Neustadt Gästebuch: Auf den Spuren des großen Europäers

Lag traumhaft am Ende der Waldstraße nahe dem Kloster: das ehemalige Kurhaus Kohler.
Lag traumhaft am Ende der Waldstraße nahe dem Kloster: das ehemalige Kurhaus Kohler.

Was den Verwaltungsrat des Europazentrums Robert Schuman in Lothringen aufs Hambacher Schloss verschlägt.

Sein Zuhause ist nahe Metz in Lothringen. Und dort wird im Normalfall auch getagt. Am Montag aber verband der Verwaltungsrat des Europazentrums Robert Schuman seine Sitzung mit einem Ausflug in die Pfalz. Genau gesagt nach Neustadt und aufs Hambacher Schloss.

„Nein, nein, nicht inhaftiert, sondern in Ehrenhaft.“ Richard Stock, Generaldirektor des Zentrums, korrigiert sofort, denn er weiß genau Bescheid über Schuman und Neustadt. Im damaligen Kurhaus Kohler war der französische Staatsmann und große Europäer zwischen April 1941 und August 1942 auf Anordnung von Gauleiter Josef Bürckel von den Nazis festgesetzt worden. Zuvor hatte die Geheime Staatspolizei Schuman in Metz verhaftet. Bürckel wollte ihn für das Dritte Reich gewinnen, ein Plan, der von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Trotzdem wurde seine Haft nach und nach gelockert, durfte Schuman auch das Hotel verlassen. Er sei unter anderem hoch aufs Schloss, sagt Stock, bevor ihm dann die Flucht nach Frankreich gelang.

„Für die Toten aller Kriege“

Für Stock ist es der zweite Besuch der „Wiege der deutschen Demokratie“. Auch für Schuman sei das Schloss ein mächtiges Symbol gewesen. Eines, wo sich schon 1832 beim Hambacher Fest Menschen mit den Muttersprachen Deutsch, Französisch und Polnisch getroffen hätten, um für Freiheit und Demokratie einzutreten. Genau in diesem Sinne habe auch Schuman schon 1942 erklärt, dass der Zweite Weltkrieg anders beendet werden müsse als der Erste – um dauerhaft Frieden zu schaffen zwischen den Erbfeinden Deutschland und Frankreich. Das wäre gerecht für die Toten aller Kriege, zitiert Stock den großen französischen Staatsmann.

An diesem Montag steht aber nach der Busanreise aus Scy-Chazelles, wo das Wohnhaus Schumans als Sitz des Zentrums und als Museum dient, zunächst ein kleiner Umtrunk im Schloss-Restaurant an. Mit dabei ist Schloss-Managerin Ulrike Dittrich, für die der Besuch kein fremder ist. Schon lange stünden Schloss-Stiftung und Europazentrum, beide ausgezeichnet mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel, im Austausch. Schließlich gehe es hier wie dort um Demokratiebildung, den Europagedanken, und das Netzwerken funktioniere immer besser „mit Augenkontakt“.

Das Château des Marons

Für Brigitte Torloting, Vizepräsidentin der Region Grand Est, hingegen ist es das erste Mal. „Ich war schon oft in Deutschland, aber noch nicht auf dem Schloss.“ Und so geben Dominique Gros, viele Jahre Bürgermeister von Metz, und Jean-Luc Bohl, Mitglied im Regionalrat von Montigny-lès-Metz, eine kleine Einführung. Bevor es dann zur touristischen Schlossführung geht, bei der auch auf die frühere Keschdeburg verwiesen wird, ganz locker übersetzt mit Château des Marons, verliert Werner Schreiner noch ein paar Begrüßungsworte.

Als Beauftragter der Ministerpräsidentin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit vertritt der Neustadter an diesem Tag Malu Dreyer, die die Vertreter des Europazentrums Robert Schuman nach Neustadt eingeladen hatte. Dass am Nachmittag noch eine Entdeckungstour durch die Stadt und auch durch die Waldstraße, wo das Hotel Kohler einmal stand, führte, versteht sich von selbst.

Begrüßung auf dem Schloss (von links): Werner Schreiner, Brigitte Torloting und Richard Stock
Begrüßung auf dem Schloss (von links): Werner Schreiner, Brigitte Torloting und Richard Stock
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