Neustadt Naturschutzprojekt: Wieso neue Hirtenwege angelegt werden

Auch Beweidungsprojekte wie der Auerochsenweg in St. Martin sollen entlang der Hirtenwege entstehen.
Auch Beweidungsprojekte wie der Auerochsenweg in St. Martin sollen entlang der Hirtenwege entstehen.

Auf rund 8500 Hektar großen Fläche sollen neue Hirtenwege im Pfälzerwald entstehen. Ziel ist der Erhalt der Artenvielfalt. Ein Teil der Grundstücke liegt dabei auf Neustadter Gemarkung.

Schon seit 2017 recherchiert der Bezirksverband des Biosphärenreservats, wo einst Wanderschäfer und andere Hirten durch den Pfälzerwald zogen. Ein von Bund und Land bis zum Jahr 2033 mit bislang rund 16 Millionen Euro gefördertes Naturschutzgroßprojekt soll helfen, die biologische Vielfalt innerhalb des Gebietes zu fördern, erklärt Projektleiter Helmut Schule, der das Thema bei der heutigen Videokonferenz des Umweltausschusses vorstellt.

Perspektiven für Wanderschäfer

Das gesamte Planungsgebiet umfasst Grünlandbereiche und die Brachflächen im Wasgau, im Dahner und Annweiler Felsenland, im Speyerbachtal sowie über den Haardtrand bis zum Grünstadter Berg. Auch die Stadt Neustadt stellt für das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ Flächen zur Verfügung. „Mit dem Wissen, dass Schafe in ihrem Fell Pflanzensamen transportieren und gleichzeitig verbuschte Flächen abweiden, ist das ein wichtiger Beitrag zur Bodenpflege und damit zum Naturschutz“, erläutert Umweltdezernentin Waltraud Blarr.

Indem Triebwege optimiert und weitere Flächen erschlossen werden, könnten so die Routen von Wanderschäfern erweitert und die Offenlandbiotope aufgewertet und räumlich sowie funktional besser vernetzt und langfristig gesichert werden. Im gesamten Fördergebiet sollen artenreiche Biotopflächen nach naturschutzfachlichen Zielen gepflegt und bewirtschaftet werden. Durch die Zugwege der Schäfer würden diese zudem besser vernetzt.

Neue Baumfördersatzung geplant

Dadurch entstehe ein lebender Biotopverbund beziehungsweise Biotopverbundachsen, die bereits seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert in Form der Wanderschäferei aus der schwäbischen Alb durch die Pfalz bis nach Frankreich führten. Die Weidetiere tragen als sogenannte Samentaxis zur Verbreitung von Tieren und Pflanzen bei und prägen dadurch sowohl die Landschaft als auch die biologische Vielfalt. Das komme letztlich auch dem Tourismus zugute, so Blarr.

Im Ausschuss stellt die Beigeordnete außerdem die geplante Baumfördersatzung der Stadt vor. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Verlusts alten Baumbestands im Stadtgebiet soll diese Satzung Bürger dabei unterstützen, private Bäume zu erhalten. Demnach soll das Bearbeiten von Bäumen, Hecken und anderen Gehölzen zwischen 1. März und 30. September verboten werden. Darüber hinaus soll die Stadt Eigentümern als beratender Kooperationspartner zur Seite stehen, damit besonders wertvolle, alte Bäume ohne Aufwand erhalten werden können.

„Positive Einflüsse auf die Lebensqualität“

Blarr zitiert in diesem Zusammenhang, dass ein ausgewachsener Stadtbaum den täglichen Sauerstoffbedarf von 500 Menschen deckt, pro Jahr eine Tonne Staub aus der Luft filtert und im Sommer durch Verdunstung zu Abkühlung und Befeuchtung beiträgt. Gerade an heißen Sommertagen kühle ein solcher Baum seine Umgebung um bis zu 3,5 Grad ab. Um diese Eigenschaften auszugleichen, müssten im Verlustfall 3000 Bäume neu gepflanzt werden. Gerade in Zeiten des sich beschleunigenden Klimawandels und des andauernden Verlusts der Biodiversität hätten die positiven Einflüsse von Bäumen für die Lebensqualität an Bedeutung gewonnen, ist die Umweltdezernentin überzeugt.

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