Beobachter blickte in nachdenkliche Gesichter und hörte eine sehr leidenschaftliche Rede von Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer, der den erkrankten Oberbürgermeister Hans-Georg Löffler vertrat. Röthlingshöfer ging auf die Ereignisse des Tages von Buchenwald ein. Die Verantwortlichen der dortigen Gedenkstätte hatten dem AfD-Landtagsabgeordneten Björn Höcke den Zutritt zu einer Gedenkveranstaltung verweigert. Höcke hatte das Berliner Holocaust-Mahnmal „als Denkmal der Schande“ bezeichnet. „Wir müssen alle aufstehen, ein Signal setzen, dass diese Dinge in unserem Land nicht gehen“, so der Bürgermeister. Er sei stolz über die Hilfsbereitschaft und Zivilcourage, die viele Neustadter bei der Betreuung der Flüchtlinge in der Stadt zeigen würden. Röthlingshöfer lobte die Schüler, die bei der Gedenkfeier eindrucksvoll demonstrieren würden, wie das NS-Regime Kinder und Jugendliche verführt und zu seinen willenlosen Instrumenten gemacht habe. „Die Erinnerung darf nicht enden. Sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen“, zitierte Röthlingshöfer den vor wenigen Tagen verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Roman Herzog. Die Gedenkfeier stand unter dem Motto „Verführt, verleitet, verheizt“ und widmete sich der Hitler-Jugend. Organisator Eberhard Dittus, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte für NS-Opfer, hatte Zeitzeugen eingeladen. Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums lasen ihnen Zitate vor. Eine besonders eindrucksvolles: „Ich war noch ein Kind, und der Russe lachte mich aus, als er mir die Waffe abnahm.“ Schüler des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums zitierten Adolf Hitler mit den Worten: „Ich will eine gewaltsame und grausame Jugend, die keine Schwächen zeigt.“ Die Delegation des Leibniz-Gymnasiums zündete für jede Opfergruppe eine Kerze an. Die Vertreter der Berufsbildenden Schule unterstrichen die ersten vier Paragrafen des Grundgesetzes, die Röthlingshöfer vorlas, mit Beispielen. Ganz am Anfang hatten Schüler der Realschule plus ein Schattenspiel aufgeführt, während der Beamer eindrucksvolle und schockierende Foto an die Leinwand projizierte. Am kommenden Montag, 16 Uhr, wird in der Stadtbücherei eine Ausstellung zur Jugend im Nationalsozialismus eröffnet. Am 6. Februar läuft im Roxy-Kino um 17.30 und 20 Uhr der Film „Nebel im August“. Am 13. Februar, 19 Uhr, findet die erste öffentliche Veranstaltung im ehemaligen Finanzamt in der Konrad-Adenauer-Straße statt, das einst als Gestapo-Gefängnis diente. Auf dem Programm steht ein Vortrag über „Jugend und Gestapo“.|wkr

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