Neustadt Hauptsache sicher

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Die erste Containerunterkunft für Asylsuchende in Neustadt ist seit Donnerstag bewohnt. Gestern haben sich interessierte Bürger ein eigenes Bild von der Anlage im Naulott gemacht. Beim Tag der offenen Tür ist das Interesse groß.

„Es interessiert mich.“ Friederike Ballaire (26) aus Hambach muss nicht lange überlegen, warum sie an diesem Freitagnachmittag in die Europastraße 6 gekommen ist. Gerade hat sie sich bei Haider Amiry informiert. Zusammen mit seinem Kollegen Klaus Gatz betreut der Mitarbeiter des städtischen Fachbereichs Familie, Jugend und Soziales Asylsuchende, die in der Übergangsstation im Naulott untergebracht werden. „Was passiert in Neustadt mit Flüchtlingen?“, fragt Friederike Ballaire. Sie will sich engagieren, versucht, einen Kontakt zu bekommen. Auch Neustadt müsse sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe stellen, ist sie überzeugt. Mit der dreijährigen Tochter Maja auf dem Arm, schaut sich die 26-Jährige um, erzählt mit anderen Besuchern, hält ihren Einsatzwillen zuletzt schriftlich fest – auf eigens ausgelegten Fragebögen. Viele Gäste zählt die Übergangsstation an diesem Tag. 20 Container wurden an der Europastraße aufgestellt, rundum ist es staubtrocken, die nackte Erde wartet darauf, gestaltet zu werden. Gleich hinter der Eingangstür Sanitäranlagen, die Gemeinschaftsküche und ein Büro für die städtischen Betreuer. Dann folgen weitere nummerierte Türen, gerade Zahlen rechts, ungerade links. Nummer 13 ist bereits bezogen. Zwei Betten, ein Tisch, zwei Stühle, zwei Metallspinde, der Boden mit Linoleum ausgelegt: Das ist seit Donnerstag das neue Zuhause von Vjesel Fikret und Kevser Ajyredinova. Das ältere Roma-Ehepaar ist aus Mazedonien nach Deutschland geflüchtet, wird derzeit geduldet. Sechs Monate lebten sie im Heim auf der Haardt, jetzt also die Europastraße. „Es mag eng sein, aber wir sind in Sicherheit“, meint Vjesel Fikret und fügt an: „Es ist auch nicht leicht für die Stadt, so viele Menschen unterzubringen.“ Ihre Anhörung steht noch aus. Sie seien nicht freiwillig gegangen, erzählen die beiden. „Aber man will uns dort nicht“, sagt Kevser Ajyredinova und zeigt auf Narben in ihrem Gesicht, die ihr bei einem Angriff beigebracht worden seien. Der Sohn der beiden lebt mit seiner Familie seit drei Jahren nahe München. Klar würde sie gern in seiner Nähe wohnen, eine Umsiedlung ist aber bisher nicht möglich. Dass sich gestern in ihrem neuen Zuhause viele Menschen tummelten – Vertreter des öffentlichen Lebens, Behörden wie der Polizei, natürlich des Asylbewerberheims in Haardt und interessierte Mitmenschen – stört das Ehepaar nicht. „Das ist doch kein Problem. Das sind doch nette Menschen“, meint Vjesel Fikret. Zu ihnen gehört auch Imam Rasit Altindag. Für Mitte September kündigt er ein Willkommensfest für die Bewohner der Europastraße 6 in der benachbarten Moschee an. Fachbereichsleiterin Marion Walz wirkt entspannt angesichts der fröhlichen Atmosphäre an diesem Tag der offenen Tür. Es gibt aber noch einen anderen Grund: Ihrem Team ist es am Donnerstag gelungen, ein junges tschetschenisches Ehepaar gut unterzubringen. „Angekündigt waren die Eheleute, für uns eine Überraschung war ihre knapp drei Wochen alte Tochter.“ Doch wie so oft, sei auch diese Überraschung gemeistert worden, erzählt Walz. Statt im Naulott, lebt die kleine Familie jetzt in einer eigenen Wohnung. (ahb)

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