Neustadt Ein Anschluss unter dieser Nummer

Jeden Abend geht Udo Merkel mit seinem Australian Terrier „Felix“ Gassi. Und seit dem 9. Dezember wartet der Steinwendener auch jeden Abend darauf, dass sein Telefonapparat wieder klingelt. Doch der schweigt seit dem besagten Tag. Tote Leitung. Nichts geht. Merkel und seine Frau landeten in der telekommunikativen Isolationshaft, weil es bei der Umstellung ihres Festnetzanschlusses auf Internet-Telefonie offenbar zu einer Panne kam. Seither können sie mit Freunden und Bekannten außerhalb ihres Wohnorts nur über Handy kommunizieren. Und dabei hatte doch die Telekom Merkel zu diesem technologischen Upgrade geraten. Er folgte auch brav. Irgendwie verständlich, immerhin haben nationale Ikonen der Glaubwürdigkeit, wie Manfred Krug oder der FC Bayern München, für den magentafarbenen Konzernriesen aus dem schönen Bonn geworben. Aber Werbung ist Werbung, und Realität ist Realität. Und deshalb war Udo Merkel drei Monate lang ohne Festnetzanschluss – bis Dienstag, 17. Februar, 19.40 Uhr. Nachdem er mit „Felix“ wieder vom Spazieren daheim war, meinte seine Gattin, dass er es noch mal mit dem Telefon probieren solle. Als guter Ehemann hob er natürlich den Hörer ab. Und siehe da, es ertönte ein Freizeichen. Merkel hat wieder einen Anschluss unter seiner Nummer. Endlich. Doch ein Wunder geschieht selten allein. Kurz nachdem Merkel wieder über sein Telefon für die Außenwelt erreichbar war, bimmelte es auch schon. „Es tut mir leid, dass es bei Ihnen so lange gedauert hat“, sagte ein Telekomtechniker aus dem badischen Ubstadt-Weiher, wie Merkel der RHEINPFALZ erzählt. Er habe ihm auch gleich seine Nummer gegeben, auf der er anrufen könne, wenn es weitere Probleme gebe. „Es war der erste Mitarbeiter, der sich in der ganzen Zeit bei mir gemeldet hat“, sagt Merkel mit bebender Stimme. Am Mittwochmittag hatte der Steinwendener schon wieder die Telekom an der Strippe. Offenbar ist man in Bonn aus dem Service-Koma erwacht. „Die Sekretärin eines Vorstands hat sich gemeldet und sich im Namen des Konzerns entschuldigt“, erzählt der 67-Jährige. Das sei auch überfällig gewesen, denn er habe zigfach versucht, sich zu beschweren, hing nur in irgendwelchen Warteschleifen quer durch die Republik fest und wurde dann auf die lange Bank geschoben. Die Wogen sind nun wieder geglättet, sagt Merkel. Er kann jetzt nach Lust und Laune telefonieren. Auch mit den Nachbarn, bei denen er gestern gleich einen Rundruf startete, um ihnen die frohe Botschaft zu verkünden. Vielleicht können die beiden nach diesem Happy End auch endlich „Erleben, was verbindet“. Immerhin wirbt die Telekom mit diesem Slogan.

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