Neustadt „Good vibrations“ auf der Bühne

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Maikammer. Zweimal ausverkauft war das Bürgerhaus in Maikammer am Wochenende bei den beiden Auftritten der „Friends of Music“ der Sängervereinigung Maikammer zum Thema „Flower Power“. Es war das erste große Konzert der Dirigentin Sarah Wiedmann, die den Chor vor zwei Jahren übernommen hat, und der Einstand fiel durchaus überzeugend aus.

Während man noch überlegte, wie wohl die „Ente“, eines der Kultautos der Blumenkinder-Zeit, ins Innere verfrachtet werden konnte, ging es auch schon los mit einem frisch gesungenen „California Dreaming“, im Original von „The Mamas and the Papas“. Überhaupt erinnerte die außergewöhnliche Deko von Joachim Kiefer mit den vielen Blumen, bewachsenen Zäunen und angedeuteten kleinen Wiesen perfekt an die Zeit des „Summer of Love“ und der Pril-Blumen in Mamas Küche. 35 Sängerinnen und Sänger – die Männer wie in fast allen Chören natürlich in der Minderzahl, stimmlich aber äußerst präsent – hatten sich an die handgemachte Musik der Flower-Power-Zeit gewagt, die die meisten sicher auch ein wenig an die eigene Jugend erinnerte. Mitreißend-flott kam „Good Vibrations“ von den „Beach Boys“ herüber, ein Song, der die guten Schwingungen der Liebe und deren Hochgefühl thematisiert. Die Arrangements waren drei- und vierstimmig gesetzt, wobei es an dieser Stelle nicht versäumt werden soll, die Solisten zu nennen: Claudia Raidl (Sopran), Kathrin Günther (Sopran) und Ralf Kuhn (Bass). Wiewohl auch a capella gesungen wurde, beispielsweise bei „Sunny“ von Bobby Hebb, bei dem man die Bandbreite der Stimmen gut heraushören konnte, wurde der Chor doch bei den meisten Stücken von drei Instrumentalisten versiert begleitet: Maya Wittinger Houy an Klavier und Bass, Constantin Houy an Cajun und Bass sowie Raphael Petri an Bass, Percussion und Gitarre. Das Markenzeichen des Chors war die tolle Bühnenpräsenz und der Spaß am Gesang, der schnell ins Publikum überschwappte, das schon nach kurzer Zeit begann mitzuklatschen und -zusummen. Auf groovige Beiträge folgten ruhige, nachdenkliche Songs wie „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel. Der Höhepunkt des Abends war aber zweifelsohne „Aquarius/Let the Sunshine in“ aus dem Musical „Hair“: Dieser Titel wurde ohne die störenden Notenbücher gesungen, wodurch sich den Interpreten Gelegenheit bot, zu tanzen und sich gestisch auszutoben. Auch die anderen Songs wären sicher noch authentischer, noch lebendiger rübergekommen, wenn man sie auswendig vorgetragen hätte. Sehr schön war, dass man auch einiges über die Hippie-Zeit erfuhr: Britta Merten führte durch das Programm, wobei man sich allerdings etwas mehr Schwung und Elan gewünscht hätte. Nach der Pause hatte sich der Chor auch modisch der Flower-Power-Zeit angepasst: mit langen, luftigen, quietschbunten Kleidern aus fließenden Stoffen, Blumen im Haar, großen Sonnenbrillen und gehäkelten Jacken zu Schlaghosen. Und wer erinnert sich nicht an die hohe Schlüpfsandale mit dem klackerndem Holzabsatz, die Clogs? Symbole eines freien und selbstbestimmten Lebens. Natürlich durfte da auch eine der ganz großen Hippie-Hymnen nicht fehlen: „Puff, the magic dragon“ von Peter, Paul & Mary. Wehmütige Erinnerung an eine aufregende Zeit! Aussagekräftige Körpersprache unterstützte den eingängigen Gesang! Und wie recht hatte John Phillips, der in „Monday, Monday“ vom Montag als dem schrecklichsten Werktag der Woche sang, der nach einem schönen Wochenende zuverlässig Ernüchterung bringt. Vielleicht können wir sie doch hinüberretten, die Harmonien der Flower-Power-Zeit, in die neue Woche. Und wer noch nicht genug hat von flotten Rhythmen, dem sei das Marktkonzert in der Stiftskirche in Neustadt am 19. August empfohlen, bei dem der Chor nochmals Auszüge aus seinem Hippie-Programm präsentieren wird.

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