Neustadt Heimische Sträucher helfen den Bienen

Im Schulhof war fast kein Durchkommen. An der Ecke stauten sich die Besucher. Dass die meisten obendrein mit Tüten bewaffnet waren, aus denen große Pflanzen ihre Köpfe reckten, trug nicht zur Verbesserung des Verkehrsflusses bei. In Maikammer fand am Wochenende der Pfälzer Gartenmarkt statt. Das bedeutet: Ausnahmesituation.

Schon am Samstagvormittag stehen selbst am Rand der Wirtschaftswege die Fahrzeuge. Kennzeichen aus der Umgebung, aus Baden-Württemberg, anderen Ecken der Republik oder Frankreich sind zu finden. Die ersten Besitzer kommen bereits zurück – beladen mit Pflanzen oder großen Dekoartikeln. Andere stürzen sich erst ins Gedränge auf dem Frantzplatz. Dort hat erstmals der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) einen Stand aufgeschlagen. Klaus-Peter Schmitt, Pressereferent der Landesgeschäftsstelle in Mainz, ist begeistert: „Die Qualität des Marktes ist wirklich gut.“ Erfreut zeigt er sich über die vielen Interessierten. Vor allem die pädagogischen Magazine für Kinder, wie die über das Leben in der Wiese oder im Wasser, gingen gut, erklärt Schmitt. Das sei wichtig, schon die Kleinsten sollten für die Umwelt sensibilisiert werden. „Die Kriege der Zukunft werden um unser wichtiges Lebensmittel geführt, weil immer weniger Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben“, sagt Schmitt. Verkaufen will der BUND nichts, sondern Ratschläge geben, wie jeder Landschaft und Natur schützen kann. „Heimische Sträucher nehmen“, rät Schmitt. In den Gärten stünden zu viele exotische Pflanzen. Unsere Insekten fänden kaum noch Nahrung, nicht zuletzt wegen der Monokulturen. „Es herrscht ein Artensterben.“ Selbst Kleingärtner bekämpften mittlerweile Unkraut und Schädlinge mit starken Giften, beklagt der BUND-Mitarbeiter. „Da wächst und gedeiht dann gar nichts mehr. Doch wer soll die Blüten bestäuben, wenn es keine Bienen und Hummeln mehr gibt?“ Um Nützlinge anzulocken, empfiehlt Schmitt, Insektenhotels aufzustellen. Diese fertigt Klaus-Thomas Mayer aus Rüssingen. Einige größere und kleinere Exemplare hat er vor sich stehen. „Insektenhotels gab es in England schon in den 1880er Jahren“, erzählt Mayer. Sie seien aber in Vergessenheit geraten und dort vor einigen Jahrzehnten wiederentdeckt worden. „In Deutschland sind sie erst vor zehn und vor fünf Jahren so richtig in Mode gekommen.“ Gut wäre es, wenn in jedem Garten eins stünde, denn dort könnten sich die nützlichen Insekten optimal vermehren. Mayer hat vor 20 Jahren angefangen, Insektenhotels zu bauen. Seit vier Jahren macht er es hauptberuflich, vertreibt seine kleinen Kunstwerke über Gartencenter. Die Häuschen stellt er aus in Deutschland wachsenden Mammutbäumen her. In der Mitte sind Schilfröhrchen, in die vor allem Solitärbienen und Solitärhummeln ihre Eier ablegen. „Sind die Röhren voll, verschließen die Insekten sie mit Mörtel“, weiß der Erbauer. Hätten sie einmal hier ihre Eier abgelegt, kämen sie immer wieder. Marienkäfer und Florfliege fänden in den Hotels beste Bedingungen zum Überwintern. Daneben hat er Hummelhäuser mit zwei Kammern, eine für die Königin mit Schafwolle und Hobelspänen, eine für die Verteidigung, sowie Häuschen für Marienkäfer. Nett, praktisch und dank der leicht zu reinigenden Plexiglasscheiben und des Siebbodens „hygienisch einwandfrei“ sind die Nistkästen für Meisen oder Finken. Den Lochblechboden, der gewährleistet, dass das Futter trocken bleibt, hat sich Erfinder Klaus-Thomas Mayer patentieren lassen. Neben Insektenhotels gehören nach Meinung von Gärtnermeister Matthias Steinmetz in einen naturnahen Garten Stauden und Kräuter. Trockenmauern böten Eidechsen eine gute Rückzugsmöglichkeit. „Alles, was blüht, zieht Schmetterlinge und Bienen an“, betont Steinmetz. Wenig hält er von den momentan modernen Splitgärten, die mit Folien unterlegt sind. „Kein Vogel, kein Regenwurm fühlt sich dort wohl.“ Außerdem sammelten sich auch da die Samen von Unkraut – und „das ist noch schwerer zu entfernen als aus Erde.“ (giw)

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