Neustadt „Madame sein ist ein elend Geschäft“

Judith Ziegler-Schwaab als Liselotte von der Pfalz.
Judith Ziegler-Schwaab als Liselotte von der Pfalz.

«Neustadt». Judith Ziegler-Schwaab ist für die 65. Literarische Weinstunde der Weinbruderschaft der Pfalz unter dem Titel „Vom Winterkönig zum Sonnenkönig“ im Ordenshaus in die Rolle der Liselotte von der Pfalz geschlüpft. Sie berichtete vom „herzzerreißendem Leben mit ihrem homosexuellen Gemahl Philipp im goldenen Käfig am französischen Hof“.

Elisabeth Charlotte (geboren am 27. Mai 1652, gestorben am 8. Dezember 1722) aus dem kurfürstlichen Hause zu Heidelberg entstammte der Linie Pfalz-Simmern des deutschen Fürstenhauses Wittelsbach. Sie ging als berühmte Gattin von Herzog Philipp I. von Orléans, dem Bruder des Sonnenkönigs Ludwig XIV., in die Geschichte ein. Vielen Briefen – rund 20.000 sollen es gewesen, 5000 sind noch heute erhalten – hat „Liselott“, wie sie sich nannte, vor allem an ihre Tante Sophie von Hannover geschrieben. Diese soll sie laut Ziegler-Schwaab auf Bitte von Liselottes Vater, dem Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz (Sohn des Winterkönigs), der „das burschikose Töchterchen loswerden wollte“, an Philipp verkuppelt haben. Aus den gefühlsstarken Zeilen zitierte Ziegler-Schwaab und erzählte unverblümt, wie Liselotte einmal gesagt haben soll, „Madame sein ist ein elend Geschäft“. Damit verdeutlichte sie, wie wenig amüsant es seinerzeit am französischen Hof zugegangen sein soll. „In der kleinsten pfälzer bauernhütt hätt ich mir gefunden ein besser leben als in frankreichs paläst und nah beim thron“, heißt es in einem Zitat. Und: Das Leben mit der Gemahlin ihres Sohns Philipp „war allzeit wohl und höflich miteinander, denn wir gehen uns aus dem Weg“. „Mit Obst, Schokolade und Mettwurst zur Verdauung auf dem Kackstuhl ernähre ich mich gesund“, ist Liselottes Philosophie, die sie unumwunden den Verwandten in ihren Briefen mitteilt. Doch die Kurpfälzer Kost mit „dick Leberwurst oder Schmalz auf Bauernbrot“ habe sie schon sehr vermisst. Das „französische Gefreß“ sei nicht nach ihrem Geschmack und die „französischen Frecklinge (gemeint sind Hasen) schon gar nicht“. „Pfaffengezänk“ war ihr laut Ziegler-Schwaab zuwider. Schinken, Spargel, die Martinsgans und Sauerkraut, das sie besonders geliebt habe, habe sie als „teusche Speise“ den Hofköchen beigebracht und den Pfälzer Wein aus Heidelbergs besten Lagen hoffähig bemacht. Mit dem Trinklied „Kurfürst Friedrich von der Pfalz“ prosteten sich die Weinbrüder mit ihren Gästen zu. Musikalisch mit Kompositionen aus der Barockzeit begleitete Bernhard Rudy (in passender Robe) die Weinstunde und gab auch das „Pfälzer Lied“ (Eduard Jost) zum Besten. Großen Beifall gab’s für Judith Ziegler-Schwaab, die die Anwesenden in Liselottes schillerndes Leben mitgenommen hatte. Übrigens: Großmeister Fritz Schumann hat die Figur Liselotte von der Pfalz 2002 für Ziegler-Schwaab aus der Taufe gehoben.

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