Neustadt Keine Torte für die Hexe

NEUSTADT. In alten Märchen tötet ein Bursche einen Drachen, der die Prinzessin bewacht, und bekommt als Dank für die Befreiung ihre Hand. Nicht so in dem Märchen „Die mutige Martina“ der Autorin Liora Hilb vom Theater La Senty Menti (Frankfurt/Main), das die Schauspielerin am Donnerstag im Kinder- und Jugendprogramm der Kleinkunstbühne „Reblaus“ aufführte.

Viel lachen kann das junge Publikum über die ausdrucksstarke Mimik und Komik der Schauspielerin in ihrer temperamentvollen Darstellung der verschiedenen Figuren. Seit vier Jahren ist Hilb mit dem Stück, das bei den Kulturtagen 2006 in Wiesbaden ausgezeichnet wurde, auf Tournee. In dem Märchen geht es zwar auch um einen Drachen, der sein Unwesen treibt und um die böse Hexe Pus, aber sie werden nicht getötet, sondern durch die mutige Martina zu guten Wesen. Martina wird gespielt von Liora Hilb, die sich im Laufe des Märchens mit wenigen Accessoires, aber identifizierbar verwandelt in die Figuren, die sie verkörpert. Das Märchen, das sie, wie sie sagt, für Menschen ab vier Jahre geschrieben hat, beginnt im Schlafzimmer von Martinas Haus. Sie wälzt sich im Bett hin und her und findet keine Ruhe, weil ihr mächtiges Kissen als Ungeheuer zu ihr spricht und sie durch die Hexe Pus auffordert, hinaus in die Welt zu ziehen und mindestens drei Abenteuer zu erleben – sonst werde sie gefressen. Martina packt ihre sieben Sachen und macht sich auf den Weg. Sie lernt Wesen und Unwesen kennen, stapft durch den dunklen Wald, sonnt sich auf einer Wiese, erzählt von ihren Lieblingsspeisen und begegnet einem Drachen. Sie freunden sich an und suchen gemeinsam nach seinem verlorenen Schwanzzacken. Ein Zauberspruch hilft dabei. Symbolisch verteilt Martina Drachenkekse in der Theaterpause ans Publikum, das Martina mitnimmt in die nächste Szene. Die Hexe Pus soll für ihr Unwesen bestraft werden und die kleinen Zuschauer sparen nicht mit Tipps – von in den Po treten bis ihr eine Torte ins Gesicht werfen. Nicht nötig. Pus scheint geläutert. Zu guter Letzt fällt Martina in einen Teich und ihr Freund Drache zieht sie mit seinem Schwanz aus dem Wasser. Ende gut, alles gut. Martina geht nach bestandenen Abenteuern zurück ins Bett, kuschelt sich in ihr mächtiges Kissen und schläft. Vielleicht hat sie das Märchen nur geträumt. Ein Mädchen und ein Junge aus dem Publikum gehen auf die Bühne und geben Liora Hilb Rosen. (awk)

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