Neustadt In Kirrweiler geht was

Für den 28. Mai plant die Gemeinde eine Infoveranstaltung zum Thema „Foodsharing“, das im Juni starten soll.
Für den 28. Mai plant die Gemeinde eine Infoveranstaltung zum Thema »Foodsharing«, das im Juni starten soll.

Eine gute Nachbarschaft – das scheint für die Kirrweilerer ein großes Thema zu sein. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Arbeitskreis Nachbarschaftshilfe, gegründet bei der Auftaktveranstaltung zur Dorfmoderation, bislang nicht nur alle sechs Wochen getagt hat – wie alle anderen Arbeitskreise. Die 18 Mitglieder kamen sogar noch häufiger zusammen. Auf ihrer Wunschliste steht aber auch einiges, wie Ortsbürgermeister Rolf Metzger (Bürgerliste) im Gespräch mit der RHEINPFALZ berichtet. Nachbarschaftshilfe-App Darunter ist eine Applikation für Smartphones, über die Dienstleistungen wie zum Beispiel Bäumeschneiden oder die Erledigung von Einkäufen in einer Art Börse angeboten oder angefragt werden können. Was genau angeboten wird, ist abhängig vom Ergebnis eines Fragebogens, den die Kirrweilerer ausfüllen können. Der wird erst nach der Wahl Anfang Juni verteilt, sagt Metzger: „Wir wollen das Ganze nicht politisieren, Stichwort Wahlkampf.“ Einige hätten sich schon gemeldet für Besuchsdienste – ein kostenloser Service. Andere Angebote werden etwas kosten. „Der Landkreis Berchtesgadener Land löst es zum Beispiel so, dass eine Dienstleistung acht Euro kostet. Sechs Euro gehen an den Helfer, zwei Euro an den Verein zur Deckung der Kosten“, sagt Metzger. In Kirrweiler soll die Nachbarschaftshilfe an den Verein „Kirrweiler kann’s“ angegliedert werden. Repair-Café Ein Repair-Café ist ebenfalls geplant. Zweimal im Jahr können die Dorfbewohner dann ihre kaputten Geräte in das Café bringen, wo sich ein Elektriker derer annimmt – und sie im besten Fall wieder zum Laufen bringt. Bürgerbus Das Fahrzeug soll vor allem für Fahrten in nahegelegene Einkaufszentren genutzt werden, sagt der Ortsbürgermeister. Rein rechtlich sei es nicht möglich, Krankenfahrten zu machen, da es dafür eine Sondergenehmigung brauche. Foodsharing Lebensmittel, die überflüssig sind oder aus Überproduktion stammen, sollen in einem umfunktionierten Gartenhäuschen kostenlos angeboten werden. Das Ziel: Lebensmittelverschwendung reduzieren. Das Häuschen, das zum „Fair-Teiler“ umgebaut wird, wird hinter dem Edelhof nahe des Parkplatzes aufgestellt. „So ist es auch gut erreichbar und relativ zentral“, ist Metzger überzeugt. Neben Privatpersonen füllen auch Ehrenamtliche das Häuschen, nachdem sie Lebensmittel aus Supermärkten abholen, die sonst entsorgt würden. Über den Smartphone-Nachrichtendienst Whatsapp können sich Nutzer auf dem Laufenden halten, was im „Fair-Teiler“ liegt. „Die Leute können auch einfach vorbeikommen“, so Metzger. Für den 28. Mai ist eine Infoveranstaltung zum Thema geplant, danach soll’s losgehen. Biotopbildung Der Arbeitskreis Umwelt und Natur macht sich dafür stark, dass der Nickelsee als Biotop umgestaltet wird. Der See sei früher voll Wasser gewesen, da dies illegal umgeleitet worden sei, erklärt Metzger. Seit dies nicht mehr der Fall sei, fehle Wasser. Das solle sich ändern. Zudem sollen Bienenhotels aufgestellt und Blumensamen auf Gemeindewiesen gesät werden. Dazu lasse sich die Gemeinde vom Naturschutzverband Südpfalz beraten. Essbares Dorf Mindestens drei Flächen im Dorf sollen mit Nutzpflanzen statt mit Zierpflanzen gestaltet werden. Für das Hochbeet vor dem Rathaus ist ein Kräutergarten geplant, aus dem sich die Kirrweilerer bedienen dürfen. Am Parkplatz dahinter werden auf Wunsch der Schüler Tomaten angepflanzt. Auf einer kleinen Fläche in den Forstgärten sollen Salat und andere Gemüse wachsen. Ein Nachbar will sich darum kümmern. Am Hang des sogenannten Schulgässels zwischen Friedhof und Schule sollen Johannes-, Him- und Heidelbeeren angelegt werden. Auch hier hat sich ein Anwohner gemeldet, um sich darum zu kümmern. Infrastruktur Langfristiger denken die Teilnehmer des Arbeitskreises Infrastruktur. Geplant ist etwa öffentliches W-Lan am Brunnen. „Dazu stellen wir einen Antrag auf Förderung“, sagt Metzger. Ein weiteres Thema sei Carsharing, also die organisierte gemeinschaftliche Nutzung eines oder mehrerer Autos, und inwieweit sich Elektromobilität auf die Gemeinde auswirkt. Wohn-Pflege-Gemeinschaft Die geplante Wohnanlage im Zentrum Kirrweilers (wir berichteten) läuft unabhängig der Dorfmoderation. Jedoch sollen deren Projekte mit der neuen Anlage verzahnt werden. So könnte das Repair-Café dort stattfinden, so Metzger. Nach den Sommerferien gehe es in die Detailplanung. Bis dahin soll auch ein passender Betreiber gefunden sein. Verschiedene Interessenten seien angeschrieben worden, bei einigen warte man noch auf Rückmeldung. Derzeit werde das Testament von Herta Kuhn abgewickelt. Die Kirrweilerin hatte der Bürgerstiftung der Gemeinde ihr Vermögen vererbt. Bis zum 1. August muss die Gemeinde ein ausgereiftes Konzept aus der Dorfmoderation vorlegen, um für acht Jahre Schwerpunktgemeinde werden zu können und entsprechende Fördergelder zu erhalten. Eine Entscheidung darüber fällt Metzger zufolge im April 2020.

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