Neustadt Ermittlungen in Elwenfels

Maikammer. Christian „Chako“ Habekost und seine Frau Britta haben am Freitagabend in Maikammer ordentlich die Lachmuskeln der Besucher strapaziert. Im Weingut Dengler-Seyler las das Duo aus seinem Roman „Elwenfels“ – wobei Chako deutlich machen musste, dass es sich bei dem literarischen Werk um einen Krimi handelt. Dieser ist allerdings mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit, inklusive herrlichen Dialogen in Mundart, gespickt, dass neben der Spannung auch der Humor nicht zu kurz kommt.

„Zivilisierter Großstädter in Pfälzer Wildnis“, so beschreibt Chako die Ausgangslage, die für Carlos Herb nicht leicht ist. Der Hamburger Privatermittler ist auf der Suche nach einem verschwundenen Immobilienmagnaten und landet dabei ausgerechnet in der Pfalz – eine Region, die wahrlich nichts für passionierte Biertrinker ist. Umso herrlicher ist es zu verfolgen, wie das Nordlicht von den Pfälzern an deren liebstes Getränk Weinschorle herangeführt wird. Äußerst amüsant sind auch Herbs Wortschöpfungen fürs Dubbeglas: Glasbottich, Weinvase, Tupfenglas – die Gäste im voll besetzten Innenhof des Weinguts lachen mehr als einmal herzhaft auf, wenn der Hamburger sich so seine Gedanken über die „Eingeborenen und ihre Rituale“ macht. Der Vortrag der Habekosts steigert zusätzlich noch den Spaßfaktor. Abwechselnd trägt das Ehepaar die Abschnitte der Kapitel vor, wobei sich besonders Chako stimmlich austobt. Dem Nordlicht verpasst er einen nasalen, etwas leicht steifen Ton, während er alle Einheimische mit der passenden Pfälzer Schnauze zu Wort kommen lässt. Für die Parts des Erzählers hat er ebenfalls eine andere Tonlage parat, sodass dieser Kontrast nicht nur für eine klare Abgrenzung sorgt, sondern die Lesung auch sehr lebendig gestaltet. Britta Habekost steht ihrem Mann dabei in nichts nach. Sie spricht eine 80-jährige Pfälzerin so herrlich schrill und bringt damit die Besucher zum Schmunzeln. So schlagfertig wie die Bewohner Elwenfels zeigt sich auch Chako. Als Karl Schäfer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maikammer, mit einer knappen Stunde Verspätung im Weingut eintrifft, sagt er: „Er kummt zu spät, awwer er kummt.“ Die Interaktion mit dem Publikum ist den beiden Autoren wichtig. Ebenso Spontaneität. Um dem Erfolg Maikammers im Kampf gegen die Zwangsfusion mit Edenkoben Tribut zu zollen, lesen die Habekosts ein Kapitel vor, in dem Bürgermeister Jochen Roland die Bewohner von Elwenfels davon überzeugen möchte, sich am Geschehen in der Verbandsgemeinde zu beteiligen. Doch seine Rede kommt bei den Dorfbewohnern, die ihr autonomes Dasein weiterhin genießen möchten, überhaupt nicht gut an. Kommentare wie „Kumm geh fort“ oder „Verzähl’s deim Frisör“ treffen dagegen genau den Nerv der Zuschauer, die sich gar nicht mehr einkriegen. „Du musst ab und zu mal rübergucken, die brechen voll zusammen“, weist Britta Habekost ihren Mann darauf hin, dass eine Gruppe vor lauter Lachen fast schon unterm Tisch liegt. „Es hat Spaß gemacht hier mit euch“, zieht Chako dementsprechend ein positives Fazit und erinnert daran: „Es ist durchaus ein Krimi“ – das hätte man angesichts der gehörigen Portion Humor fast vergessen.

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