Neustadt „Kein Müll vor die Tür vor 19 Uhr“

Der Innenstadtbeirat will alle Bürger darum bitten, ihre Mülleimer und Müllsäcke erst am Abend rauszustellen.
Der Innenstadtbeirat will alle Bürger darum bitten, ihre Mülleimer und Müllsäcke erst am Abend rauszustellen.

Mangelnde Sauberkeitsmoral und leerstehende Geschäfte: Der Innenstadtbeirat gibt den Kampf zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation nicht auf. Neuester Ansatz ist ein künstlerisch gestalteter Aufkleber für Mülltonnen, der in Kürze an die Haushalte verteilt werden soll.

Norbert Schied (CDU), Vorsitzender des Innenstadtbeirats, erwartet durchaus Diskussionen in der Bevölkerung. Nachdem sein Gremium vor einigen Monaten eine Satzungsänderung erwirkt hatte, dürfen Mülltonnen und Wertstoffsäcke erst ab 19 Uhr am Abend vor der Abholung am Straßenrand bereitgestellt werden. Die Realität, so hat es Olaf Kleinschmidt (CDU) gerade wieder vor der Sitzung am Dienstagabend im Bereich der Hetzelgalerie beobachtet, sieht anders aus. Der Eigenbetrieb Stadtentsorgung (ESN) hat daher einem vom Arbeitskreis Sauberkeit vorgelegten Appellschreiben an die Bürger samt einem von Künstler und Innenstadtbeiratsmitglied Gerhard Hofmann gestalteten Aufkleber grünes Licht gegeben. Dieser zeigt die abendlich einsetzende Elwetritschejagd, ein Ziffernblatt und den Hinweis: „Kein Müll vor die Tür vor 19 Uhr“. „Damit versuchen wir es noch mal auf dem höflichen Weg“, so Schied. Arbeitskreis-Sprecher Paul-Walter Erdelt (SPD) plädierte zudem dafür, beispielsweise Geschäftsleute, die sich nicht an die Vorgabe hielten, nochmals persönlich ins Gebet zu nehmen. Reinhard Schneider (CDU) gab das Problem der sehr unterschiedlichen Ladenschlusszeiten in der Innenstadt zu bedenken. „Wenn alle Geschäfte bis 18.30 oder 19 Uhr geöffnet hätten, würden auch die Wertstoffsäcke nicht früher vor der Tür stehen“, so Schneider. Ein frommer Wunsch, wie der Beiratsvorsitzende Schied erklärte: „Vielleicht sind wir ja aber die ersten, die das nach Jahren endlich einmal schaffen.“ Beim Thema Leerstände in der Innenstadt will der Arbeitskreis Attraktivität seine Idee vorantreiben, Start-up-Unternehmen in den stadteigenen Immobilien unterzubringen. Er sei gespannt, was die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft dazu sage, so Jochen Kappel (FWG). Denn klar sei, dass es einen florierenden Einzelhandel, wie Neustadt ihn noch in den 1980er-Jahren erlebt habe, so in Zukunft nicht mehr geben werde. „Wir müssen uns daher überlegen, wie wir die Leute sonst in die Stadt bekommen“, so Kappel – und das könne eben auch über Arbeit sein. „Da brauchen wir dann aber auch ein Konzept, warum Gründer nach Neustadt kommen sollen“, warf Andreas Böhringer (SPD) ein. Alleine das Argument, „weil es hier schön ist“, zähle nicht. Anfragen will der Innenstadtbeirat bei der Stadtverwaltung, wie weit die Planungen für die Wiederbelebung des ehemaligen Hertie-Gebäudes sind. „Das ist ein Leuchtturm-Projekt für die Attraktivität unserer Innenstadt“, so Schied. Leider sei es zuletzt sehr ruhig um das Thema geworden, was viele Bürger beunruhige. Derweil hat der Arbeitskreis Verkehr ein Treffen mit Oberbürgermeister Marc Weigel, Stadtplaner Bernhard Adams und dem Büro R+T im kommenden Monat vereinbart. Dabei sollen grundsätzliche Verständnisfragen angesprochen und Möglichkeiten einer besseren Zusammenarbeit bei Verkehrsprojekten ausgelotet werden. Ein Dauerthema, das der Beiratsvorsitzende Schied dann auch zur Sprache bringen will: „Die immer noch desaströse Ampelschaltung auf der B 39“.

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