Neustadt Eine Art „Räuber und Gendarm“

Wie Traubenhäutchen wirken die vielen kleinen bunten Umhüllungen, die auf dem Boden des Trainingsgeländes liegen. Ein Paintballer verschießt zwischen 400 und 1200 Farbkugeln während eines mehrstündigen Trainings. Ökologisch ist das kein Problem: Irgendwann lösen sich die Gelatinehüllen auf und werden von der Erde aufgenommen. Paintball ist ein Mannschaftsspiel. Zwei Mannschaften stehen sich einander gegenüber, durch aufblasbare Hindernisse getrennt. Ziel ist es, als Erster einen Mann in die gegnerische Zone zu bringen. Wenn pro Team fünf Mann versuchen, die gegnerische Zone zu erobern, wird aber nicht blind „losgeballert“. Die Spieler suchen vielmehr Deckung hinter den Hindernissen. „Alles eine Frage der Taktik“, erklärt Teamkapitän Oliver Eckrich, genannt „Babbe“. Er gibt seinen Mitstreitern Anweisungen, wie sie sich auf dem Gelände verteilen sollen. „Bis zur ersten Deckung kann man vorplanen. Danach heißt es, improvisieren, sich der Situation anpassen. Schauen, was die andere Mannschaft macht.“ Die Paintballer interpretieren ihren Sport als eine moderne Fassung von „Räuber und Gendarm“. Ausdauer, Technik und Geschick sind gefragt. „Geschossen“ wird nicht – bei den Paintballern heißt das „markiert“. Die Spieler lehnen den militärischen Sprachgebrauch ebenso ab wie Tarnkleidung oder Aggressionen. Wer getroffen wird und auf seiner Kleidung eine deutliche Farbspur hat, ist „draußen“. Aber nicht immer platzt die Farbkugel bei einem Treffer. Das Ganze ist ein Nervenkitzel, aber ungefährlich. Ausgelebt werden hier der Drang nach Bewegung und die Lust auf Abenteuer. Auf eine spielerisch kontrollierte Art. Die Mitspieler kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Das Einzugsgebiet des Neustadter Platzes hat einen Radius von rund 50 Kilometer. Dirk Müller ist der zweite Vorsitzende des Vereins, der 42-jährige Haßlocher betreibt Paintball seit über 20 Jahren. Was er nicht gut findet: dass in Deutschland Jugendliche erst ab 18 Jahren mitmachen dürfen. „In anderen Ländern geht man damit offener und gelassener um“, sagt er. Schließlich gehe es nicht darum, jemanden zu verletzen. Paintball sei eine Sportart wie viele andere. Ganz wichtig seien die sozialen Kompetenzen, die im Team erworben werden. „Hier werden keine Aggressionen ausgelebt“, betont auch Vorsitzender Eric Herbel. Der 26-jährige Römerberger weiß, dass es viele Vorurteile gegen Paintball gibt. Er hält dagegen: „Um das Ziel, die gegnerische Basis, zu erreichen, muss man nicht unbedingt jemanden treffen. Das ist alles eine Frage des Geschicks.“ Verletzungen träten nur auf, wenn die Paintballer unglücklich auf dem Boden aufkommen. „Fechten ist olympisch, dabei passiert weit mehr als bei uns“, sagt Herbel. Steve Dressel ist seit rund einem Jahr dabei. Der 21-Jährige kommt aus Zeiskam. Für den Kfz-Mechatroniker ist dieses Hobby ein wichtiger Ausgleich zum Job. „Hier bekomme ich den Kopf frei, bin auf ein Team angewiesen. Und es bringt etwas für die Fitness“, sagt er. Bei den offiziellen Liga-Wettkämpfen wird in Turnierform gespielt. Für die Freunde dieser Sportart gibt es auf dem Gelände auch andere Hindernisse, beispielsweise Gummireifen oder Bäume und Büsche. Gemeinsam ist allen Angeboten, dass hier nicht Mann gegen Mann, sondern Team gegen Team gekämpft wird. Im September haben die Neustadter ein Benefiz-Turnier veranstaltet. Den Erlös von 1.500 Euro spenden sie dem Neustadter Verein für Bildung und Integration. „Wir wollen etwas für die Gesellschaft tun und diesen Verein unterstützen, der sehr wichtige Aufgaben übernimmt“, erklärt Herbel.

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