Neustadt Mit Muskeln alleine kommt man nicht weit

„Die Technik ist entscheidend“: Rasenkraftsportler Steffen Weber.
»Die Technik ist entscheidend«: Rasenkraftsportler Steffen Weber.

«Maikammer.»Steffen Weber ist wohl der erfolgreichste Sportler der Region des vergangenen Jahres. Immerhin gewann der Maikammerer gleich sechs Europameistertitel, alle in Einzeldisziplinen, alle im vergangenen Jahr. Dass Rasenkraftsport eine Randsportart ist, soll seine Leistung nicht schmälern. Bei der Sportlerehrung der Verbandsgemeinde Maikammer wurde er für seine Leistungen ausgezeichnet.

Stolz ist der 37-Jährige aber auch darauf, dass sein Verein, der TV Maikammer, bei den Titelkämpfen in Jüterbog bei Berlin die insgesamt erfolgreichste Mannschaft gestellt hat. Gleich neun Goldmedaillen griffen die Pfälzer ab. Weber, 1,83 Meter groß, 97 Kilogramm schwer, gewann den Gewichtswurf einarmig, dazu den Athletischen Zwei- sowie Dreikampf. Und Disziplinen mit den sonderbaren Bezeichnungen Shokorama, Shotorama und Speerorama. Während letztere eine Wurfdisziplin mit einem schweren Speer bezeichnet, ist Shokorama mit dem leichtathletischen Diskuswurf vergleichbar, Shotorama ist mit dem Kugelstoßen verwandt. Daher kommen auch viele Rasenkraftsportler aus der Leichtathletik. „Rasenkraftsport ist aber eigentlich etwas, was jeder machen kann. Man macht mehr aus dem Stand als bei der Leichtathletik. Die Technik ist entscheidend. Mit Muskeln alleine kommt man nicht weit. Schnellkraft ist auch wichtig, daher gibt es viele drahtige Athleten“, sagt der IT-Berater, der gerade Vater eines Sohnes geworden ist – und deshalb vorerst eine Pause vom Wettkampfbetrieb nimmt. Er selbst habe in der Jugend Leichtathletik betrieben, dann auch Tischtennis gespielt, war beim DLRG aktiv, bis das Edenkobener Hallenbad die Schotten dichtmachte. Weil sein Vater Horst Weber den Rasenkraftsport im TV Maikammer förderte, stieg der heutige Europameister zum Rasenkraftsport um. Trainiert wird im Sommer in Kirrweiler. „Uns wurde dort der alte Sportplatz überlassen, weil wir mit unseren Geräten den neuen Platz in Maikammer beschädigen würden.“ Rund 15 Sportler sind beim TV Maikammer aktiv. „Eine tolle Truppe mit einem super Zusammenhalt. Wichtig ist uns, dass Rasenkraftsport Spaß macht“, sagt Steffen Weber. Nach dem Aufwärmen und Gymnastik für die Gelenke wird zweimal wöchentlich an den Wurfgeräten trainiert. Zum Abschluss darf ein Fußball- oder Basketballspiel nicht fehlen. Im Winter wird in der Halle trainiert, aber auch im Kraftraum. Bei Europameisterschaften stehen viele Athleten aus den osteuropäischen Nationen am Start, aber auch in England steht dieser Sport hoch im Kurs. Die Konkurrenz ist also da. Aus 13 Nationen sogar. Umso überraschender kam deshalb für Steffen Weber die Titelflut. „Dabei habe ich zwei persönliche Bestleistungen geschafft“, freut er sich rückblickend. „Es hat an dem Tag etwas genieselt. Das ist mein Wetter und kam mir doch sehr entgegen.“ Für die richtige Energiezufuhr kann Weber selbst sorgen, denn er ist begeisterter Hobbykoch. Die Küche zu Hause gehört ihm. Grillen mit Freunden liebt er ebenso wie Heavy-Metal-Musik. Aber Weber schaut auch gerne gemütlich einen guten Film oder zockt eine Runde auf der Playstation. „Rasenkraftsport ist der ideale Ausgleich zu meinem Beruf. Da sitze ich doch sehr viel und so kann ich mich dann abends richtig auspowern. Das tut gut.“ Momentan fehle ihm die Ausdauer für Wettkämpfe, aber die will er sich wieder erarbeiten, „wenn sich das mit dem Nachwuchs alles eingependelt hat“. Seine Frau unterstütze ihn, habe auch schon Pressetexte über Rasenkraftsport verfasst und „war auch schon zwei-, dreimal im Training aktiv dabei. „Sie steht absolut hinter mir“, sagt der erfolgreiche Athlet. Dabei denkt Steffen Weber auch an seinen Vater Horst: „Ihm habe ich alles zu verdanken – und auch der Verein. Er hat hier alles aufgebaut, ist Trainer und Organisator.“

x