Neustadt Ein 63 Jahre altes Schmuckstück

Super Wetter, schöne Autos, knatternde Motorräder, begeisterte Fahrer, faszinierte Zuschauer: Perfekter hätten die Bedingungen für die 20. internationale Weinrallye am Samstag nicht sein können. Rund 360 Interessenten hatten sich beim veranstaltenden AC Maikammer gemeldet, um an der Jubiläums-Tour durch die Südpfalz teilzunehmen.

Gut, der „Schwiegermuttersitz“ im Daimler DB 18 ist vielleicht nicht der allerbequemste. Und auch ein Koffer müsste auf dem ausklappbaren Gepäckträger Platz haben. Dafür ist das Auto an sich aber umso schicker. Tadellos steht es da, der silberne und mit grün abgestimmte Chrom blitzt, die Scheiben und Lampen sind wie die auffallenden Räder gewienert. Um das Fahrzeug in diesem ausgezeichneten Zustand zu halten, investiert sein Besitzer, Bernd Greiss, fast jede freie Minute, wie er zugibt. Das Schmuckstück, das 63 Jahre auf dem Buckel hat, wird von 86 PS angetrieben, bei einem Hubraum von 2,5 Litern. „Es gibt nur noch 56 Exemplare weltweit“, weiß der Besitzer. Er hat seines von einem deutschen Konsul gekauft, der einst in Australien tätig war. „Daher ist das Lenkrad auch auf der rechten Seite.“ Für Bernd Greiss, mit seinem Freund Ralf Kempf aus Heßheim angereist, ist das kein Problem. Er steuert den fünf Meter langen und 1,60 Meter breiten Daimler behände durch die engsten Gässchen. Vom Marktplatz Maikammer aus startend, wo alle Teilnehmer den Zuschauern vorgestellt werden, geht es auf malerischen Straßen Richtung Bad Bergzabern. Eine sehr schöne Strecke, kommentiert Greiss, der auch die Organisation lobt. Auf den steileren und abschüssigeren Strecken im Wald muss der Chauffeur etwas aufpassen. „Die Bremse darf nicht zu heiß werden“, sagt er. Ansonsten lässt der Daimler – nicht zu verwechseln mit dem deutschen Daimler, wie Greiss immer wieder erklärt – an komfortablem Fahrgefühl kaum Wünsche offen. Fahrer und Beifahrer sitzen in bequemen Ledersitzen. Bei Bedarf kann das Verdeck leicht geschlossen werden. „Und“, erzählt der stolze Besitzer, „es hat mit dem Vorwahlgetriebe eine Art Halbautomatik.“ Das bedeutet, dass er einen der vier Gänge – in der Regel verwendet er nur drei, der vierte ist für Schnellstraßen oder Autobahnen – nach Voraussicht per Knopfdruck auswählt und das Fahrzeug dann selbst entsprechend schaltet. Nicht ganz zufrieden ist Greiss mit den Scheibenwischern – „die wischen nur eine kleine Lücke frei“, sagt er lachend. Aber bei Regen lässt er seinen „Schatz“ sowieso lieber in der Garage. In dem Daimler sei viel Holz verbaut, dem die Feuchtigkeit zusetze. Ansonsten habe er mit dem Auto kaum Probleme. Sicher, räumt der Heßheimer ein, Ersatzteile zu beschaffen, sei nicht ganz einfach. Da komme der Daimler-Club zu Hilfe: „Alle Mitglieder sind gut vernetzt. Jeder hilft jedem, wir geben uns gegenseitig Tipps“. In den 45 Liter fassenden Tank füllt Greiss Super-Benzin. „Und das ziemlich oft“, fügt er schmunzelnd hinzu und verweist auf die 18 Liter, die der Oldtimer auf 100 Kilometer frisst. Die Fahrer älterer Modelle, die früher starteten, halten bereits ein Glas in der Hand, als der Daimler von Bernd Greiss in Bad Bergzabern ankommt. Robert Braun – im zeitgemäßen Outfit – steht vor seinem Chevrolet Six. Das 73-jährige Vehikel mit seinen 54 PS bringe eine Leistung von etwa 70 Stundenkilometer, erzählt Braun. Probleme? „Überhaupt keine“, sagt der Haßlocher und schwingt sich wieder auf den edlen Ledersitz. Mit seinen Mitfahrern macht er sich fertig für die nächste Etappe nach Seebach im Elsass. (giw)

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